Löwen

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ca. 1904 Die Hauptgasse Richtung Zeitturm

Auf der rechten Seite der mächtige Komplex des 1454 erstmals erwähnten Hotels „Löwen“ mit dem Wirtshausschild in Form des gusseisernen Löwen . Es wurde 1923 vom bedeutenden Badener Bildhauer Hans Trudel durch den gemeisselten, vollplastischen Löwen ersetzt.
Der Löwen war eine Tavernenwirtschaft, durfte also kalte und warme Speisen sowie Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. 1454 wird das Gasthaus erstmals urkundlich erwähnt. Teilweise findet sich noch heute Bausubstanz aus der Zeit um 1600. Dem Gasthof war hinten auch ein Stall für Wechsel- und Vorspannpferde angegliedert.
Dieses ist das einzige Gasthaus in Mellingen, das sich seit über 550 Jahren an der gleichen Stelle befindet und in welchem ununterbrochen bis auf den heutigen Tag gewirtet wird. Links des Zeitturms die ehemalige „Milchzentrale“, in deren Untergeschoss bis 1952 Käse, Milch und Butter verkauft wurde. 1953 musste das Geschäft einer zweiten Autofahrbahn und einer Fussgängerpassage weichen.

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Von 1587 bis 1872 war der Löwen ununterbrochen im Besitz der aus Zug hergezogenen Familie Müller, aus welcher eine ganze Anzahl von Schultheissen hervorgingen. Von 1805 bis 1841 war im Löwen auch das Postlokal untergebracht. 1872 kaufte ein August Müller von Brugg den Gasthof. l887 war Metzger Georg Seiler Inhaber des Löwen. Nach verschiedenen Wechseln erwarb 1895 Adolf Meier den Gasthof.
1947 übernahm Rudolf Kyburz, Ochsenwirt und Metzger von Lupfig, den Löwen. Als der Ochsen in Lupfig abbrannte, zog die Familie Kyburz 1948 nach Mellingen und betrieb den Gasthof Löwen. Zu diesem gehörte auch eine schon längere Zeit bestehende Metzgerei mit Schlachthaus. Als 1952 der Ochsen in Lupfig wieder aufgebaut war, beschloss die Familie Kyburz wieder dorthin zurückzukehren. Der Löwen in Mellingen wurde an Margrit Schmid verpachtet. In der Metzgerei wirkte lange Jahre Frau Eichenberger, nachmalige Frau Fischer. Während vermutlich ab 1952 das Schlachthaus nicht mehr benutzt wurde - man bezog das Fleisch von der Metzgerei Kyburz in Lupfig -, blieb die Metzgerei in Mellingen bis 1991 geöffnet. 1967/68 wurde der Löwen umfassend umgebaut und das daneben stehende Haus als Eingangshalle in den Komplex integriert. Ab 1919 gehörte dieses Haus Walter Linder, der darin einen Schuhladen eröffnete und später auch Lebensmittel (Konsum Denner) verkaufte. Auf der Hinterseite entstand anstelle der Stallungen, in welchen Vieh von auswärts untergebracht war, und dem Schlachthaus ein grosser Saal. Damit wurde der Löwen das flächenmässig grösste Gebäude in der Altstadt. 1968 übernahm Rudolf Kyburz' Tochter Ruth zusammen mit ihrem Gatten Bruno Wüst das Hotel Löwen und führte das Haus über 40 Jahre. 2010 kaufte die Wagen Immo AG, Mägenwil, die Liegenschaft.



Bild-Nr.: 04004.1col
Bild: Fotoarchiv Mellingen Postkarte
Text: Ruth Wüst / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1904

Um 1930 Hotel Löwen und Zeitturm

Über die Geschichte des Hotel Löwen s. Bild-Nr. 04004.1col

Rechts des Löwen der "Consum Denner" der Familie Linder (Hauptgasse 10), später als Eingangsbereich in den Löwen integriert.

Zum Geschäftshaus zwischen Restaurant Stadttor und Hotel Löwen, Hauptgasse 14: Im Mai 1945 ging das Comestibelgeschäft von A. Müller-Weber an Familie Baumann-Wehrli über. In den 1950erjahren Comestibelgeschäft Hafner, später Reisbüro und heute (2020) Coiffeur-Salon. Im Gebäude hat es noch Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert. An der Front zur Scheunengasse zwei spätgotische Zwillingsfenster mit der Jahreszahl 1639.


Bild-Nr.: 04023.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team - Robert Höhener
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1930

1964 Teilabbruch Löwen - Scheunengasse

Abbrucharbeiten vor dem Neubau des Saals des Gasthofs „Löwen“
Abgebrochen wurden die Ökonomiegebäude des Gasthofs „Löwen“ am 12. Februar 1964.
An dessen Stelle wurde der neue Löwensaal gebaut, der 1967 in Betrieb genommen wurde.

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Im ehemaligen Stall waren Kühe und Pferde untergebracht. In früherer Zeit waren es vor allem die Vorspann- und Wechselpferde.
Um die Steigungen gegen Fislisbach und Mägenwil besser überwinden zu können, wurden den Fuhrleuten Vorspannpferde zur Verfügung gestellt. Für die Kutschen standen die Wechselpferde bereit. Damit der Kutscher möglichst schnell vorankam, liess er die ermüdeten Pferde im Stall zurück und spannte neue ausgeruhte Pferde ein.

Auf dem Bild sehen wir die Abbrucharbeiten am 12 Februar 1964. Beim Haus links des „Löwen“ handelt es sich um das Gebäude Hauptgasse 10, das 1966/67 als Eingangsbereich für Gasthaus und Hotel in den Löwenkomplex integriert wurde.

Otto Müller berichtet: „Der alte Saal hatte seinen Platz im Dachgeschoss. Er war baufällig und stellte eine enorme Brandbelastung dar.
Bei Tanzanlässen bewegte sich der Boden wie ein Schwimmrasen. Beim Neubau des Saales wurde auch die Gastwirtschaft umgestaltet und erweitert unter Einbezug des angrenzenden ‚Linder-Spezereiladens‘.
Im Jahre 1967 wurden die neuen 'Löwen-Räumlichkeiten' in Betrieb genommen.
1988 erfuhr das Haus eine umfassende Fassadenrenovation."





Bild-Nr.: 05055
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Otto Müller / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

12.02.1964

Mellingen hat wieder einen Saal im Löwen

(av) Vielen Gemeinden — besonders den kleineren auf dem Lande - stellt sich heute das schwierige
Problem des Saalbaues. Einerseits drängen die Vereine und die kulturellen Institutionen auf die Schaffung einer Stätte, die sich für ihr Wirken eignet, und anderseits wird es immer schwieriger, Leute zu finden, die sich an die Realisierung eines solchen Projektes heranwagen.
In Mellingen konnte geradezu eine Ideallösung gefunden werden, denn R. Kyburz, Besitzer des Hotels Löwen und der früher dazugehörende Scheune und Landwirtschaft, hat sich bereiterklärt, mit einer angemessenen Unterstützung der Gemeinde an sein Restaurant einen Saal zu bauen. Am 23. Juni 1966 bewilligte die Einwohnergemeinde Mellingen einen Beitrag in der Höhe von 200 000 Franken, und am 29. März 1967 wurde die Baubewilligung für den Saal-Neubau erteilt. Der Restaurationsbetrieb des Löwen musste vorübergehend geschlossen werden, denn die Bauarbeiten gestalteten sich recht kompliziert und zusammen mit dem Anbau wurde auch das ganze Haus einer eingehenden Renovation unterzogen.
Heute nun ist der Umbau vollendet, Mellingen besitzt wieder einen schönen, grosszügig gepianten Saal und zudem ein neu renoviertes, sich bestens präsentierendes Hotel. Bei einem Empfang anlässlich der Neueröffnung des Löwen orientierte der Architekt W. Keller (Gemeindeammann in Fislisbach) über das Raumprogramm. Im Parterre befinden sich gegen die Strasse hin ein 90 Quadratmeter grosses Foyer, daneben das 60 Personen Platz bietende, geschmackvoll eingerichtete Restaurant mit dahinter liegendem Säli (40 Sitzplätze) und anschliessend die Metzgerei. An die Rückseite des Hauses wurde der Saal angebaut. Er bietet 350 Personen bequem Platz (bei Konzertbestuhlung entsprechend mehr), verfügt über eine mit den nötigen Einrichtungen versehene Bühne und über eine kleine Galerie. Die Küche (zwischen Restaurant, Säli und grossem Saal gelegen) ist sehr geräumig und selbstverständlich mit modernsten Apparaturen ausgerüstet. Im Untergeschoss befinden sich die beiden automatischen Kegelbahnen und diverse Nebenräume.
Im ersten Stock wurde über dem Foyer eine modern ausgestattete Bar eingerichtet: Der Löwen kann nun etwa 30 Betten zur Verfügung stellen. Sämtliche Zimmer sind mit Duschen ausgerüstet. An einen kurzen Rundgang durch das neu umgebaute Haus, den schönen Sal und die überraschend grosszügigen Hotelzimmer schloss sich das Nachtessen an, während dem Stadtammann E. Busslinger, Bezirksammann E. Meier, und der Präsident der Saalbaukommission das Wort ergriffen. Mehrfach wurde der Idealismus und die Tatkraft von R. Kyburz hervorgehoben, der Wagemut des Bauherrn, der das Risiko nicht scheute und Hand bot zu einer grosszügigen Lösung des Mellinger Saalbauproblems. Alle Redner waren sich darin einig, dass ein solcher Idealismus und ein solcher Gemeinschaftssinn heute selten geworden seien.
Das Nachtessen zeigte, dass das neue umgebaute Restaurant — es wird wie der ganze Betrieb von Frl. Ruth Kyburz geleitet — sehr leistungsfähig ist und dass es die Mellinger und die auswärtigen Gäste nicht enttäuschen wird.


Bild-Nr.: 04023.1.1
Bild: AV
Text: AV
Copyright: AV

1967

2001: Hotel Löwen an der Hauptgasse

Gassenfront des Hotels „Löwen“ (Hauptgasse 10) zur Fasnachtszeit im Jahre 2001

Bald nach dem Dreikönigstag nahmen jeweils im Städtchen die
Fasnachtsböggen den Platz ein. An den gleichen Stellen strahlten in der Advents- und Weihnachtszeit rote Kerzen ihr festliches Licht aus.

Über die Geschichte des Hotels Löwen s. Bild-Nr. 04004.1col


Bild-Nr.: 04031
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

2001

2003 - Ruth und Bruno Wüst-Kyburz - Seit 35 Jahren auf dem "Löwen"

Bild: Ruth und Bruno Wüst-Kyburz feiern ein seltenes Jubiläum im Löwen: Seit 35 Jahren bewirtet das Ehepaar seine Gäste


Der «Löwen» in Mellingen ist ein Haus mit Tradition, das 1454 erstmals urkundlich erwähnt wird. Seit 1947 ist das Haus an der Hauptgasse im Besitze der Familie Kyburz, Lupfig, später wurde der Betrieb von der Familie Wüst-Kyburz übernommen.
Ende 1967 begann Ruedi Kyburz, Vater von Ruth Wüst, mit den Umbauarbeiten im Löwen.
Aus feuerpolizeilichen Gründen durfte damals für Veranstaltungen weder der Löwen- noch der Kronensaal benutzt werden. Nach langen Verhandlungen war man sich einig, dass sich die Gemeinde Mellingen mit einem Beitrag am Umbau beteiligen würde.
Damals sah der Löwen noch anders aus. Angebaut war ein Landwirtschaftsbetrieb, darüber befand sich der alte Löwensaal. Längere Zeit hat dieser nicht besonders einladende Zustand in der Altstadt angedauert, bis die Stallungen samt dem hinteren Teil des Löwensaals abgerissen wurden. Das angebaute Linder-Haus an der Hauptgasse konnte von der Familie Kyburz zusätzlich erworben werden. Es dient heute (2003)als Eingang und Treppenhaus.
Im September 1968 konnte sich die Bevölkerung vom gelungenen Umbau mit Saal, Restaurant, Bar, Kegelbahn und Metzgerei überzeugen.
Seit der Wiedereröffnung führen Ruth und Bruno Wüst-Kyburz den Betrieb mit grossem Engagement und Fachkompetenz. Ruth Wüst wurde das Wirten quasi in die Wiege gelegt. Ihre Eltern führten den Gasthof Ochsen in Lupfig. Bruno Wüst hat die Ausbildung zum Kaufmann absolviert und ergänzt das Fachwissen seiner Ehefrau bestens.

Auch wenn es nicht immer einfach war, haben die beiden ihre Freude an ihrem Beruf nicht verloren. In all den Jahren war es möglich, eine schöne Beziehung zu ihrer Stammkundschaft aufzubauen. Dies ist der Lohn für ihren unermüdlichen Einsatz. Verändert hat sich in den 35 Jahren sehr viel. Das Angebot sei heute interessanter, abwechslungsreicher und vielseitiger, sagen beide. Die Kundschaft sei preisbewusster und kompetenter geworden. Verändert habe sich auch das Essverhalten. Vor allem über Mittag müsse es heute schnell gehen. Ruth und Bruno Wüst überraschen ihre Gäste immer wieder mit Spezialwochen.
Mit Restaurant, Säli, Saal mit Bühne, Bar, Schünegärtli und Kegelbahn bietet der Löwen Lokalitäten für jeden Anlass.

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Das Hotel verfügt über 30 Betten in verschiedenen Kategorien.
In regelmässigen Abständen wurde in die Infrastruktur investiert: Jüngstes Beispiel sind die runden Tische, die dem Saal ein festliches Ambiente verleihen. Heute (2003) beschäftigen Ruth und Bruno Wüst 14 Fest- und sechs Teilzeitangestellte. Im Löwen haben schon viele Lehrlinge ihre Ausbildung mit gutem Abschluss bestanden.
Über 30 Jahre waren Hedy und Kasi Rösch der Familie Wüst als Mitarbeitende treu.
Und was bringt die Zukunft? Sandra und Marc haben beide ihre höhere Fachausbildung abgeschlossen. Vorerst bleiben Ruth und Bruno Wüst noch ein paar Jährchen
auf dem Löwen, doch es wäre schön, wenn eines der Kinder den Betrieb übernehmen und fortführen würde.

Nachtrag: 2011 ging der Löwen an Daniel und Martina Wagen über.
2021 starb Bruno Wüst (geb. 1944) und ein Jahr später Ruth Wüst (geb. 1941).


Bild-Nr.: 04601
Bild: Mellinger Städtlichronik 2003/Benedikt Nüssli
Text: Mellinger Städtlichronik 2003/Benedikt Nüssli
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2003/Benedikt Nüssli

2003

2004 Eingang zum Saal des Hotels „Löwen“ an der Scheunengasse

Dieser Saal wurde 1966/67 anstelle der 1964 abgebrochenen Ökonomiegebäude des Gasthofes erbaut: s. Bild-Nr. 05055. An diesen Saalbau leistete die Gemeinde Mellingen einen finanziellen Beitrag, da damals für grössere kulturelle Anlässe nur noch die Turnhalle Bahnhofstrasse zur Verfügung stand. Der alte „Löwen“-Saal im Estrichgeschoss des Gasthauses durfte aus brand- und baupolizeilichen Gründen schon längere Zeit nicht mehr benutzt werden. Auch der „Kronen“-Saal an der Bahnhofstrasse stand aus ähnlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.

Rechts das 1997 in Betrieb genommene Ortsmuseum mit Bibliothek --> Scheunengasse Nr. 7 und dahinter das viergeschossige, 2005 restaurierte Haus Scheunengasse Nr. 5.


Bild-Nr.: 05057
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

2004

Hotel Löwen und ehemalige Metzgerei 2008

Die Metzgerei wurde aber bereits 1991 geschlossen, s. die Angaben über Gasthof und Metzgerei unter Bild-Nr. 04004.1 col.
In den Räumlichkeiten der Metzgerei entstand im November 2017 die Löwenbar.


Bild-Nr.: 04100
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Ruth Wüst
Copyright: Viktor Zimmermann

2008

2010 - Wagen Immobilien kauft "Löwen"

Das Hotel Restaurant Löwen in Mellingen hat einen neuen Besitzer. Die Wagen Immo AG aus Mägenwil hat das geschichtsträchtige Haus erworben. Ruth und Bruno Wüst führen den Betrieb noch bis Ende Januar 2011. Während 42 Jahren haben Ruth und Bruno Wüst das historische Haus als Restaurant und Hotel erfolgreich geführt. Nun ist der Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen. «In der Wagen Immo AG» konnte eine geeignete Käuferin für die Liegenschaft gefunden werden», so Ruth und Bruno Wüst. Als neue Besitzerin des Hotel Restaurant Löwen in Mellingen wird die Wagen Immo AG den Hotelbetrieb innovativ und bedürfnisnah weiterführen und partiell Kleinwohnungen anbieten. Für die Gewerberäume/Restaurant wird ein geeigneter Mieter respektive Pächter gesucht. Die Räume sollen im klassischen Sinn und passend zum Altstadtbild weitergeführt werden. Der Saal wird künftig im traditionellen Stil an Vereine und Kleingruppen vermietet. Es werden jedoch auch neue und kreative Ideen in diesem Bereich angestrebt. «Die Wagen Immo AG» freut sich, mit dem Erwerb des Hotel Restaurant Löwen einen Teil der geschichtsträchtigen Mellinger Altstadt zu erhalten und einen Beitrag an das vielseitige Altstadtleben zu leisten», so Daniel Wagen. Ruth und Bruno Wüst freuen sich, ihre Gäste noch bis Ende Januar im «Löwen» zu begrüssen und als Gastgeber verwöhnen zu dürfen.


Bild-Nr.: 04023.1.3
Bild: Benedikt Nüssli/Reussbote 1.10.2010
Text: zVg/Reussbote 1.10.2010
Copyright: Benedikt Nüssli/Reussbote 1.10.2010

01.10.2010

2011 - Viel gegeben - viel bekommen

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden sich Ruth und Bruno Wüst vom «Löwen» In
Mellingen. 43 Jahre lang gaben sie dem Hotel Löwen das Gesicht und verwöhnten ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst.
Der Abschied fällt uns nicht leicht»‚ sagt Ruth Wüst. Bei unserem Gespräch in der Bar wird es auch dem «Reussbote»-Reporter warm ums Herz. Denn vor vielen, vielen Jahren knüpfte er in der weitherum bekannten und geschätzten Bar erste zarte Bande zu seiner späteren Ehefrau. Und so dürfte in der Löwenbar so manche Geschichte geschrieben und manches Glück geschmiedet worden sein. Dass sich Familie Wüst über 40 Jahre mit Gastlichkeit, Herzblut, Engagement und Freundlichkeit für die Gastronomie eingesetzt hat, ist heute sehr selten. Es brauchte dazu neben dem Fachwissen das nötige Fingerspitzengefühl und grosse Menschenkenntnisse. Doch beginnen wir von vorne.

Zuerst alleine
1966 war es, als Ruth Kyburz damals von ihrem Vater Ruedi Kyburz mit sanftem Druck ermuntert wurde, den «Löwen» in Mellingen zu führen. Das Restaurant sah damals noch ganz anders aus: kein Saal, keine Kegelbahn, keine Bar. Lediglich eine Wirtschaft, ein Säli und ein paar wenige Zimmer, so präsentierte sich die Gastlichkeit. Für Ruth Kyburz war es eine grosse Umstellung, nachdem sie vorher in gehobener Gastronomie im Ausland quasi ihre Sporen abverdient hatte. «Doch es war damals eine andere Zeit, man getraute sich nicht, dem Vater zu widersprechen», sagt die passionierte Wirtsfrau. Und bereits nach einem Jahr wurde die Gaststube schon geschlossen. Nicht etwa, weil es nicht rentierte, es kamen mehrere Fügungen zusammen.

Eim Saal für Mellingen
Da war einerseits die Tatsache, dass Mellingen für die Vereine keine Lokalitäten zur Verfügung hatte. Viele Vereinsvertreter baten Ruedi Kyburz, doch in Mellingen einen Saal zu bauen. Kyburz war gewillt, bis der Saal jedoch dann stand, mussten noch einige, auch politische, Hürden genommen werden. Am 16. September 1968 war es so weit, Mellingen kam zu seinem Saal. Und Ruth Kyburz startete auf dem neuen «Löwen» eine Ära, die über 40 Jahre lang dauern sollte. Ihr Freund Bruno Wüst aus Birr besuchte ab 6. Januar 1969 während zwölf Wochen den Wirtekurs in Aarau. Am Pfingstmontag des gleichen Jahres wurde aus Fräulein Kyburz Frau Wüst. Ruth und Bruno Wüst ergänzten sich über all die Jahre hervorragend. Da war auf der einen Seite Ruth Wüst, der das Wirten durch ihre Eltern, die den Ochsen in Lupfig führten, quasi in die Wiege gelegt worden war, und auf der anderen Seite der Kaufmann Bruno Wüst, der sich um alle administrativen Arbeiten und um die Küche kümmerte.

Renommiertes Haus mit bekannten Persönlichkeiten
Wüsts brachten den «Löwen» zu einem renommierten Haus, das weit über den Kanton hinaus bekannt wurde. Davon zeugen die vielen Einträge im Gästebuch: Von Skifahrer Bernhard Russi, Bundesrat Ludwig von Moos und Radlegende Edy Merckx, über Bischof Hänggi, Willy Millowitsch und Hockeylegende Walter Dürst, bis hin zu Walter Roderer, Ines Torelli oder Paul Bühlmann. Auch Fussballmannschaften waren im «Löwen» einquartiert. Anlässlich des UEFA-Juniorenturniers im Jahre 1975 verbrachten die Mannschaften der UDSSR, DDR, BRD und Finnland hier den Abschlussabend. Ruth und Bruno Wüst erinnern sich gerne an diese Zeiten.


Auch an die vielen schönen Fasnachtsbälle im «Löwen», als Mellingen noch Karnevals-Hochburg war und Regierungsräte es sich nicht nehmen liessen, an den Zunftball zu kommen. «Es war eine strenge Zeit mit einem grossen persönlichen Aufwand», sagen beide übereinstimmend. Viele schöne Erinnerungen lassen sie nun zurück. Etwa der Gedanke an das Mellinger Original Ladner Franz, der jeden Sonntag nach dem Mittag einen Stumpen abholte. Oder an die vielen schönen Momente mit den Vereinen, oder an viele Hochzeitsfeste, an Firmenanlässe, Tanzabende, Gastspiele des Bernhard Theaters u. v.a. m. Wüsts haben viel gegeben, aber auch wieder etwas zurückbekommen. So erinnern sich beide gerne an den letzten Monat. Es war überwältigend, wie viele Gäste sich von uns verabschiedeten. «Und manchmal gab es auch ein kleines Tränchen», gibt Ruth Wüst zu. Es waren bewegende Momente des Adieusagens, was aber durchaus menschlich und verständlich ist.

Zeiten ändern sich
Die Zeiten haben sich geändert, mit ihr auch die Gastronomie. Das Angebot ist grösser geworden, die Ansprüche an eine gepflegte Küche waren aber schon früher sehr hoch. Heute muss es schnell gehen und günstig sein. «Und dennoch schätzen heute noch viele junge Menschen die traditionelle Küche», sagt Bruno Wüst. «Unsere war immer saisonal ausgerichtet. Das haben unsere treuen Gäste sehr geschätzt. Natürlich mussten auch wir mit der Zeit gehen.» Während all den Jahren konnten Ruth und Bruno Wüst auf treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen: «Alle unsere Mitarbeiter haben uns bis zum Schluss im Betrieb mitbegleitet, dafür sind wir dankbar. Ein Dankeschön gebührt auch allen Aushilfsmitarbeitern, besonders Rosmarie Moser und Hedy Rösch sowie Kasimir Rösch, welche uns während 40 Jahren tatkräftig unterstützt haben.»
Das Wirte-Ehepaar ist froh, dass sie für «ihren Löwen» die Nachfolge regeln konnten. Nachdem sich abzeichnete, dass weder Tochter Sandra noch Sohn Marc Liegenschaft und Betrieb übernehmen wollten, lag die Nachfolge schwer auf. «Wir schätzen uns glücklich, dass wir mit der Wagen Immobilien und Treuhand aus Mägenwil eine Nachfolgelösung gefunden haben. Das war eine grosse Herausforderung. Doch nun sind wir glücklich, dass die Nachfolge geregelt ist und dass sich abzeichnet, dass der «Löwen» in ähnlichem Rahmen weitergeführt wird», sagen Ruth und Bruno Wüst. Und so verbinden sie diese Hoffnungen auch damit, dass im «Löwen» weiterhin das Glück geschmiedet und viele Geschichten geschrieben werden.
Benedikt Nüssli


Bild-Nr.: 04023.1.2
Bild: Benedikt Nüssli/Reussbote 8.2.2011
Text: Benedikt Nüssli/Reussbote 8.2.2011
Copyright: Benedikt Nüssli/Reussbote 8.2.2011

08.02.2011