Hochwasser 22. August 2005
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Das Hochwasser vom August 2005 forderte in der Schweiz 6 Todesopfer und verursachte Sachschäden in der Höhe von insgesamt 3 Mrd. Franken. Hinsichtlich der
Schäden ist es somit innerhalb der letzten drei Jahrzehnte ohne Parallele. Grossflächige
und lang anhaltende Niederschläge führten zu aussergewöhnlichen Abflüssen und
Seeständen. Überflutung, Erosion, Übersarung, Rutschungen und Übermurung waren
die massgebenden Schadensprozesse. In seiner Gesamtheit und über eine längere
Zeitperiode betrachtet, ist das Ereignis aber nicht als aussergewöhnlich, sondern höchstens noch als selten zu bezeichnen. Mit dem wiederholten Auftreten ähnlicher Hochwasser muss auch in Zukunft gerechnet werden.
Bild-Nr.: 18101
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Bundesamt für Umwelt BAFU, 3003 Bern-Ereignisanalyse Hochwasser 2005
Copyright: © Viktor Zimmermann
1972 betrug der Pegelstand 4,94 m, als der Höchststand erreicht war.
1994 wurden 5,17 m gemessen und als 1999 ein höchster Pegelstand von 5,22 m gemessen wurde, sprach man von einem «Jahrhunderthochwasser». Ein Ereignis also, das sich so schnell nicht wiederholen würde? ... Weit gefehlt. Diesmal stieg die Reuss gleich mehr als einen halben Meter höher, um bei einem Pegelstand von 5,78 m ihr zerstörerisches Werk zu verrichten. Musste 1994 nur die alte «Soldatebrugg» sicherheitshalber für den Verkehr gesperrt werden, so war dieses Mal neben dem Städtlisteg auch die Strassenbrücke ernstlich in Gefahr und für jeglichen Verkehr gesperrt. Wieder einmal waren es hauptsächlich die Anwohner der am Reussufer liegenden
Liegenschaften, die die Hauptlast des Unwetters zu tragen hatten und noch haben. Das Wohnhaus der Familie Frey wurde geflutet und ganze Teile des grossen Holzlagers der Sägerei wurden von den Wassermassen mitgerissen. In den Kellern der Häuser an der Bruggerstrasse stand der Schlamm Zentimeter hoch. Ganz böse hat es auch die Bäckerei Vollenweider getroffen. Die im Keller liegende Backstube stand knietief unter Wasser und erst als sie von Angehörigen des Zivilschutzes vom Schlamm befreit worden war, wurden die enormen Schäden an Maschinen und Einrichtungen sichtbar. Zu allem Überfluss waren grosse Teile der Altstadt ohne Strom, was die noch während des Hochwassers begonnenen Rettungs- und Aufräumarbeiten zusätzlich erschwerte.
110 Helfer der ZSO Reusstal-Rohrdorferberg sowie die örtlichen Feuerwehren waren rund um die Uhr im Einsatz und mussten mit sehr wenig Schlaf auskommen. Viele freiwillige Helfer stellten sich zur Verfügung, wo immer Hilfe gebraucht wurde. Eine Kantiklasse verzichtete auf einen Einführungslehrgang auf dem Gotthard und sammelte dafür unbrauchbar gewordenen Hausrat zur Entsorgung ein.
Die gute Zusammenarbeit zwischen den Hilfsorganisationen, Behörden und dem Gewerbe sowie die spontane Hilfsbereitschaft bei der Bevölkerung war beeindruckend und veranlasste den Gemeinderat zu einem an alle Helfer gerichteten «herzlichen Dankeschön» in der Presse.
Mit Kosten von insgesamt etwa 120 000 Fr. ist die Gemeinde relativ glimpflich davongekommen. Davon entfallen allein 45000 Fr. auf den Sold für die Feuerwehr, 1000 Fr. auf den Zivllschutz und 8000 Fr. auf die Verpflegungskosten für die Einsatzkräfte. Ca.15000 Fr. wurden für Hilfsmaterial ausgegeben und ca. 6000 Fr. müssen für Diverses gerechnet werden. Die nicht gedeckten Schäden an der Infrastruktur betragen etwa 40000 Fr. Das seien nach Rolf Hirsiger, Chef des Gemeindeführungstabes, zwar keine Beträge, die die Gemeindefinanzen aus den Angeln heben würden. Sie seien es aber wert sich Massnahmen zu überlegen, um gegen zukünftige Hochwasserschäden einigermassen gewappnet zu sein. Der Gemeinderat hat dies gemeinsam mit der Bauverwaltung der Feuerwehr und dem Zivilschutz getan und die wichtigsten Punkte zu einem Massnahme-Katalog zusammengestellt, der zeigt, dass sowohl auf die Gemeinde, als auch auf die Eigentümer der besonders bedrohten Plätze und Immobilien, erhebliche Anstrengungen zukommen, um das angestrebte Ziel zu erreichen.
So stieg die Reuss an
Datum Zeit Pegelstand,m
19.08. 2005 18.00 2.67
20.08. 2005 06.00 3.63
20.08. 2005 17.00 3.76
2I. 08.2005 10.00 3.85
22.08.2005 00.00 4.24
22.08.2005 06.00 4.89
22.08.2005 12.00 5.67
22.08.2005 18.00 5.78 neuer Rekord
23.08.2005 00.00 5.69
24.08.2005 00.00 4.98
Bild-Nr.: 18101.1
Bild: Mellinger Städtlichronik 2005/Johannes Schober
Text: Mellinger Städtlichronik 2005/Johannes Schober
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2005/Johannes Schober
Das Hochwasser vom August 2005 stellt insgesamt das grösste Ereignis dar, welches
das Schweizer Abflussmessnetz bisher registriert hat. Spitzenwerte wurden vor allem
an den Abflussmessstationen in der Innerschweiz und im Berner Oberland registriert,
also im Zentrum des Niederschlagsgebietes. Relativ stark betroffen war auch das
gesamte Einzugsgebiet der Aare im Schweizer Mittelland, wo sich die Abflüsse aus
den vom Niederschlagszentrum betroffenen Regionen vereinten. Nach dem Zusammenfluss mit dem Rhein, dessen Einzugsgebiet vom Niederschlag weniger betroffenen
war, nahm die Bedeutung des Ereignisses rasch ab
Bild-Nr.: 18102
Bild: Hans Leder
Text: Bundesamt für Umwelt BAFU, 3003 Bern - Ereignisanalyse Hochwasser 2005
Copyright: © Hans Leder