Was im Holzfass begann - Mosterei Busslinger - Mellinger Chronik 2013

Mellingen-Dorf Nord-West > Bahnhofstrasse

1946 - Bau des Hauptgebäudes

Was im Holzfass begann
lm Landwirtschaftsbetrieb Busslinger wurde 1916 die ldee der Gründung einer Mosterei (Obstverwertung) geboren, obwohl bereits in der näheren Umgebung einige Betriebe entstanden waren.
Der Aufbau war harzig. Die fehlende Technologie zur ganzjährigen Herstellung von Süssmost begünstigte die Herstellung von Obstwein und die Verarbeitung zu Schnaps.
1932 trat die Alkoholgesetzgebung in Kraft, welche 1936 ein Brennverbot erliess. Der Ruf nach alkoholfreier Verwertung wurde immer lauter. Nach der Aufgabe der Landwirtschaft begann bei der Mosterei Meli die Süssmosterei. Die Mosterei war klein, die Gebäude waren baufällig und die jährliche Produktionsmenge lag Iediglich bei 20`000 Litern. Mit dem Ausbau der alkoholfreien Obstverwertung wurden die ersten Drucktanks installiert.
1946 wurde das Hauptgebäude erstellt und die erste Flaschenabfüllanlage eingerichtet. Bis dahin erfolgte der Verkauf in Holzfässern.

Obstverarbeitungs-Ausbau
1952 wurden die ObstverarbeitungsanIagen ausgebaut. Die Alkoholverwaltung teilte den Betrieben sogenannte Obst-Einzugsgebiete zu und verpflichtete diese Betriebe das Mostobst zu übernehmen. Das Meli-Einzugsgebiet erstreckte sich dem Rhein entlang von Rümikon bis Laufenburg nach Oberbözberg, Thalheim, Hunzenschwil, Wohlen, Bremgarten, Rudolfstetten, Würenlos, Ehrendingen, Schneisingen und zurück an den Rhein.
1962 wurde eine vollautomatische Flaschenabfüllanlage mit einer Stundenleistung von 4000 Flaschen installiert. Mit der neuen Technologie wurden die Getränke pasteurisiert. Das eröffnete dem Betrieb neue Perspektiven. Dank den eigenen Quellen war auch das Rohmaterial Wasser in guter und reichlicher Menge vorhanden.

Neue lnnovationen
Als erstes Getränk wurde unter dem Namen Pirlo ein Apfel-/Orangengetränk lanciert, das anstelle von Zucker Apfelsaftkonzentrat enthielt. Die ldee schien so gut, dass sich einige Betriebe zusammen taten, um ein ganzes Sortiment von Fruchtkombinationen, alle gesüsst mit Apfelsaftkonzentrat, unter dem Namen SUSY zu lancieren. Neidisches Konkurrenzdenken brachte die ldee aber bald zum Scheitern. So entstanden in den 60er-Jahren viele neue Meli-Produkte, um im grösser werdenden Wettbewerb mithalten zu können.




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Bild: Mellinger Städtlichronik 2013/Ernst Busslinger
Text: Mellinger Städtlichronik 2013/Ernst Busslinger
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2013/Ernst Busslinger

2013

1966 50 Jahre Meli

In der Werbung war Meli schon immer sehr kreativ, siehe Beispiel oben

50 Jahre Meli
1966 feierte Meli ihr 50-jähriges Bestehen und das Meli-Getränkesortiment war von klaren, trüben und gespritzten Apfelsäften dominiert. Bei den vergorenen Säften waren das «Surgrauech», Weinapfel, Obstwein und Spezial Apfelwein. Die Produkte Pirlo (Apfel-Orange), Cassis (schwarze Johannisbeeren), Citro Perl (trübes Zitronengetränk), Orange Perl (Orangengetränk), Grape Perl (Grapefruit) waren als gezuckerte Tafelgetränke mit Saft und Aroma erhältlich.
Die Limonaden Citro quill, Himbo quill und Kola quill ergänzten das Sortiment.
Spirituosen wie Obstbranntwein, Kräuterbranntwein, Birnenträsch, Kirsch-, Zwetschgen- und PflümIiwasser durften nicht fehlen. Ausländische «Gebrannte Wässer» waren damals Luxusartikel, welche sich nur wenige leisten konnten.
Neue Namen, Produkte und Nischen entstanden rundum. Die Produktenamen änderten. Aus «Surgrauech» Weinapfel wurde Gold Perle, aus Apfelsaft/Süssmost Apfelhell, aus Apfelsprudel topfit und so weiter. Das Markenbewusstsein wurde praktisch «personifiziert». Das Firmenlogo wurde zum Sammelbegriff, die einzelnen Produkte wurden zu Marken umgepolt.


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Bild: Mellinger Chronik 2013/Ernst Busslinger
Text: Mellinger Chronik 2013/Ernst Busslinger
Copyright: Mellinger Chronik 2013/Ernst Busslinger

2013

Neue Innovationen

ln diesen turbulenten Zeiten erschloss sich die Firma eine neue Sparte, nämlich Fruchtkonzentrate für den Offenausschank in der Gastronomie und später auch in Flaschen für den Endkonsumenten zu produzieren. Die Schinznacher Mineralquellen AG wurde als Tochterfirma gegründet, und Süssgetränke mit Schenkenberger Mineralwasser eroberten die Regale. Darauf folgten Investitionen und lnnovationen in Kartonpackungen. lce Tea und Orangensaft waren die Anfangsrenner;
Tropic-Nectare die Fortsetzung. Experimente mit Süssgetränken in Liter- und Kleinpackungen brachten den erhofften Erfolg nicht. Aber bereits waren die Pet-Flaschen auf dem Vormarsch.

Marktturbulenzen
Der Markt spielte immer heftiger. Alle versuchten, das Glück in noch mehr neue lnnovationen zu stecken. Neue Verpackungen brachten neue Möglichkeiten und es entstanden neue Betriebe. Der Preiszerfall wurde immer krasser. Wo dieser ruinöse Kampf endete, weiss man heute. Es bleiben von einst rund 200 Mostereien noch 2 bedeutende Betriebe. Der Markt wird von internationalen Konzernen dominiert. Die lokaIen Hersteller wie Meli überlebten mit Spezialitäten und einem hohen Qualitätsstandard. Doch auch die Qualität verliert, da die Standardisierung durch die Grossfirmen den Konsumenten den Geschmack «verordnet». Der freie Markt bringt immer weniger Qualitätsrohstoffe hervor, sodass auch Kleinfirmen mit dem «grossen Tank» versorgt werden.
Mit andern Worten, die Konsumenten werden auf einen standardisierten Geschmack gebracht und das alles ist auch ganz extrem mit internationaler Ausrichtung verbunden.

Konsequenz
Das brachte die Erkenntnis, dass auf allen Hochzeiten mitzumischen finanziell nicht machbar war – zu viele scheiterten daran. So besann sich Meli auf ein überschaubares Sortiment und nutzt heute (2013) die Technologien der Spezialisten. So umfasst das Sortiment heute Fruchtkonzentrate, Sirupe, tropische Spezialitäten wie Ananas-, Guava-, Mango- und Passionsfruchtsaft.
Das Sirup-Sortiment wird nach alter Tradition hergestellt - doch junge Konsumenten kennen diese gehaltvollen Produkte immer weniger und greifen zum Massenprodukt. Das ist bedauerlich, aber eine logische Konsequenz der Entwicklung im Schweizer Detailhandel. Es gibt bald nur noch Grosse und «Tante Emma» lebt nicht mehr!

Ernst Busslinger


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Bild: Mellinger Städtlichronik 2013/Ernst Busslinger
Text: Mellinger Städtlichronik 2013/Ernst Busslinger
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2013/Ernst Busslinger

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