Grosse Kreuzzelg - eine sozial nachhaltige Siedlung

Lenzburgerstrasse Süd-West > Quartier Neugruen

Grosse Kreuzzelg - eine sozial nachhaltige Siedlung

Beschrieb der nachmals "Neugrüen" genannten Siedlung:
Am südwestlichen Stadtrand von Mellingen entsteht in den nächsten Jahren eine qualitativ hochstehende, ökologisch geprägte und gut durchmischte Wohnsiedlung. Sie hat im neu entstehenden Quartier auch eine wichtige, identitätsstiftende Rolle inne. Bauherrin und Architekt erläutern im folgenden Beitrag die dem Konzept zugrunde liegenden Überlegungen.
Die durch die Credit Suisse Anlagestiftung erworbenen grossen Grundstücke der Grossen Kreuzzelg mit rund 33 000 Quadratmetern Arealfläche sollen mittels eines marktkonformen Projekts baureif gemacht und in einem Zuge realisiert werden. Marktstudien, ein städtebaulicher Studienauftrag an 3 Architekten und der vertiefte Einbezug von 3 lmmobilienvermarktern haben ein recht klares Bild der Positionierung aufgezeigt. Die Auftraggeberin traut dem Konzept der Beauftragten das beste Vermarktungspotenzial zu und beauftragt sie daher mit der weiteren Entwicklung des Projekts.
Der inzwischen rechtskräftige Gestaltungsplan lässt 26450 Quadratmeter Geschossfläche zu, die voll ausgenützt werden soll. Darin eingeschlossen ist eine Gewerbefläche für Verkauf, Praxen, Büros oder Restaurants. Die Credit Suisse Anlagestiftung strebt eine qualitativ hochstehende, ökologisch geprägte und gut durchmischte Wohnsiedlung an, die als grosses Anlageobjekt im Bestand gehalten werden soll. Es sollen qualitätsvolle Single-, Paar- und Familienwohneinheiten im mittleren Preissegment entstehen. Die mehrgeschossigen Reihenhäuser im Minergie-P-Eco-Standard in Holzbauweise sollen die Überbauung zusammen mit einer bewussten Durchgrünung als wesentliches stilbildendes Element prägen. Der minimale Energieverbrauch orientiert sich an den Anforderungen eines Passivhauses, ergänzend werden auch umweltschonende Materialien verwendet. Das Angebot soll mit kleineren Wohnungen namentlich für ältere Paare oder Senioren abgerundet werden.
Längs der auch nach Realisierung der Umfahrung lärmbelasteten Lenzburgerstrasse sollen vier Kopfbauten die Überbauung schützen und einfassen, indem im EG Verkaufs- und Gewerbenutzungen für den Lokalbedarf vorgesehen sind und in den Obergeschossen lärmabgewandt nach Süden orientierte Mietwohnungen.
Bewusst wird ein gehobenes lmage für ein ökologisch und atmosphärisch ansprechbares Publikum angestrebt. Speziell die Umgebungsgestaltung soll sich klar von der Umgebung abheben und identifikationsstiftende Elemente enthalten.

Standort und Erschliessung
Das Areal Grosse Kreuzzelg liegt am südwestlichen Stadtrand von MelIingen in Richtung Wohlenschwil und ist der Hauptzugang von Zubringern aus Richtung Bern, sozusagen die Visitenkarte für den Zugang aus Westen. Die Grundstücke liegen weitgehend in einer 3-geschossigen Wohnzone.
Der besonderen Lage des Areals am Stadtrand (Stadtseite) im Übergang zur offenen Landschaft (Landschaftsseite) ist durch die Schaffung hoher städtebaulicher und architektonischer Qualitäten Rechnung zu tragen. Eine maximale Ausnützung ist anzustreben. Der Aufwertung des Quartiers Grosse Kreuzzelg im Sinne einer ldentitätsstiftung wird dabei grosse Beachtung geschenkt werden. Um eine nachhaltige Quartierentwicklung zu erreichen, ist es notwendig, ein Gleichgewicht aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedürfnissen zu erreichen. Diesem Leitsatz lag die ldee zugrunde, eine Arealüberbauung zu realisieren mit den Qualitäten einer dörflichen Struktur.

Die wichtigste und auf allen 3 Ebenen relevante Entscheidung war, die Trennung der Verkehrsebenen aufzuheben, um den natürlichen Austausch zwischen den Bewohnern zu fördern. Entstanden ist eine verwobene Struktur von querstehenden Reihenhäusern und längsgerichteten Etagenwohnungsbauten, ein dichtes Netz von Wegen, privaten Gärten, Begegnungsflächen und PIätzen, die den Aussenraum gliedern. Die Jurastrasse dient als Verkehrsverteiler für den motorisierten lndividualverkehr, Stichstrassen erschliessen die einzelnen Gebäudezeilen und bedienen die abgeschlossenen Parkierflächen im Hofgeschoss der Gebäude. Der Abschluss zur Lenzburgerstrasse wird mit einem dem Strassenverlauf folgenden Gebäudeensemble gebildet. Im Erdgeschoss stehen Flächen für Verkaufsnutzung zur Verfügung.

Projektumschreibung
Neben dem grossen 4-teiligen Kopfbau längs der Lenzburgerstrasse wird die ganze Siedlung von einem kleinteiligen, intimen Massstab geprägt, der sich aus Reihenhausgruppen sowie in kleinen Parkanlagen stehenden Punkthäusern zusammensetzt. Die 14 Reihenhausgruppen bestehen aus 34 verschränkten Doppelhäusern mit je einer 4,5- und einer 5,5-Zimmer-Hälfte, deren Autoeinstellplatz jeweils im EG liegt. Ein erhöhter, geschützter Aussensitzplatz ist jedem Wohnzimmer zugeordnet. Rund die Hälfte der gesamten Wohnfläche und alle eigentlichen Familienwohnungen der Überbauung werden mit diesem Bautyp abgedeckt. Die 3 Punkthäuser weisen auf 4 Geschossen eher kleinere, sehr gut besonnte Geschosswohnungen auf, deren Parkierung ebenfalls mit Direktzufahrt im UG liegt. Abgerundet wird der Wohnungsmix durch 2 dreigeschossige Wohngebäude am Siedlungsrand mit nach Südwest orientiertem Durchwohnen, die ebenfalls über eine gemeinsame Tiefgarage verfügen.
Die 4 Kopfbauten parallel zur Lenzburgerstrasse sollen im Erdgeschoss durchgehend publikumsorientierten Nutzungen offenstehen, die dem Lokalbedarf dienen. Dies sind beispielsweise Lebensmittelverteiler, Kleingewerbe, Dienstleistung, Arztpraxis und Restaurant, wobei die Einrichtungen auf den besonderen Bedarf des Alterswohnens eingehen. Die oberen 2 Stockwerke werden durch die nach Südwesten orientierten Wohnungen eingenommen.
lm UG werden alle 4 Kopfbauten durch eine Tiefgarage für Bewohner, Personal und Kunden direkt erschlossen. Die geschützte, eher intime und stark durch Bäume und Grünflächen geprägte Umgebungsgestaltung ergänzt das Konzept einer idealen Begegnungszone mit Langsamverkehr; wo das Auto praktisch überall zulässig ist, aber nicht stört oder gefährdet, sondern im Gegenteil die sozialen Kontakte fördert und die Kontrolle verbessert.

Prof. Dietrich Schwarz, Schwarz-Architekten Zürich




Bild-Nr.: 07700
Bild: Visualisierung
Text: Prof. Dietrich Schwarz, Schwarz-Architekten Zürich/Mellinger Städtlichronik 2011
Copyright: Prof. Dietrich Schwarz, Schwarz-Architekten Zürich/Mellinger Städtlichronik 2011

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