Landwirtschaftsbetrieb Hirt
Lenzburgerstrasse Süd-West > Lenzburgerstrasse SW
Bauernsohn Johann Hirt *1868 (Thérèse Hirts Urgrossvater) wuchs in Birrhard auf. Er nahm eine Stellung als Kutscher auf dem Gutsbetrieb der Familie Gautschi in der Telli Aarau an.
-Der Flurname Telli ist seit dem 14. Jahrhundert überliefert und bezeichnet eine Vertiefung des Geländes. Jahrhunderte lang wurde die Telli landwirtschaftlich genutzt,
überwiegend als Weideland oder für den Obstbau.
Marie Gautschi (1872-1946) war die Tochter eines Grossgrundbesitzers in Aarau, dem heutigen Telli Hochhaus. Sie verliebte sich in den Kutscher Johann Hirt (1868-1940), ihren späteren Ehemann. Als Strafe hat man Marie enterbt. Doch Johann Hirt und Marie Hirt - Gautschi haben es mit harter Arbeit geschafft, für sich und die Nachkommen einigen Grundbesitz anzueignen.
Nach der Heirat übernahm das Ehepaar die Landwirtschaft mit Gastwirtschaft, sowie den Fährbetrieb über die Reuss in Sulz bei Künten.
1910 kaufte Johann Hirt den Hof am Allmendliweg in Mellingen und zog dort mit seiner siebenköpfigen Familie ein.
Ernst Johann Hirt jun. (Thérèse Hirts Vater), geboren 1929, ist an der Stetterstrasse 12 aufgewachsen. Das Haus bauten 1928 die Brüder Emil und Ernst Johann Hirt sen.
1940 verstarb Johann Hirt. Sein Sohn, Ernst Johann Hirt sen. übernimmt mit seiner Frau den Allmendlihof. Da dieses Anwesen nicht sehr gross war, arbeitete er zusätzlich als Werkmeister bei BBC weiter. Ernst Johann Hirt sen. mit Frau bewirtschaften mit Sohn Ernst Johann Hirt jun. und Tochter Elsa Hirt den Hof.
Nach Ende der Schulzeit beginnt Ernst Johann Hirt jun. 1946 eine Lehre als Metzger bei der Firma Bell in Birsfelden.
1947 hat Ernst Johann Hirt sen. mit Ehefrau Elisabeth Hirt-Strübi die Gelegenheit , an der Lenzburgerstrasse 9 einen grösseren Bauernhof von der Familie Balsiger zu erwerben. Die Liegenschaft am Allmendliweg verkauften sie an Raimund Gabriel von Engelberg, welcher mit seiner Frau und Tochter Yvette ein neues Zuhause fanden. Im Hintergrund sieht man noch einen Geräteschopf, den Gabriel als Einstellhalle benutzte. Die Liegenschaft Gabriel wurde etwa 1995 abgerissen, der Geräteschopf schon früher.
1953 stirbt Ernst Johann Hirt sen. allzu früh. Ernst Johann Hirt jun. übernimmt 1954 den landwirtschaftlichen Hof an der Lenzburgerstrasse.
Als erstes kauft sich Ernst Johann Hirt jun. ein sogenanntes Hannoveranervollblut, ein Pferd mit einem Stockmass von 180cm.
-Gezüchtet wird der Hannoveraner als Rasse mit besonderer Eignung für den Reitsport.
Es werden Pferde angestrebt, die auf Grund ihrer inneren Eigenschaften, der Rittigkeit, ihres äusseren grossen Erscheinungsbildes, des Bewegungsablaufs, der
Springveranlagung und der Gesundheit ideale Leistungs- und Freizeitpferde sind.
Thérèse Hirt berichtet: " Als mein Vater dieses Pferd damals 1954 aus Deutschland importierte, war das eine kleine Sensation. Das Pferd war nicht nur sehr gross, sondern auch sehr wild. Das schwarze Pferd war damals anscheinend ein kleines Vermögen. Eine Anektote ist, dass mein Vater mit seinem Paradepferd namens Lux an einem der damals berühmten Holzrütirennen in Mellingen den 1. Preis, das Pferd Käti gewann. Mein Vater war viele Jahre Mitglied des Reitvereins Reusstal und bestritt mit seinen Pferden diverse Rennen und gewann Preise. An unserer Liegenschaft im Geerig 8 ist ein Wandbild meiner Eltern mit seinen Pferden aufgemalt."
"Ebenso ging mein Vater in den Wintermonaten als Metzger auf die Stör. Seine Metzgete waren weitherum bekannt und jedes mal ein Festessen für alle. Der Speck und seine Rauchwürste sind noch heute in guter Erinnerung!"
"Im Dezember 1965 verlor Ernst Johann Hirt jun. durch die Maul- und Klauenseuche seinen ganzen Viehbestand. Diese Seuche kam auf seinen Hof wegen den vielen Lastwagen, die übervoll mit kranken Tieren beladen auf dem Weg in den Schlachthof Marty nach Othmarsingen waren. Aber kaum war die Quarantänezeit vorbei, so ging mein Vater wieder zielsicher daran, einen neuen Viehbestand zu züchten, was ihm auch gut gelang."
Seiner Tochter und Nachfolgerin Thérèse Hirt gelang im April 2009 das Kunststück, zusammen mit dem damaligen Betriebsleiter Franz Schilling aus der Viehzucht ihres Vaters für den Kanton Aargau erstmalig zwei Zuchtfamilien, das heisst, zwei Muttertiere mit insgesamt 14 weiblichen Nachkommen zu stellen. Auch weitere Zuchterfolge folgten.
Leider waren die desolaten Milchpreise 2010 (Milchstreik und Bauernaufstand EU weit) von teilweise unter 50 Rappen pro Liter Milch der Grund für die Aufgabe der Milchwirtschaft. Es war nicht mehr möglich, die monatlichen Verluste zu tragen. Viele weitere Milchbauern mussten ihren Betrieb aufgeben.