Post

Bis ins 19. Jahrhundert existierte keine offizielle Postorganisation. Neben den Standesläufern der einzelnen eidgenössischen Orte beförderten zahlreiche offiziöse und private Boten Pakte und Briefe.
Nachdem 1803 der Kanton Aargau gegründet wurde, übernahm dieser 1804 das Postwesen. Bereits 1805 erhielt Mellingen eine Postablage. Eingerichtet wurde diese im Restaurant „Löwen“. Als erster Postablagehalter wirkte alt Schultheiss und Löwenwirt Augustin Müller. 1841 verlegte man das Postlokal in den „Rosengarten“ an der Bahnhofstrasse. Volle 103 Jahre – von 1864 bis 1967 – bot die Post ihre Dienstleistungen am Zentralplatz (damals Postplatz geheissen) neben dem Restaurant „Güggel“ an. Da die Postlokalitäten zu eng waren und auch der Postautoverkehr nurmehr mit Problemen auf dieser viel befahrenen Kreuzung abgewickelt werden konnte, bezog die Post 1967 ihre grosszügigen Lokalitäten mit Schalterhalle, Betriebsgebäude und darüber gelegener Telefonzentrale am Lindenplatz. 1992 befasste sich die Postbehörden mit der Erweiterung des Gebäudes, welche eine Verdoppelung der Fläche vorsah. Doch blieben die Pläne in der Schublade liegen. Da damals auch andere Firmen ins Postgeschäft einstiegen, war Sparen angesagt. 2005 eröffnete man das Postbüro im neu erbauten Wohn- und Geschäftshaus Lenzburgerstrasse 16. Die Post veräusserte ihr Gebäude am Lindenplatz an die Gemeinde Mellingen. Diese verkaufte die alte Post zusammen mit einer weiteren Liegenschaft an die Tinoph AG in Dättwil. Das Unternehmen errichtete auf diesem Grundstück ein grosses Wohn- und Geschäftshaus. Da vor allem die Parkplatzverhältnisse am neuen Standort an der Lenzburgerstrasse für die Postkunden völlig unbefriedigend waren, kehrte diese wieder an die fast gleiche Stelle zurück und mietete sich im Wohn- und Geschäftshaus an der Birrfeldstrasse 5 ein. Die Post von Mellingen wickelte also ihre Geschäfte innerhalb von 210 Jahren in sechs verschiedenen Lokalen ab.
Seit 1776 verkehrte in Mellingen zweimal die Woche eine Postkutsche der Fischerschen Post von Bern, welche die Route Bern – Aarau – Lenzburg – Mellingen – Baden – Zürich befuhr. Als 1848 der Bundesstaat entstand, wurde die Post eine eidgenössische Institution und damit auch das Postkutschenwesen. Daher fuhr ab 1848 täglich ein Postkutschenkurs von Aarau über Lenzburg – Mellingen nach Baden. Bei der Inbetriebnahme der Nationalbahnlinie 1877 stellte man diesen Postkutschenkurs ein. Von 1848 bis 1926 fuhren aber Postkutschen von Bremgarten nach Mellingen. 1926 wurde die Postkutsche durch ein Postauto ersetzt. 1947 eröffnete man die Buslinie Mellingen – Wohlen und ab 1955 verkehrten Postautos zwischen Mellingen und Brugg. Heute bedienen acht Postautolinien die Haltestelle Mellingen Heitersberg.
Rainer Stöckli 2017

Postlokalitäten