Hans Trudel
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Hans Trudel (1881-1958) wuchs in Ellikon auf und war schon als Kind ein begabter Zeichner. Er machte eine Lehre als Maschinenzeichner bei Sulzer in Winterthur und arbeitete ab 1904 auf Empfehlung Eric Browns als Maschinenkonstrukteur bei Brown, Boveri & Cie. in Baden (Aargau).
Als er 1909 eine Hodler-Ausstellung in Zürich besucht hatte, notierte er in sein Tagebuch: „Jetzt weiß ich, wozu ich berufen bin!“
Er betätigte sich neben seiner beruflichen Tätigkeit unter dem Einfluss des Jugendstils als Maler, Zeichner und Grafiker und trat mit seinen Bildern an die Öffentlichkeit. Im Bericht über eine Ausstellung der Münchener Secession urteilte Ernst Wilhelm Bredt über die dort gezeigten Grafiken Trudels 1914: „Zu den formal strenger gerichteten Künstlern ... [gehört] etwa … Hans Trudel-Baden …“
Gefördert von Führungskräften seines Arbeitgebers studierte Trudel ab 1915 mit einem Stipendium bei Edmund von Hellmer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zum Broterwerb trugen Aufträge eines Herrn von See aus Wien zur Gestaltung seiner Parkanlagen bei. Hans Tietze widmete Trudel anlässlich seiner Ausstellung in der Galerie Arnot 1916 eine ausführliche Rezeption.
Nach dem Studium arbeitete Trudel zunehmend auch als Plastiker und als freischaffender Künstler. Augenscheinlich unter dem Eindruck der Erlebnisse des Ersten Weltkriegs kam Trudel zum Expressionismus. Bekannt wurden seine Xylographien. Vor allem seine Holzschnitte fanden das Interesse des Berliner Verlegers Paul Cassirer. 1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Kaiser-Friedrich-Museum Magdeburg und dem Schlossmuseum Weimar nachweislich jeweils eine Graphik Trudels mit dem Titel Krieg beschlagnahmt und vernichtet. Es dürfte sich dabei vermutlich um Exemplare desselben Holzschnittes handeln.
Von 1919 bis 1926 hatte Trudel seine Werkstatt in der Widenmühle in Mellingen. Einziges Werk als Bildhauer ist in Mellingen die Plastik am Hotel "Löwen". Eine grosse Johannesstatue wurde nicht vollendet. Zudem schuf Trudel drei Holzschnitte mit Ansichten der Altstadt. Allerdings stammt nur einer aus seiner Mellinger Zeit.
Trudel lebte und arbeitete in Baden in einem Altstadthaus an der Oberen Halde, in dem sich jetzt als Ort der Kunst und Kultur das von einer Genossenschaft betriebene Trudelhaus befindet. Im öffentlichen Raum der Stadt Baden finden sich eine Anzahl bildhauerischer Werke Trudels. Aber seine Figuren wurden von den Badener Spießbürgern verachtet und wegen ihrer Nacktheit verschmäht. Trudel galt als Außenseiter und hatte ein mühsames Leben. Unterstützung erhielt er u. a. vom Badener Unternehmer Traugott Schoop, der ihm einen Brunnen finanzierte. Dessen Sohn Christoph macht sich um das Andenken Trudels verdient.
Heute gilt Trudel als wichtigster Badener Künstler.