Mellinger Städtlichronik 2002 - Die Post in Mellingen seit 1805 - Rainer Stöckli

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Mellinger Städtlichronik 2002 - Die Post in Mellingen seit 1805 - Rainer Stöckli Teil 1

Vor der Gründung einer Postablage im Jahre 1805

Mellingen war seit der Stadtgründung ein wichtiger Verkehrsknoten. Viele Postboten passierten darum unser Städtchen vor allem in Richtung Bern, Luzern, Baden und Zürich. Eine eigentliche Postorganisation, wie wir sie heute (2002) kennen, existierte allerdings bis ins 19. Jahrhundert nicht.
Die offizielle Post der einzelnen Kantone wurde durch die sogenannten Standesläufer, in den Kantonsfarben gekleidete Boten, überbracht. In den Städten wie Mellingen übernahm diese Funktion der Unter- und der Grossweibel.
Auch Klöster hatten ihre Boten. Daneben gab es auch zahlreiche offiziöse und private Boten. Wichtige Routen wurden täglich bedient. So hören wir in unserer Gegend oft vom Zürcher, vom Luzerner oder vom Zuger Boten.
Da Mellingen in der Nähe der Tagsatzungsstadt Baden lag, passierten unser Städtchen viele Boten mit politischer Korrespondenz. Recht prekär wurde es, wenn - wie dies vom 16. bis 18. Jahrhundert oft der Fall war - unser Städtchen in kriegerische Ereignisse verwickelt war. Da kam es hie und da schon vor, dass die damalige Besatzungsmacht die Boten der Feinde bis aufs Hemd gewaltsam ausziehen liess, um auszukundschaften, ob diese lesenswerte Nachrichten auf sich trugen.

1675 wurde in Bern vom Postunternehmer Beat Fischer von Reichenbach (1641-1698) ein privates Postunternehmen gegründet. Die Postboten dieser sogenannten Fischerschen Post passierten Mellingen auf der Route Bern - SoIothurn – Aarburg – Aarau – Lenzburg – MeIIingen –Baden – Zürich - Schaffhausen. Ein spezieller berittener Bote versah den Dienst direkt zwischen Mellingen und Zürich.

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Die Errichtung der Postablage Mellingen im Jahre 1805

Als 1803 der neue Kanton Aargau entstand, wurde die Post 1804 von der kantonalen Verwaltung übernommen. Erster Hauptsitz der kantonalen Postverwaltung war der Gasthof «Löwen» in Aarau, der Mitteltrakt des heutigen Regierungsgebäudes. Aus rechtlichen Gründen - der Vertrag zwischen dem damaligen Stand Bern und der Fischerschen Post wurde 1793 für weitere 15 Jahre erneuert - blieben die Fischer aber bis 1808 auch Postpächter im Kanton Aargau.

1805 erhielt dann auch Mellingen eine Postablage. Diese wurde im Gasthof «Löwen» untergebracht. Damit begann die eigentliche Postgeschichte Mellingens. Erster Postablagehalter wurde alt Schultheiss und Löwenwirt Augustin Müller (1768-1809). Diese Postablage diente auch den umliegenden Dörfern. Mellingen wurde nach wie vor von Lenzburg aus bedient. Die im Städtchen eingesammelte Post wurde per Bote nach Lenzburg zur Weiterbeförderung gebracht. Die Postablage Mellingen verfügte noch über keinen eigenen Poststempel.
Die Briefe wurden erst in Lenzburg mit dem Stempel «MELLINGEN & ROUTE» versehen. (s. Abbildung oben)

Legende zum obstehenden Foto: Brief mit dem Aufdruck "MELLINGEN & ROUTE" vom 12. Februar 1806. Ältester Stempel dieser Art. Dieser Brief wurde noch von der Fischerschen Post transportiert und erst in Lenzburg abgestempelt. Sammlung Martin Gasser, Lenzburg.


Bild-Nr.: 12165
Bild: Mellinger Städtlichronik 2002 / Sammlung Martin Gasser Lenzburg
Text: Rainer Stöckli / Mellinger Städtlichronik 2002
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2002

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Da Mellingen für die Region unteres Reusstal und als Durchgangsort grosse Bedeutung erlangte, wurde die Postablage ca. im Jahre 1813 zum Postbüro erhoben und erhielt zweifellos den ersten Stempel mit dem Schriftzug «MELLINGEN». Der älteste bisher bekannte diesbezügliche Stempel figuriert allerdings erst auf einem Brief vom 19. Januar 1820 (s. Abbildung oben).

Legende zum oben abgebildeten Foto: Ältester bisher bekannter Brief bloss mit dem Stempelaufdruck "MELLINGEN" vom 19. Januar 1820. Vermutlich wurde dieser Stempel seit ca. 1813, als Mellingen zum Postbüro erhoben wurde, im Städtchen selbst verwendet. Es handelt sich um den gleichen Stempel wie jener mit dem Schriftzug "MELLINGEN & ROUTE", nur wurden die Lettern "& ROUTE" weggeschliffen. Sammlung Martin Gasser, Lenzburg.

Wegen der Umwandlung der Postablage in ein Postbüro erhielt der damalige Poststelleninhaber Karl Müller, der Bruder von Augustin Müller, den Titel eines Postoffizianten. Postoffizianten gab es damals im Aargau nur deren 12. Die Bedeutung Mellingens als Postsammelpunkt manifestierte sich 1816 auch darin, dass die Post aus dem Freiamt von Muri und Wohlen – nicht mehr nach Lenzburg, sondern nach Mellingen zur Weiterbeförderung gebracht wurde.
Um 1820 verkehrte viermal wöchentlich ein Briefbotenkurs mittels Einspänner von Bremgarten über Mellingen nach Lenzburg. Nicht von ungefähr wurde denn auch 1820 das Salär des Mellinger Postoffizianten von jährlich 110 auf 150 Fr. erhöht. Einem Dokument von 1834 entnehmen wir, dass jeweils am Sonntag, Montag und Donnerstag die Post vom Freiamt nach Aarau über Wohlen und Mellingen und an den übrigen Tagen über Wohlen und Lenzburg transportiert wurde.



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Die Postlokale

Nicht selten wurden die ersten Postlokale in Gebäuden von Gaststätten, welche stets einen halböffentlichen Status innehatten, untergebracht, so auch in Mellingen. Von 1805 bis 1841 wurden die Postkunden im «Löwen» bedient. 1841 verlegte man das Postbüro in den «Rosengarten», ins heutige (2002) Chinarestaurant an der Bahnhofstrasse. Von der postalischen Vergangenheit des «Rosengartens» zeugte bis Ende des 20. Jahrhunderts ein hübsches Medaillon mit Posthorn an der Decke der Gaststube (siehe Bild-Nr. 01074). Volle 103 Jahre, von 1864 bis 1966, befand sich dann die Postniederlassung am Zentralplatz in den Räumlichkeiten der heutigen (2002) Kantonalbank. Auch dieses Zwillingsgebäude beherbergte wieder eine Gastwirtschaft, den «Güggel». Aus Diskretionsgründen verlangte die Postverwaltung allerdings, dass die Verbindungstüre zwischen den beiden Gebäuden zugemauert werden müsse. 1948/49 wurden die Postlokalitäten einer gründlichen Renovation unterzogen. Während des Umbaus wickelte man die Postgeschäfte in einer Baracke auf dem Lindenplatz ab, wo keine 20 Jahre später die heutige (2002) Post eröffnet werden sollte.
Da die Platzverhältnisse am Zentralplatz wegen des angewachsenen Postverkehrs in Mellingen immer prekärer wurden, entschloss sich die PTT für einen grosszügigen Neubau an der Birrfeldstrasse. Dieses zweckmässige Gebäude, geprägt von klaren architektonischen Linien, mit Schalterhalle, Betriebsgebäude, darüberliegender Telefonzentrale und genügend grossen Aussenflächen für Anlieferung und Abtransport der Postgüter und den ständig zunehmenden Postautoverkehr konnte 1967 in Betrieb genommen werden.

1992 befasste man sich bereits wieder mit der Erweiterung des Gebäudes, welches eine Verdoppelung der Fläche vorsah. Doch verschwanden diese Pläne wieder in den bekanntermassen tiefen Schubladen der Verwaltung. Angesichts der Tatsache, dass die Post heute (2002) ein selbständiges Unternehmen ist, das an allen Ecken und Enden wegen zunehmender anderweitiger Konkurrenz den Sparhebel ansetzen muss, wird sich Mellingen wohl noch lange mit den heutigen Räumlichkeiten begnügen müssen.

Nachtrag von 2023:
2005 wurde das Postlokal im Neubau Lenzburgerstrasse 16 untergebracht.
2013 Umzug in den Neubau Birrfeldstrasse 5. Das Postbüro war jetzt also in jenem neuen Geschäfts- und Wohnhaus untergebracht, wo dereinst das Postgebäude am Lindenplatz stand.


Bild-Nr.: 12166
Bild: Mellinger Städtlichronik 2002 / Sammlung Martin Gasser Lenzburg
Text: Rainer Stöckli / Mellinger Städtlichronik 2002
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2002

2002

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Die Postangestellten

Die Posthalter von Mellingen 1805 - 2002
1805 - 1809 Augustin Müller
1809 - 1832 Karl Josef Anton Müller
1841 - 1849 Franz Xaver Wassmer
1849 - 1864 Genoveva Antonia Wassmer
1864 - 1904 Xaver Theodor Gretener
1904 - 1.932 Friedrich Wilhelm Huber
1932 - 1954 Hans Frey
1954 - 1956 Ernst Härry
1957 - 1990 Hans Suter
1990 - Paul Bircher

Foto:
Briefträger Gottfried Bütschi (1909-1980). In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg trat der allerseits sehr beliebte Briefträger in die Dienste der Post Mellingen, der er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1974 treu blieb. Noch bis zum 70. Lebensjahr wirkte er als Aushilfsbriefträger in Mellingen und Wohlenschwil.

Leiter der Post ist der Posthalter. In der fast zweihundertjährigen Postgeschichte Mellingens sind bloss 10 Posthalter zu verzeichnen, mit anderen Worten: Jeder führte diesen verantwortungsvollen Posten durchschnittlich 20 Jahre! Gar nicht freiwillig verliess 1864 Genoveva Antonia Wassmer, welche ihrem 1849 frühzeitig verstorbenen Gatten Franz Xaver Wassmer nachfolgte, ihren Posten. Da sie bereits gebrauchte Postmarken im Gesamtwert von 70 Rappen wieder verwendete - vermutlich versuchte sie dies, indem sie nur am Rande gestempelte Marken beschnitt, wurde sie fristlos entlassen.

Während am Anfang der Postdienst vom Posthalter allein versehen wurde, kamen im Laufe der Zeit insbesondere in den letzten Jahrzehnten, da Mellingens Einwohnerzahl stürmisch anwuchs, immer mehr Postangestellte und Zustellbeamte hinzu. Legendär waren vor dreissig, vierzig Jahren die Briefträger Gottfried Bütschi, Karl Kaufmann, Niklaus Wigger und Walter Zimmermann und am Schalter Postverwalter Hans Suter. Noch vor 10 Jahren benötigte man am Schalter und im Bürodienst 5 Vollzeitangestellte und einen Lehrling. Im Zustellbereich waren 550 Stellenprozente und ein Lehrling ausgewiesen. Infolge Zentralisierung gewisser Postdienste, Sparmassnahmen, und der Konkurrenz anderer Postdienste sind diese Zahlen heute drastisch gesunken. Zurzeit entfallen in Mellingen auf das Schalter- und Büropersonal nur noch 370 Stellenprozente; bei der Zustellung der Post muss man sich mit 440 Stellenprozenten begnügen. Daraus kann man erahnen, dass die einzelnen Poststellen seit der Liberalisierung des Postwesens «nicht mehr denselben Stellenwert haben wie auch schon», bedauert der heutige (2002) Posthalter Paul Bircher.

Einige Zahlen

Die nachfolgende Zusammenstellung illustriert, wie massiv die Anzahl der auf der Poststelle Mellingen aufgegebenen Briefe stieg, während bei den aufgegebenen Paketen die Menge in den letzten Jahren wohl infolge Konkurrenz anderer Postunternehmen, der Neuorganisation des Pakettransports und möglicherweise auch der Umstrukturierung von Mellingens Industrie und Gewerbe stark zurückgegangen ist:

Jahr Briefe Pakete

1870 39 195 5 335
1900 49 261 5 834
1920 72 783 10 971
1950 161 974 19 776
1960 238 328 30 080
2001 700 000 14 187

Für die von den Briefträgern in Mellingen zugestellten Briefe und Pakete liegen uns nur die Zahlen von 2001 vor:
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr nicht weniger als 2 418 125 Briefe zugestellt, also mehr als dreimal so viel, wie in Mellingen aufgegeben wurden. Eine bedeutende Rolle dürften dabei die heute zahlreich zugesandten Werbesendungen, Bettelbriefe und Bankbelege spielen. Durch die Post Mellingen wurden im letzten Jahr (2001) 18 982 Pakete zugestellt. Doch bilden diese Pakete nur etwa einen Drittel aller Pakete an Adressen in Mellingen; rund zwei Drittel werden direkt durch die Paketbasis Hunzenschwil zugestellt.

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Eine äusserst wichtige Dienstleistung unserer Post sind auch die von ihr vorgenommenen Finanztransaktionen. Obwohl heute viele Einzahlungen über direkte Zahlungsaufträge und nicht mehr am Postschalter getätigt werden, sind die Zahlen auch heute noch imposant:

Jahr Einzahlungen Auszahlungen

1870 436 661
1900 3 385 2 150
1920 10 370 3 301
1950 39 812 5 737
1960 66 555 9 774
2001 118 000 12 000

Der Posttransport

Seit 1977 wird alle in Mellingen abgehende und eintreffende Post durch Lastwagen transportiert. Genau hundert Jahre lang erfolgte dieser Transport, als 1877 die Nationalbahn eröffnet wurde, hauptsächlich durch die Bahn. Daneben gab es neben den Postkutschen und später den Postautos auch noch private Postboten. So beförderte der Posthalter von Wohlenschwil bis 1977 sämtliche in seiner Poststelle aus- und eingehende Post - zuletzt mit seinem Privatauto - nach und von Mellingen.
Ein gleicher Postbote kursierte bis tief ins 20. Jahrhundert auch zwischen Mellingen und Rütihof.

Komplizierter war es, als in Mellingen noch keine Bahn durchfuhr. Damals wurde ein Teil der Post durch die spärlich in Mellingen durchfahrenden Postkutschen befördert. Ein Grossteil der Postsachen wurde aber durch Postboten zu Fuss, per Pferd oder per Einspänner transportiert. Dabei fällt auf, dass Mellingen ein wichtiger Bündelungspunkt verschiedenster Postbotenrouten aus dem Freiamt, vom Rohrdorferberg und aus allen anderen Himmelsrichtungen war. Mit anderen Worten: Weil hier in Mellingen die Postkutsche Zürich - Bern durchfuhr, brachten die zahlreichen Postboten nicht nur für Mellingen bestimmte Post mit sich, sondern vermutlich weit mehr Poststücke für den Umlad und den Weitertransport.


Die Postkutschen
waren sowohl für den Post- als auch den Personentransport von sehr grosser Bedeutung. 1776 eröffnete die Fischersche Post von Bern einen Postkutschenkurs Bern - Zürich. Dabei bediente man auf heutigem Aargauer Boden u.a. Aarburg, Aarau, Lenzburg, Mellingen und Baden. Ein weiterer Kurs wurde, um das damals noch österreichische Fricktal zu umfahren, von Basel über den unteren Hauenstein, Olten, Aarau, Lenzburg, Mellingen und Baden ebenfalls nach Zürich geführt. Der Kurs Bern - Zürich verkehrte zweimal wöchentlich, ab 1829 täglich.
Ab 1848 fuhr täglich ein Postkurs von Aarau über Lenzburg und Mellingen nach Baden. 1852 wurde ein täglicher Postkurs Baden - Luzern über Mellingen – Wohlen – Sarmenstorf - Hochdorf eröffnet. Offenbar bestand, da die Postkutschenfahrten horrend teuer waren, eine gewisse Überkapazität. Eine Postkutschenfahrt auf der 24 km messenden Strecke Muri - Mellingen kostete 1867 beispielsweise Fr. 2.90, was gut und gern fast einem Taglohn eines Handwerkers entsprach. So beschloss man 1858, den Lokalpostwagen Lenzburg - Baden nur noch zweispännig über Othmarsingen - Mellingen zu führen.
Als 1877 die Nationalbahn eröffnet wurde, stellte man den Postkutschenbetrieb ein Jahr später auf dieser Linie gänzlich ein. Im selben Jahr entschied die Postverwaltung, die nach der Gründung des Bundesstaates 1848 zu einer eidgenössischen Institution geworden war, den Postkurs Mellingen - Wohlen neu über Fischbach-Göslikon nach Bremgarten verkehren zu lassen, damals noch einmal täglich hin und zurück, ab 1904 zweimal. 1926 fuhr die letzte Postkutsche zwischen Mellingen und Bremgarten. Sie wurde durch ein Postauto ersetzt.

Postauto
Ab 1926 wurde also auch in Mellingen der Hafer vom Benzin abgelöst. Seit diesem Jahr fuhr ein 7-plätziger Kleinbus zwischen Muri und Mellingen-SBB.
1947 wurde die Gesellschaft Autobus Mellingen - Wohlen gegründet und seit 1950 der Betrieb von der Firma Louis Geissmann geführt.
Auch auf der 1955 eröffneten Linie Mellingen - Brugg gewährleistete die Firma Geissmann den Verkehr. Seit 1982 verbinden Postautos im Stundentakt die Städte Baden, Mellingen und Bremgarten.

Im gleichen Jahr eröffnete man auch die Linie Mellingen - Wohlenschwil, welche im Jahr 2000 nach Mägenwil - (Birr-Brugg) weitergeführt wurde. Der ehemalige Postkurs Mellingen-Birr-Brugg befährt seit zwei Jahren neu die Route über Birrhard – Mülligen - Windisch. Mellingen ist also zu einem wichtigen Knotenpunkt des Postautoverkehrs geworden. Und wenn dereinst die S-Bahn Zürich - Aarau in Mellingen an der neu erstellten Haltestelle Heitersberg Passagiere aufnehmen wird, entsteht in Mellingen ein eigentliches Reisezentrum für das Untere Reusstal, Fislisbach und den Rohrdorferberg. Wie schon jetzt bekannt ist, wird dann zumal ein flächendeckendes Postautonetz den Anschluss an die S-Bahn nach Aarau und Zürich gewährleisten.

Da bis vor wenigen Jahren auch die elektrische bzw. elektronische Kommunikation durch die Post betrieben wurde, sollen auch diese Sparten kurz gestreift werden.

Der Telegraf
1867 gliederte man der Mellinger Post auch ein Telegrafenbüro an. 1893 vernehmen wir, die hiesige Telegrafenstation verzeichne einen «Durchschnittsverkehr von 1661 Depeschen» pro Jahr. Diese Information entnehmen wir einem Gemeinderatsprotokoll, denn die Gemeinde musste der Post je nach Umfang des Telegrafenverkehrs eine gewisse Entschädigung entrichten. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Telegraf durch den Fernschreiber und schliesslich durch das Fax abgelöst.
Den Telegrammdienst, der besonders bei feierlichen Anlässen rege benutzt wurde, stellte man rund 20 Jahre später ein.

Das Telefon
1897 begann auch in Mellingen das Telefonzeitalter, indem man einen Ortsanschluss mit Umschaltstation in Baden errichtete. 1899 zählte man immerhin schon 11 Abonnenten.
1917 wurde in der Post eine eigene Handzentrale installiert.
1941 verfügten bereits 107 Geschäfte und Privatpersonen über einen Telefonanschluss; heute (2002) dürften es rund 2000 Fix-Anschlüsse sein. Dazu sind bestimmt ebenfalls nochmals so viele - wenn nicht noch mehr - Mobiltelefone hinzuzurechnen, mit anderen Worten: pro Einwohner trifft es mindestens einen Telefonapparat. Hinzu kommen noch die neuen Kommunikationsformen von SMS, E-Mail und Internet. Wir haben also Informationsquellen in Hülle und Fülle, sind jederzeit erreichbar, wissen alles oft nach wenigen Sekunden. Doch sind wir durch diese totale Kommunikation weniger einsam geworden?

Informanten und Literatur
Der Text dieses Artikels beruht vor allem auf Informationen, die ich und meine Mitgestalter Ernst M. Busslinger, Hans Suter, Ernst Wälchli und Pius Zimmermann für die im «Forum Stadtscheune Mellingen» vom 6. Mai bis 10. Juni 2001 präsentierte Sonderausstellung "Die Post in Mellingen» zusammentrugen. Weitere Informanten waren die Herren Paul Bircher, Posthalter, Mellingen; Peter Bütschi, Mellingen; Martin Gasser, Lenzburg; Karl Kronig, Schweiz. Museum für Kommunikation, Bern; Louis Geissmann, Mellingen und Karl Sager, Aarau.

Weitere Informationen wurden entnommen:
-Hemmeler W. «Die Post in Mellingen unter der kantonalen Verwaltung 1804-1848». In: Der Reussbote 23.,25.,27.,30.3. und 1.4.1942.
-Hemmeler W. «Unsere Post unter eidgenössischem Betrieb». In: Der Reussbote 5., 7., 9., 12., 14.10. 1942.
-Nüssli Albert. «Postläufer - Postreiter – Postauto». In: Der Reussbote 13.2.1967.
-Zumstein Heinrich. «Mellingen 1700-1900». Mellingen 1988.













Bild-Nr.: 12167
Bild: Mellinger Städtlichronik 2002 / Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli / Mellinger Städtlichronik 2002
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2002

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