Brücken - alle Reussübergänge
Die Strassenbrücke
Die erste Brücke in Mellingen entstand vermutlich gleichzeitig zur Zeit der Stadtgründung 1230/40 durch die Grafen von Kyburg. Damit entstand ein bewehrter Reussübergang zwischen den beiden ebenfalls kyburgischen Siedlungen Baden und Lenzburg. Die Brücke selbst ist 1253 erstmals urkundlich erwähnt. 1404 wurde diese durch schweren Eisgang zerstört und darauf neu errichtet. Beim Grossbrand von 1505 erlitt die Brücke ebenfalls recht grossen Schaden und musste repariert werden. 1550 erforderte ein sehr heftiger Orkan den Bau einer neuen Brücke. 1593 und 1645/47wurde die sonst nur mit Holzstämmen abgestützte Brücke zusätzlich mit einem Steinpfeiler verstärkt. Im Ersten Villmergerkrieg demontierten die katholischen Orte einen Teil der Brücke, und Mellingen musste fünf Jahre warten, bis diese wieder vollständig hergestellt war. 1764 beschädigte ein Hochwasser den Bau. 1794 entschloss sich Mellingen zum Bau einer neuen Holzbrücke. Mit der Planung wurde der Luzerner Werkmeister Joseph Ritter betraut. Dieses pfeilerlose Objekt galt als eine der kunstvollsten Brücken jener Zeit. Da aber der Flussübergang in der Franzosenzeit um 1800 durch schwere Militärfourgons überstrapaziert wurde, musste das Gebälk 1813 durch einen Mittelpfeiler abgestützt werden. Im 20. Jahrhundert belastete der stets zunehmende Autoverkehr die Holzbrücke immer mehr. Eine Sanierung wurde unumgänglich. Die vom Kanton vorgeschlagene Umfahrung mit einer neuen Brücke unterhalb des Städtchens lehnte Mellingen ab, weil Gewerbetreibende und Wirte Umsatzeinbussen befürchteten. Deshalb brach man 1927 die Holzbrücke ab und ersetzte sie 1928 durch die heutige Stahlkonstruktion. Die Pläne, die Altstadt endlich vom Durchgangsverkehr zu entlasten, gehen in die 1980er-Jahre zurück. Doch konnte dieses Vorhaben insbesondere wegen der Einsprachen des VCS und des WWF lange Zeit nicht realisiert werden. Erst 2020 war es soweit, mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Ende Oktober 2022 konnte diese Umfahrung mit neuer Brücke nordwestlich der Altstadt in Betrieb genommen werden. Die Brücke von 1928 dient dann nurmehr dem lokalen Verkehr.
Die Eisenbahnbrücke
Mit dem Bau der Nationalbahn, die 1877 eröffnet wurde, kam Mellingen die Ehre zu, die höchste Eisenbahnbrücke auf Aargauer Boden in seinem Gemeindebann zu haben. In Zusammenhang mit der Integrierung der Nationalbahnstrecke in die Heitersberglinie verstärkte man die Pfeiler und verbreiterte die Brücke für zwei Geleise. Durch diese 1975 eröffnete Neubaustrecke erhielt Mellingen noch eine weitere Brücke, welche das „Tal“ zwischen dem Buchberg und dem vor 140 Jahren aufgeschütteten Bahndamm überspannt.
Die Militärbrücke / Steg im Gruemet
Im Spätherbst 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erbaute die Pontonierkompanie II/1 im Gruemet eine sehr stabile Holzbrücke zu militärischen Zwecken. Diese blieb bis 1953 bestehen. Im Jahre 1975 erbaute man den heutigen Metallsteg an der gleichen Stelle, der von Velofahrern und Fussgängern benutzt werden kann. Auf der Unterseite wurden die Leitungen angebracht, in welchen das Schmutzwasser von Mägenwil, Wohlenschwil, Tägerig, Birrhard und dem linksseitigen Gemeindegebiet Mellingens in die ARA auf der rechten Seite der Reuss gepumpt wird.
Soldatebrugg / Städtlisteg
1993 wurde von der Sappeur-Kompanie I/45 die hölzerne Soldatebrugg beim Reusstörli gebaut, damit die Primarschüler, die rechts der Reuss wohnten, gefahrenfreier zur Schulanlage Kleine Kreuzzelg gelangen konnten. Damals unterzog man nämlich das alte Schulhaus Bahnhofstrasse einer grundlegenden Sanierung. Als die Konstruktion im Laufe der Jahre gewisse Sicherheitsmängel aufwies, man aber auf die bequeme Fussgängerbrücke nicht mehr verzichten wollte, entschied sich die Gemeinde 1999 für eine dauerhafte Lösung. Auf zwei schmalen Betonpfeilern abgestützt, schwingt sich der elegante aus Holz gefertigte Steg über den Fluss.
Diashow
Neu angefügt wurden die Bilder und Texte einer 2020 vom Fotoarchiv-Team zusammengestellten Diashow "Von der Holzbrücke zur Eisenbrücke", die möglichweise einmal im Ortsmuseum gezeigt werden könnte.
Literatur: Rainer Stöckli. Mellingen und seine Reussübergänge. Reussbote 16.7.1999, 20.7.1999, 27.7.1999, 6.8.1999.