Widenmühle

Mellingen-Dorf Nord-West > Grumetweg

Um 1948 Übersicht von Widenmühle in Richtung Bahndamm

Das Wasser war für jeden Müller ein lebenswichtiges Element. Deswegen entstanden auch immer wieder Streitigkeiten. Schon 1460 entschied Hans Ritzi, der Vogt von Baden, einen Streit wegen eines Wassersammlers zwischen dem Müller von Niederrohrdorf einerseits, sowie dem Buggenmüller Ulrich Ammann und dem Widenmüller Konrad andererseits. Jahre später lagen sich die beiden Mellinger Müller wegen des Wassers des Mühlebachs selber in den Haaren. Das Schiedsgericht bestimmte: Der Buggenmüller dürfe dem Widenmüller das Wasser, wenn dieser es für seine Mühle benötige, nicht vorenthalten.

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Wer jeweils das Wasser zum Mahlen benötige, sollte dies dem anderen frühzeitig mitteilem, damit das Wässern der Güter ohne jede Widerrede eingestellt werden könne. Falls der Widenmüller weder mahle noch wässere, stehe der Bach dem weiter oben gelegenen Buggenmüller zur freien Verfügung.
In den Gebäuden der Widenmühle sind verschiedene Gewerbebetriebe - u.a. die Frigemo AG - untergebracht.



Über die Müller von Mellingen:
- Rainer Stöckli. Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Fribourg 1979, S. 190-197, speziell über die Widenmühle S. 193-195.
- Heinrich Zumstein. Mellingen 1700-1900. Mellingen1988, S. 280-293, speziell über die Widenmühle S. 284-287.


Bild-Nr.: 02110
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1948

um 1948 Widenmühle am Mühlebach am Gruemetweg

Im Hintergrund links das Ryfhaus (s. Bild-Nr. 02141) und rechts die Mosterei Busslinger /Meli AG (s. Bild-Nr. 02203)
Der Mühlebach trägt seinen Namen zurecht. Bis ins vorletzte Jahrhundert trieb er vier Mühlen an:
- eine Mühle in Niederrohrdorf , die Doppelanlage der Buggenmühlen in Mellingen: - obere Buggenmühle: nachmalige Mosterei Busslinger, derzeitiges Meli-Areal
- untere Buggenmühle: nachmalige Stoffweberei Ryf, derzeit Werkhof mit Ryfsaal
und Militärunterkunft
- Widenmühle, vor der Mündung des Mühlebachs in die Reusssiehe : s Foto

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1344 wird die Widenmühle erstmals urkundlich erwähnt. Bis ins späte Mittelalter blieb sie im Besitz des Klosters Wettingen.
1860 wurden die Gebäude in eine Stoffweberei umgewandelt. Später stellte man hier auch Strohgeflechte her.
Von 1919 bis 1926 hatte der bedeutende Badener Maler und Bildhauer Hans Trudel sein Atelier in der Widenmühle eingerichtet. In Mellingen stammt ein einziges Werk von ihm, der vollplastische Löwe an der Fassade des Hotels "Löwen" aus dem Jahre 1923.
Bevor die Schilderfabrik Meierhofer Ende der 1940er-Jahren ihren Neubau an der Oberen Bahnhofstrasse errichtete, wurde zuerst provisorisch hier produziert. Meierhofer kaufte die Widenmühle im April 1947
1948 liess sich dann die Firma von Siegfried Kuster nieder. Die Firma produzierte Luftkompressoren von 3 bis 12 Kubikmetern Luftansaugvolumen.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts richtete Jules Bachmann auf dem Areal der einstigen Widenmühle eine mechanische Werkstätte ein.

Seit Beginn der Zwanzigerjahre führte der "Gruemetbuur" Hediger bei der Widenmühle einen stattlichen Landwirtschaftsbetrieb, mit zusammenhängenden Ländereien im "Gruemet" und den Ökonomiegebäuden ob der Widenmühle.
1946 richteten die Gebrüder Hans und Karl Haller auf demselben Areal ihren grossen Gemüsebetrieb (spätere Haller AG) ein, mit einem modern eingerichteten Kühlhaus. Die Widenmühle diente als Rüstraum. Bei der Firma arbeiteten bis zu 60 Angestellte.

1974 stieg die Frigemo AG, welche heute zur Fenaco-Gruppe gehört, bei der Haller AG ein und übernahm diese später vollständig. Die Frigemo AG Mellingen verarbeitet jährlich mehr als 10'000 Tonnen Gemüse zu mehr als 100 verschiedenen tiefgekühlten Einzelprodukten und Mischungen.

Die Gebäulichkeiten der Widenmühle wurden in den letzten zwei Jahrhunderten recht stark erweitert. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen unter den Firmen Haller und Frigemo noch weitere Gebäude (Personalhaus, Tiefgefrieranlage) hinzu.


Bild-Nr.: 02109
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Otto Müller / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1948