Markus Wendel

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Markus Wendels "Dora" sucht vermisste Menschen

Sie ist eine holländische Schäferhündin, stammt aus der Zucht von «Van de Niwo», ist 2020 elf Jahre alt und lebt bei Familie Wendel an der Stetterstrasse in Mellingen. «Wir hatten Dara schon als Welpe», sagt der 63-jährige ehemalige Zimmerei-Unternehmer. Wendel und Dara, das ist ein unzertrennliches Paar. Man spürt es beim Besuch.
«Wir hatten schon immer einen Hund, der Haus und Hof beschützen soll», sagt Markus Wendel.
Als Dara als Welpe zu Wendels kam, suchten sie eine Beschäftigung für den Arbeitshund. «lm Agility fanden wir uns nicht», so der Hundeliebhaber. In Niederlenz trat Wendel dem Kynologischen Verein bei und machte mit Dara die Ausbildung zum Sanitätshund. Der Sanitätshund ist eine Errungenschaft der Schweiz und war in früheren Jahren sehr militärisch organisiert. Es ging um die Suche und das Bergen von verletzten Personen. Mit Dara nahm Markus Wendel mehrmals an verschiedenen Meisterschaften teil. Das Traumpaar gewann mehrere Auszeichnungen.

Vor etwa 10 Jahren (ca.2010) kam Markus Wendel durch einen Kollegen zu Redog. Der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde, ist die einzige Schweizer Organisation, die eine umfassende Ausbildung von Rettungsteams aus Hund und Mensch zur Suche nach vermissten und verschütteten Menschen anbietet.


Bild-Nr.: MW001
Bild: Mellinger Städtlichronik 2020
Text: Benedikt Nüssli / Mellinger Städtlichronik 2020
Copyright: Benedikt Nüssli / Mellinger Städtlichronik 2020

2020

Ein unzentrennliches, harmonisches Traumpaar

Dank Spenden ohne Kostenfolge
Die Redog-Freiwilligen sind rund um die Uhr zum Einsatz bereit. Werden in der Schweiz Personen vermisst, können Angehörige über die Notrufnummer 0844 441 144 einen Einsatz anfordern. Auch als Privatpersonen. Die Vermisstensuche ist dank Spenden ohne Kostenfolge. Bei jedem Einsatz arbeiten die Redog-Teams mit kantonalen Behörden, Krisenstäben sowie Partnerorganisationen zusammen.

Fordernde Ausbildung
Für eine Redog-Ausbildung ist ein grosser ideeller und zeitlicher Aufwand nötig. Die Ausbildung dauert zwischen zwei und vier Jahre. Ziel ist es, dass der Hund dem Hundeführer alles was nach Mensch riecht, anzeigt. Als Hilfsmittel dient dem Paar das sogenannte Bringsel. Es zeigt dem Hundeführer, dass sein Vierbeiner etwas gefunden hat. «Die Ausbildung geht in kleinen Schritten vorwärts», sagt Wendel.


Bild-Nr.: MW002
Bild: Mellinger Städtlichronik 2020
Text: Benedikt Nüssli / Mellinger Städtlichronik 2020
Copyright: Benedikt Nüssli / Mellinger Städtlichronik 2020

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Einsatz im Feld.

Mit Dara ist Markus Wendel täglich eine bis eineinhalb Stunden im Gelände unterwegs . Auf den Spaziergängen versucht Wendel - der heute selber Redog-Kurse leitet - auf spielerische Art und Weise kleine Übungen einzubauen. Die Prüfung zum Redog-Hundeführer ist für Mensch und Tier sehr anspruchsvoll. Er erinnert sich noch genau an seine Prüfung: «Dara und ich waren jeweils am Abend fix und fertig». Die Prüfung bestand aus mehreren Aufgaben, einer Einsatzprüfung mit Theorie und praktischen Arbeiten. Zu dieser Aufgabenstellung gehörte unter anderem das Abarbeiten einer Wegrandsuche von 3.5 km Länge. Dazu sind zwei Sektoren abzusuchen jeweils in der Grösse von 160`000 Quadratmetern. Sich einer unerwarteten Situation im Bereich Erste-Hilfe zu stellen und zu guter Letzt sein Wissen in der Alpinen Seilhandhabung zu beweisen sind grosse Herausforderungen - und dies alles im alpinen Gelände. «Wir waren gute 8 Stunden unterwegs, es braucht körperliche und geistige Fitness und Durchhaltewillen. Die Vorgaben sind realitätsnah und entsprechen einem Einsatz bei der Suche nach vermissten Personen». Der Hund läuft an diesem Prüfungstag bis zu 40 Kilometer, ergänzt der Hundeliebhaber. ln der Schweiz gibt es 90 Redog-Teams, davon sind 47 Teams Hundeführer mit einem ausgebildeten und einsatzfähigen Rettungshund.

Etwas zurückgeben
Bis heute nahmen Dara und Markus Wendel an zehn Ernstfalleinsätzen teil. Was treibt einen an, Freiwilligenarbeit zu leisten? «lch möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Und es ist ein wunderschöner Moment, wenn Dara und ich eine vermisste Person finden, auch wenn wir diese Person leblos aufgefunden haben. So können die Angehörigen abschliessen.
Bei vermissten Personen, sie gelten als verschollen, werden die Bankkonten gesperrt. Lebensversicherungen nicht ausbezahlt, das kann in einer finanziellen Not enden. Das Team Wendel/Dara war auch beteiligt, als ein Jugendlicher gefunden wurde, der zwei Tage verletzt im Gelände lag. Er hat überlebt, dank dem professionellen und entschlossenen Handeln der vor Ort eingesetzten Redog-Hundeteams und deren Einsatzleitern. Die Gesichter der überglücklichen und unendlich dankbaren Eltern ist der Lohn für all die Entbehrungen, Strapazen und das grosse Engagement.

Ende 2021 gehen Dara und Markus Wendel in Pension. Sie haben dann den wohlverdienten Ruhestand erreicht. ln Zukunft werden sie ihr Wissen den jungen Hundeführern von Redog weitergeben. Dann sind sie zu Hause das Dream-Team, welches sich blind versteht und sich durch ein unerschütterliches Vertrauen zueinander auszeichnet. lm Wissen darum, dass jedes Leben nicht unendlich besteht, wird auch Dara eines Tages über die Regenbogenbrücke gehen. «Wenn ich nur schon daran denke, rinnen Tränen über meine Wangen und es schmerzt uns beide schon heute», sagt Markus Wendel.

Benedikt Nüssli


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Bild: Städtlichronik 2020
Text: Benedikt Nüssli / Städtlichronik 2020
Copyright: Benedikt Nüssli / Städtlichronik 2020

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