Xavier Koller

Personen > Kunst

1991 - Ehrung für den Oscarpreisträger Xavier Koller

Weltmännisch hat sich Mellingen zum Empfang des Filmemachers Xavier Koller herausgeputzt: eine Fülle von Blumen, ein überlebensgrosser Oscar und eigens für den Anlass von der Stadtmusik einstudierte amerikanische Stücke. Das Trompetenensemble spielt zwei Melodien, unter anderem die Weise: Muess i denn, muess i denn zum Stedele hinaus. Wahrlich auch Xavier Koller, der seine «Schul- und Lehrzeit» in Mellingen verbrachte, musste zum Städtchen hinaus – «man muss weggehen, um Träume zu verwirklichen" wendet Xavier sich dankbar an die Eltern, die ihm Freiheit gaben.

Xavier Koller wurde am 17. Juni 1944 in Ibach Schwyz geboren und zog neunjährig mit seiner Familie in unser Städtchen. Er besuchte in Mellingen und Wohlenschwil die Schule, wo er nie speziell auffiel, da musische Begabungen im Hintergrund standen. Er wuchs in einem verständnisvollen Elternhaus auf, wo viel musiziert und Theater gespielt wurde. Er war auch ein begabter Zeichner und Maler, bastelte Raketen, züchtete Kaninchen und betätigte sich im Kino Rex als Platzanweiser. Er schloss seine Berufslehre als Feinmechaniker ab und besuchte die Zürcher Schauspielakademie. Ein Jugendtraum erfüllte sich, denn schon als kleiner Knirps wollte er Clown werden. Es folgten Engagements bei der Badener Claque, am Schauspielhaus in Zürich und beim Fernsehen. 1968 spielte er in Göttingen, wo seine Liebe zum Film wach wurde. «Hanniball», sein erster Film, unter dem kulturellen Aspekt als wertvoll taxiert, war ein finanzieller Misserfolg. Xavier Koller hat aber nicht resigniert und nicht aufgegeben und mit dem «Gefrorenen Herz'» den Durchbruch geschafft. Die Schirmflickergeschichte nach einer Erzählung Meinrad Inglins zeigt, wie naturnah, volkscharakteristisch und einfühlsam der Regisseur vorgeht.
«Der schwarze Tanner» wurde zum erfolgreichsten Schweizerfilm und erzählt von der berühmten «Schweizer Anbauschlacht», mit welcher man versuchte den Zusammenbruch der Nahrungsmittelversorgung während der Kriegsjahre abzuwenden. Für die «Reise der Hoffnung», die eine wahre Geschichte einer illegalen Einwanderung türkischer Menschen in die Schweiz erzählt, erhielt Xavier Koller neben dem Oscar noch weitere Auszeichnungen: zum bronzenen Leoparden von Locarno darf Koller in Neapel den Sergio-Leone-Preis in Empfang nehmen. Dass dem Oscargewinner der Erfolg nicht in den Kopf gestiegen ist, bewies er mit dem Satz: Erfahrung und Leidenschaft machen jemanden zu dem, was er ist.

Zum Abschluss der Ehrung wurde der Film «Reise der Hoffnung» vorgeführt und als Erinnerung an diesen Tag durfte Xavier Koller zwei Bücher mit aargauischen Themen mit nach Hause nehmen, quasi als Auffrischung der Erinnerung an seine Jugendzeit.


Bild-Nr.: 41003
Bild: Mellinger Städtlichronik 1991
Text: Mellinger Städtlichronik 1991
Copyright: Mellinger Städtlichronik 1991

1991