Bäckerei Birrfeldstrasse 1
Lenzburgerstrasse Nord-West > Birrfeldstrasse
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Rechts im Hintergrund der Zeitturm, damals noch bloss mit einem Tordurchgang. Das zweite Tor rechts davon erstellte man erst 1953.
Weitere Angaben über diese Bäckerei s. Bild-Nr. 08036.1
Bild-Nr.: 08035.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
1947 -1972 Bäckerei Graber
1972-1995 Konditorei-Café-Feinbäckerei Werner und Verena Häntze-Kocher
1995 Übernahme des Betriebs durch Adrian und Brigitte Häntze-Vogt. Ende 2021
wurde die Bäckerei geschlossen.
Rechts: Alemann-Haus, später Antenen-Haus,
Links: 1948 Abbruch Bauernhaus Schalk.
Bild-Nr.: 08036.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Im Jahre 1953 löste Mellingen eine längst fällige dringende Aufgabe, um dem zunehmenden Verkehr Meister zu werden. Neben dem historischen Durchgang durch den Zeitturm (Lenzburgertor) wurden südöstlich davon eine zweite Fahrbahn und eine Fussgängerpassage erstellt. Diesem Bauvorhaben musste auf der Städtchenseite die Bäckerei Erwin Graber weichen (zwischen dem Restaurant „Weisses Kreuz“ und der Milchzentrale). Die Käserei wurde etwas nach rückwärts verlegt.
MehrBereits in der ersten Planungsphase erbaute Bäckermeister Erwin Graber im Jahre 1947 eine neue Bäckerei im Spickel Lenzburgerstrasse – Büblikerweg (nachmals Birrfeldstrasse). Diese Bäckerei wurde1972 durch Werner und Verena Häntze-Kocher übernommen.
Am 1. 1. 1995 übernahmen Sohn Adrian und Ehefrau Brigitte Häntze-Vogt die Konditorei-Café-Feinbäckerei. Ende 2021 wurde diese geschlossen.
Bild: Bäckerei Graber, aufgenommen von der Hauptgasse her durch das neue Tor neben dem Zeitturm.
Bild-Nr.: 08036
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Vermutlich eröffnete Bäcker Erwin Graber 1938 an der Hauptgasse 15 eine Bäckerei (Bild-Nr. 04012.2). 1947 zog er aus der Altstadt aus und eröffnete an der Gabelung Lenzburgerstrasse/Büblikerweg ein Wohnhaus mit Bäckerei.
Diese Bäckerei wurde1972 durch Werner und Verena Häntze-Kocher übernommen. Am 1. 1. 1995 wird die Konditorei-Café-Feinbäckerei von Adrian und Brigitte Häntze-Vogt übernommen. Im Dezember 2021 wird die Bäckerei geschlossen.
Bild-Nr.: 08036.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Viktor Zimmermann / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Blick durchs Lenzburgertor auf die Bäckerei Graber --> 1947 - 1972 an der Birrfeldstrasse 1.
Über die Bäckerei Graber und ab 1972 Häntze s. Bild-Nr. 08036.1
Bild-Nr.: 08036.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
1947 baute Bäckermeister Erwin Graber eine neue Bäckerei im Spickel Lenzburgerstrasse – Büblikerweg, nachmals Birrfeldstrasse.
Diese Bäckerei wurde1972 durch Werner und Verena Häntze-Kocher übernommen.
1.1.1995 wird die Conditorei-Café-Feinbäckerei von Sohn Adrian und Ehefrau Brigitte Häntze-Vogt übernommen. Ende 2021 wurde der Betrieb geschlossen.
Bild-Nr.: 08041
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Dem Bäcker-Konditormeister Adrian Häntze bei der Osterhasen-Herstellung über die Schulter geschaut
Was wäre Ostern ohne die beliebten Hasen, Hühner, Eier oder Fantasietiere aus Schokolade? Viele Bäcker-Konditoren stellen sie noch selbst in aufwändiger Handarbeit her und liefern damit den Kontrast zur industriell bereits Monate im Voraus produzierten Massenware. Der «Reussbote» hat Adrian Häntze zugeschaut, wie ein Schoggihase entsteht.
Je kälter, desto besser! «Wärme und Sonneneinstrahlung sind die ärgsten Feinde des Schoggihasen», sagt Adrian Häntze. Es war deshalb gut für ihn, dass es im Februar und anfangs März, als ein grosser Teil der diesjährigen Osterhasen gemacht wurde, sehr kalt war. Auch für den Absatz der leckeren Confiserie spielt das Klima eine wichtige Rolle. «Wenn es sommerlich warm ist, kaufen die Leute deutlich weniger Osterhasen», hat Häntze festgestellt. Er weiss, wovon er spricht, denn er hat die Mellinger Traditionsbäckerei schon vor 17 Jahren von seinem Vater Werner übernommen. Kleine Betriebe sind froh, wenn ihnen Petrus über Ostern das für unsere Breitengrade typische wechselhafte und kühle Aprilwetter beschert. Denn anders als bei den Grossverteilern, welche die Osterhasen, Schoggihühner, Eier etc. bereits kurz nach Weihnachten in ihre Regale räumen, spielt sich der wichtigste Teil des Ostergeschäftes bei der Bäckerei-Konditorei Häntze kurz davor oder sogar noch am Ostersonntag selbst ab. «Die Gewohnheiten der Menschen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Viele verreisen über die Feiertage. Familienbesuche mit Eltern, Grosseltern, Göttis und den Kindern spielen nicht mehr so eine wichtige Rolle wie früher und werden, wenn überhaupt, sehr kurzfristig eingeplant», musste Häntze beobachten.
Gute Planung ist das A und O
Trotzdem: Für ihn ist Ostern immer noch einer der wichtigsten Anlässe im Jahresverlauf und das Vorbereiten der feinen Schoggihasen bereitet ihm und seinem kleinen Team von erfahrenen Mitarbeiterinnen persönlich eine be sondere Freude. Weil die Herstellung der Osterhasen eine delikate Angelegenheit ist, braucht es dafür eine gute Planung. Denn die Kakaomasse ist geschmacksempfindlich und nimmt rasch Fremdgerüche auf. Schoggihasen werden deshalb meist am späten Morgen oder gar Nachmittag produziert, wenn es kein Mehl von Brot, Gipfeli etc. mehr auf den Produktionstischen hat.
Der Ablauf sieht wie folgt aus: Zuallererst wird die in der Fachsprache Couverture genannte Schokoladenmasse bereitgestellt. Häntze verwendet dafür Maracaibo-Kakao aus Südamerika. «In der Masoala-Halle im Zürcher Zoo wurde übrigens schon einmal eine kleinste Menge an Kakao geerntet. Dies ergab waschechte Schweizer Schokolade, bei der sogar der Rohstoff im Inland gewachsen ist», weiss der sympathische Bäckermeister. Die Kakaomasse wird je nach Farbe unterschiedlich temperiert. Weisse Couverture benötigt 30 Grad, braune 31 Grad und die dunkle gar 32 Grad. Adrian Häntze bestätigt den Trend der Kundschaft, wonach vermehrt dunkle, kakaoreichere Schokolade gefragt ist. Da machen die Osterhasen keine Ausnahme. «Geniesser mögen den intesiveren Geschmack der dunkleren Schokolade», weiss er. Als Nächstes wird die Hasenform «geschminkt»: Mit andersfarbiger Couverture zeichnet Häntze Augen, Brust oder Füsse an. Nun wird die Form ausgesprüht oder bepinselt, damit keine Lufteinschlüsse entstehen. Nach dem Klammern der Form kann der Giessvorgang starten, gefolgt vom «Bödele» - dem Anfügen des Bodens. Nach mehreren Stunden im Kühlschrank muss der Hase «entspannen», bevor er ausgeformt wird. Es folgt der letzte Akt für den Schoggihasen: Er erhält Bändeli, Schild oder Glöggli. Nun wartet er im Laden auf Kundschaft, bevor er hoffentlich am Osterfest für strahlende Kinderaugen sorgen darf.
Adrian Häntze bietet nebst traditionellen Formen auch einen Fantasie-Bunny zum Kauf an, den er selbst kreiert hat und liebevoll «Fritzli» nennt.
Stefan Haller
Bild-Nr.: 08041.2
Bild: Stefan Haller/Reussbote 7.4.2012
Text: Stefan Haller/Reussbote 7.4.2012
Copyright: Stefan Haller/Reussbote 7.4.2012
Die Bäckerei – Conditorei Häntze schwimmt mit einem einfachen Rezept erfolgreich gegen den Strom
Die Bäckerei-Conditorei Häntze hat als letzter Betrieb dieser Art in Mellingen überlebt. Der «Städtli-Beck» Adrian Häntze hat eine einfache Überlebensstrategie: «Wir machen das Einfache gut.»
Adrian Häntze (51) ist wie immer auch an diesem Morgen früh aufgestanden. Um halb vier in der Früh stand er in der Backstube und heizte die Öfen ein. Um sechs mussten die frischen Backwaren im Laden bereit sein. Brötchen, Weggli, Gipfeli, helles und dunkles Brot. Er muss selber nachzählen, wie viele Produkte er mit seinen Frauen, die er seine «Prinzessinnen» nennt, jeden Tag frisch produziert. Neben zehn bis 15 Brotsorten sind es nochmals so viele Bürli, Gipfeli, Weggli, Maisbrötli, Schoggigipfel, Nussgipfel, Mandelgipfel, Berliner und ... «Ach», sagt Adrian Häntze, «unser Sortiment ist überschaubar. Andere produzieren viel mehr.» Er müsse das Sortiment nach der Betriebsgrösse ausrichten, und die sei nun mal beschränkt. Deshalb habe er aus der Not eine Tugend gemacht. «Wir müssen das, was wir machen, gut machen.» Er habe schon lange aufgehört, die ganze Kunst seines Könnens in den Laden zu bringen. Das würde schlicht nicht rentieren. Deshalb das Motto: «Wir machen das Einfache gut.»
Als Häntze vor 20 Jahren das Geschäft von seinem Vater übernahm, gab es im Städtli noch Konkurrenz. Die sind mittlerweile durch die Grossverteiler verdrängt und ersetzt worden. Nur Häntze am Lindenplatz ist geblieben. Wäre es nach den Treuhand-Experten gegangen, die der Jungunterneh- mer damals als Berater zuzog, wäre Adrian Häntze wahrscheinlich als Angestellter in einer Grossbäckerei gelandet und die Bäckerei-Conditorei Häntze wäre längst Geschichte. Während Adrian Häntze die Produktion vorantreibt, wirkt seine Frau Brigitte still im Hintergrund. Sie ist schon seit vielen Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Multiple Sklerose. Diese heimtückische Nervenkrankheit verunmöglcht ihr das Gehen. Der rechte Arm und die Hand sind gelähmt. Brigitte Häntze war einst eine aktive Turnerin und Jugileiterin. 1992 haben Brigitte und Adrian Häntze geheiratet. Schon damals meldeten sich die Vorboten der Krankheit. Davon liess sich das Paar nicht beeindrucken. Gemeinsam meistern sie das Schicksal. Sie macht das Büro, die Löhne und die Buchhaltung, er die Backwaren. Adrian lernte ursprünglich Konditor/Confiseur. Er versteht es, feine Pralinen herzustellen. Erst hinterher machte er eine Zusatzlehre als Bäcker. Zudem verfügt Häntze über das Meisterdiplom und hat schon manchen Lehrling ausgebildet. Seine Lehre absolvierte der Städtli-Beck in einem Betrieb in Aarburg. Nach dem Lehrabschluss holte sich Häntze auf Wanderschaft das notwendige Können und Wissen, das ihn bei der Übernahme des väterlichen Betriebs zum Erfolg befähigte. «Ein Beck steht nie still», sagt Häntze. Selbst an seinem freien Mittwoch ist er nicht wirklich frei, muss bereits wieder Vorbereitungen für den nächsteh Tag treffen. Aufgrund der knappen Raumverhältnisse muss Häntze extrem gut planen, um die vielen verschiedenen Produkte aneinander vorbei produzieren zu können. Auch wenn das Leben eines Bäckers hart ist, verstehen es die Häntzes, über das Geschäft hinaus zu denken. Die beiden reisen fürs Leben gern. Trotz Behinderung haben sie schon die halbe Welt bereist. Er liebt das Meer. Sie mag die Hitze nicht so. Auch dieses Jahr wird der Laden wieder für einige Wochen geschlossen. Und dann gehts ab, hinaus in die weite Welt. Wohin die Reise diesmal gehen wird, ist noch geheim. Der «Reussbote» bleibt dran.
Beat Gomes
Bild-Nr.: 08041.3
Bild: Beat Gomes/Reussbote 27.01.2015
Text: Beat Gomes/Reussbote 27.01.2015
Copyright: Beat Gomes/Reussbote 27.01.2015
Erlebnisbericht aus der Bäckerei
03.45 Uhr - Mellingen liegt im Tiefschlaf. ln der Backstube der Bäckerei Häntze brennt das Licht. Das Team von Adrian Häntze hat mich eingeladen, es in einer Freitagnacht im Februar während einer Nachtschicht zu begleiten und selber Hand anzulegen.
Als ich ankomme, liegen die ersten Gipfeli knusprig und heiss dampfend auf den Blechen. Adrian Häntze ist seit 03.15 Uhr in der Backstube. Er führt in zweiter Generation seit 1995 die bekannte Bäckerei und Konditorei.
Unterstützt wird er dabei von Bäckerin Marion und der Angestellten Violetta. - Ich werde von einem aufgestellten und unkomplizierten Team empfangen.
04.00 Uhr - Eingespieltes Arbeiten.
Während sich der Bäckermeister um die Backwaren im Ofen kümmert, bereitet Violetta den Teig vor und wägt ihn ab. Marion weist mir erste Arbeiten zu. Die Maisbrötchen müssen im Mais gewendet werden. Das anschIiessende Zopfflechten ist nur eine Frage der Technik. Mit einigen Tipps klappt es gut, mein eigenes «Gesellenstück» entsteht.
04.10 Uhr - Es duftet herrlich. Die Wähen sind fertig! «Fritig isch Wähetag», erklärt mir Marion, während Adrian die Köstlichkeiten von der Hitze befreit. Anschliessend wird der Zopfteig fürs Wochenende vorbereitet. 150 Kilogramm Teig werden maschinell geknetet. Der Bäckermeister erklärt mir ausführlich die Abläufe. Die Herstellung der Backwaren hat einzig und allein mit Kälte und Wärme zu tun. Der Bäcker steuert den biologischen Prozess. Ich versuche es zu verstehen.
04.30 Uhr - Die Salate und Canapés für den Verkauf sind parat! Marion hat sie schön verziert und lecker angerichtet. Bei der anschliessenden Zubereitung der belegten Brote und Sandwiches kann ich selber Hand anlegen. «Do muess no es bitzeli meh Belag druf», erklärt sie mir und reicht mir das Brötli zurück.
05.00 Uhr - Brotteig wird abgewogen. Mit der Schnelligkeit einer Akkordarbeiterin wiegt Violetta den Brotteig in Portionen ab. Adrian Häntze formt diese zu den gewünschten Laiben. «Dä isch 10 Gramm z'liecht», sagt er. Die Kontrolle des Teigstückes auf der Waage gibt ihm recht. «Bi eus heissts lieber meh als weniger», erklärt er mir die Philosophie in seiner Backstube. Jetzt verstehe ich auch, warum vorhin «no es bitzeli meh Belag» drauf musste. - lch staune!
Meine Angestellten sind die Besten!
05.30 Uhr - Die Prinzessinnen vom Verkauf.
Ein freundliches Gesicht erscheint in der Backstube. Sandra vom Verkaufsteam bringt uns einen Kaffee für zwischendurch. Sie hat soeben ihre Schicht angetreten. Das Arbeitstempo ist immer noch hoch und die Angestellten sind konzentriert. Häntze findet Zeit, ihnen ein Kränzlein zu winden: «Sie sind die Beschte», höre ich ihn schwärmen. Und dass seine Bäckerin bereits die Lehre bei ihm abgeschlossen hat und inzwischen 19 Jahre lang dem Betrieb die Treue hält, macht ihn stolz.
Während er davon erzählt, holt er die verführerisch duftenden Vanillebrötchen aus dem Ofen und offeriert mir eines davon. - Herrlich! Mir geht's richtig gut!
05.45 Uhr - Die erste Stammkundin erscheint. Die Knuspergipfeli und Laugenbrötchen machen sich den Platz im Ofen streitig. Vom Verkaufsraum höre ich ein freundliches «Grüezi», Sandra bedient eine Stammkundin. Das gibt es zwischendurch auch mal ausserhalb der Öffnungszeiten, erklärt mir der Chef. Damit alles reibungslos läuft, arbeiten 10 Personen mit insgesamt 540 Stellenprozenten im ganzen Betrieb. Am Wochenende hilft sogar der Senior, Adrians über 80-jähriger Vater, in der Backstube mit. Bereits um Mitternacht wird dann der Ofen eingeheizt.
06.00 Uhr - Tagesproduktion ist abgeschlossen.
Ramona tritt ihre Schicht im Laden an. Bäckerin Marion dressiert Vermicelles auf die Bödeli, die letzten Patisseriestückli für den Verkauf sind fertig. Geschafft! Alles ist produziert und liegt frisch und knusprig in der Auslage. lch mache mich bei der Materialreinigung nützlich. Von Müdigkeit noch keine Spur.
07.00 Uhr - Das Brot muss aus dem Ofen!
Brote für den Verkauf werden vorgebacken. Wahnsinn, wie viele Laibe in dem Ofen Platz finden.
Adrian hievt die ersten heraus und bringt diese in den Kühlraum. Von dort fordert er mich rufend auf, mit den restlichen Gleiches zu tun. Er meint das tatsächlich ernst! Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit der langen Holzschaufel, und begleitet vom neckischen Kommentar" «du besch en Pächmarie» der Bäckerin, komme ich in Fahrt. lch hole alle Laibe aus den Untiefen des Ofens. – Ha! Ich bin wohl doch eine Goldmarie!
Bild-Nr.: 08041.15
Bild: Doris Busslinger Künzli/Mellinger Städtlichronik 2017
Text: Doris Busslinger Künzli/Mellinger Städtlichronik 2017
Copyright: Doris Busslinger Künzli/Mellinger Städtlichronik 2017
07.30 Uhr Vorbereitungen fürs Wochenendgeschäft
Der Knusperzopfteig muss hergestellt werden. Adrian mischt die Zutaten mit der Knetmaschine. Sandra erscheint in der Backstube. Während sich Ramona freundlich um die Kundschaft kümmert, legt sie zwischendurch auch gerne in der Backstube Hand an. Violetta portioniert den Zopfteig fürs Wochenende.
Die Portionen werden anschliessend von uns auf Bleche verteilt. Viele davon streiche ich mit Eigelb an. Es sind einfache Hilfsarbeiten, die aber Spass machen. - Die Stimmung in der Backstube ist sehr angenehm.
08.00 Uhr - Zopfschildkrötli zum Anbeissen!
Der Chef holt das dampfende Toastbrot aus dem Ofen. Derweil hat sich eine Frauenrunde gebildet. Mit flinken Händen gestalten wir aus einfachen Zopfteigbrötchen kleine SchiIdkrötli. Süsse Gemeinschaftswerke, welche am Sonntag frisch gebacken über den Ladentisch wandern. Zusammen macht es mehr Spass.
08.30 Uhr - Znünipause und Schichtende.
Es ist Zeit für eine Znünipause. Meine Kurz-Schicht geht hier zu Ende. Der Bäckermeister möchte ein Erinnerungsfoto. Er und sein Team werden noch bis 12 Uhr verschieden grosse Zöpfe flechten. Produziert wird, was der Kunde wünscht! Adrian hält an Bewährtem fest. «Eifach, aber guet», lautet sein Erfolgsrezept. lch konnte mich davon überzeugen.
Mit vielen positiven Eindrücken, nach frischem Brot duftend und mit meinem selbst geflochtenen «Gesellenstück» im Rucksack mache ich mich auf den Nachhauseweg.
lch habe sie kennen gelernt - die Bäcker aus Leidenschaft.
Doris Busslinger Künzli
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Bild: Doris Busslinger Künzli/Mellinger Städtlichronik 2017
Text: Doris Busslinger Künzli/Mellinger Städtlichronik 2017
Copyright: Doris Busslinger Künzli/Mellinger Städtlichronik 2017
Die Traditionsbäckerei Häntze war am vergangenen Sonntag zum letzten Mal geöffnet.
1972 übernahmen Werner und Verena Häntze die ehemalige Bäckerei Graber (1947 bis 1972) in der Birrfeldstrasse. Sohn Adrian Häntze und seine Frau Brigitte führten danach 27 Jahre lang die Bäckerei zusammen mit ihren «Prinzessinnen», wie Häntze seine Mitarbeiterinnen nennt. Am letzten Verkaufstag war der Andrang dann noch grösser als an gewöhnlichen Sonntagen. Hunderte pilgerten nach Mellingen, um sich noch einmal mit feiner Backware einzudecken, den letzten Zopf oder eines der «weltbesten Laugenbrötli» zu ergattern oder sich ganz einfach bei Adrian Häntze und seinem Team zu bedanken.
Dass die Kunden sonntags Schlange vor der Bäckerei Häntze stehen, ist an sich nichts besonderes. Doch heute, am letzten Tag, an dem die Traditionsbäckerei Häntze öffnet, stehen sie bis weit hinter die Bushaltestelle Lindenplatz: «Das heute war der Zenit», erklärt Adrian Häntze, der die Traditionsbäckerei gemeinsam mit seiner Frau Brigitte und den «Prinzessinnen», wie er seine Mitarbeiterinnen liebevoll nennt, seit 27 Jahren führt. Hunderte von Kunden kommen an diesem Sonntag, um sich noch einmal mit den feinen Backwaren einzudecken – und um sich zu bedanken: «Danke für all die Jahre», sagt ein Kunde zum Abschied. Adrian Häntze wirkt etwas verlegen. Er macht nicht gerne Aufheben um seine Person: «Die Leute kommen nicht wegen mir, sondern wegen dem Produkt», sagt er. Der Zeitpunkt seines Abschieds ist bewusst gewählt: Häntze feiert seinen 58. Geburtstag und beginnt so in doppeltem Sinn einen neuen Lebensabschnitt. Wehmut schwingt an diesem Tag mit, bei Kunden und bei Häntze selbst. Denn dass er aufhört, hat hauptsächlich mit dem fehlenden Personal zu tun, das die scheidenden, langjährigen Mitarbeiterinnen ersetzen könnte. «Ich bin nicht bereit nochmal bei Null anzufangen», erklärt Häntze, der künftig nur noch «zum Plausch» den Backofen anheizen möchte. Stattdessen nimmt er sich Zeit für seine Frau und sich selbst: «Ich werde ein bisschen mehr schlafen und ein bisschen mehr leben. (ml)
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Text: ml
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