Ehemaliges Rathaus
Kirchgassen mit Iberg und Altersheim > Grosse Kirchgasse
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Dieses Foto stammt aus der Zeit vor 2005, als die Ratsstube noch nicht restauriert war. 2005 wurde der Raum auch mit einer neuen Ausstattung versehen.
MehrDie alte Ratsstube von 1467. Die ehemalige Mellinger Ratsstube des ehemaligenRathauses, ein Werk von Hans Ulrich Widerkehr aus dem Jahre 1467, gilt als einer der schönsten spätgotischen Räume im Aargau. Nachdem das Ratshaus 1856 vom einstigen Standort beim Brückentor an den heutigen Platz verlegt wurde, blieb die prächtige, allerdings überholungsbedürftige Ratsstube sich selbst überlassen. Über den Verkauf gelangte sie, das Portal, das Holztäfer und die Decke zunächst ins Helmhaus nach Zürich und alsdann ins Schweizerische Landesmuseum, wo sie überholt und neu montiert wurde. An der Decke ist der Name des Erbauers eingekerbt: Hans Ulrich Widerkehr, Werkmeister. Die Stube besitzt allerdings keine alte, authentische Ausstattung mehr.
In „Ein Stadt in sin Zyt“ Seite 358/359 schreibt Heinrich Zumstein:
"Im Jahre 1888 verkauft der Besitzer Albin Frey die Ratsstube um 7000 fr an die Gesellschaft zur Erhaltung vaterländischer Altertümer in Zürich. Diese Gesellschaft war die Vorläuferin des in den Jahren 1890-1898 gegründeten und erbauten Schweizerischen Landesmuseums. Die Gesellschaft lagerte auch die Ratsstube bis zur Eröffnung des Museums, wo sie unter der Inventarnummer 12 zur Besichtigung eingebaut wurde."
Bild-Nr.: 04025.8
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Dieses Foto stammt aus der Zeit vor 2005, als die Ratsstube noch nicht restauriert
war. Damals erhielt der Raum auch eine andere Innenausstattung.
Die alte Ratsstube von 1467Die ehemalige Mellinger Ratsstube des alten Rathauses, ein Werk von Hans Ulrich Widerkehr aus dem Jahre 1467, gilt als einer der schönsten spätgotischen Räume im Aargau. Nachdem das Ratshaus 1856 vom einstigen Standort beim Brückentor an den heutigen Platz verlegt wurde, blieb die prächtige, allerdings überholungsbedürftige Ratsstube sich selbst überlassen. Über den Verkauf gelangte sie, das Portal, das Holztäfer und die Decke zunächst ins Helmhaus nach Zürich und alsdann ins Schweizerische Landesmuseum, wo sie überholt und neu montiert wurde. An der Decke ist der Name des Erbauers eingekerbt: Hans Ulrich Widerkehr, Werkmeister. Die Stube besitzt allerdings keine alte, authentische Ausstattung mehr.
In „Ein Stadt in sin Zyt“ Seite 358/359 schreibt Heinrich Zumstein:
*Im Jahre 1888 verkauft der Besitzer Albin Frey die Ratsstube um 7000 fr an die Gesellschaft zur Erhaltung vaterländischer Altertümer in Zürich. Diese Gesellschaft war die Vorläuferin des in den Jahren 1890-1898 gegründeten und erbauten Schweizerischen Landesmuseums. Die Gesellschaft lagerte auch die Ratsstube bis zur Eröffnung des Museums, wo sie unter der Inventarnummer 12 zur Besichtigung eingebaut wurde.
Bild-Nr.: 04025.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Dieses Foto stammt aus der Zeit vor 2005, als die Ratsstube noch nicht restauriert war. 2005 wurde der Raum auch mit einer neuen Innenausstattung versehen.
Bild-Nr.: 04025.3a
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Die ehemalige Mellinger Ratsstube des alten Rathauses, ein Werk von Hans Ulrich Widerkehr aus dem Jahre 1467, gilt als einer der schönsten spätgotischen Räume im Aargau. Nachdem das Ratshaus 1856 vom einstigen Standort beim Brückentor an den heutigen Platz Grosse Kirchgasse Nr. 23 verlegt wurde, blieb die prächtige, allerdings überholungsbedürftige Ratsstube sich selbst überlassen. Über den Verkauf gelangte sie, das Portal, das Holztäfer und die Decke zunächst ins Helmhaus nach Zürich und alsdann ins Schweizerische Landesmuseum, wo sie überholt und neu montiert wurde. An der Decke ist der Name des Erbauers eingekerbt: Hans Ulrich Widerkehr, Werkmeister. Die Stube besitzt allerdings keine alte, authentische Ausstattung mehr.
MehrIn „Ein Stadt in sin Zyt“ Seite 358/359 schreibt Heinrich Zumstein:
*Im Jahre 1888 verkauft der Besitzer Albin Frey die Ratsstube um 7000 fr an die Gesellschaft zur Erhaltung vaterländischer Altertümer in Zürich. Diese Gesellschaft war die Vorläuferin des in den Jahren 1890-1898 gegründeten und erbauten Schweizerischen Landesmuseums. Die Gesellschaft lagerte auch die Ratsstube bis zur Eröffnung des Museums, wo sie unter der Inventarnummer 12 zur Besichtigung eingebaut wurde.
Dieses Foto stammt aus der Zeit vor 2005, als die Ratsstube noch nicht restauriert
war.
Bild-Nr.: 04025.1.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Die alte Ratsstube von 1467: Dieses Foto stammt aus der Zeit vor 2005, als die Ratsstube noch nicht restauriert war. 2005 erhielt der Raum auch eine neue Ausstattung.
Die ehemalige Mellinger Ratsstube des alten Rathauses, ein Werk von Hans Ulrich Widerkehr aus dem Jahre 1467, gilt als einer der schönsten spätgotischen Räume im Aargau. Nachdem das Rathaus 1856 vom einstigen Standort beim Brückentor an den heutigen Platz verlegt wurde, blieb die prächtige, allerdings überholungsbedürftige Ratsstube sich selbst überlassen. Über den Verkauf gelangte sie, das Portal, das Holztäfer und die Decke zunächst ins Helmhaus nach Zürich und alsdann ins Schweizerische Landesmuseum, wo sie überholt und neu montiert wurde. An der Decke ist der Name des Erbauers eingekerbt: Hans Ulrich Widerkehr, Werkmeister. Die Stube besitzt allerdings keine alte, authentische Ausstattung mehr.
In „Ein Stadt in sin Zyt“ Seite 358/359 schreibt Heinrich Zumstein:
"Im Jahre 1888 verkauft der Besitzer Albin Frey die Ratsstube um 7000 fr an die Gesellschaft zur Erhaltung vaterländischer Altertümer in Zürich. Diese Gesellschaft war die Vorläuferin des in den Jahren 1890-1898 gegründeten und erbauten Schweizerischen Landesmuseums. Die Gesellschaft lagerte auch die Ratsstube bis zur Eröffnung des Museums, wo sie unter der Inventarnummer 12 zur Besichtigung eingebaut wurde."
Bild-Nr.: 04025.4
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli / Heinrich Zumstein
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Heute im Landesmuseum Zürich.
Es ist ein grosser Glücksfall, dass Hans Widerkehr auch das genaue Entstehungsjahr der Ratsstube eingeschnitzt hat, nämlich in römischen Ziffern:
"Anno domini * M.cccc.lxxvii", also: Im Jahr des Herrn 1467.
Über die Ratsstube allgemein: s. Bild-Nr. 04025.12
Bild-Nr.: 04025.16
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum DIG_7699-IN-12.jpg-Fotos
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum
Heute Schweizerisches Landesmuseum Zürich
Blick gegen das eichene originale Eingangsportal "mit rechteckigem Türfalz unter gekehltem Eselsrücken, dessen Zwickel von feinem Fischblasenmasswerk eingenommen werden" (P. Hoegger). Aussen sind ausserhalb der in einen Kielbogen verlaufende Türe auf beiden Seiten Stadtwappen angebracht.
Der Ofen stammt aus den Beständen des Landesmuseums.
Über die Ratsstube allgemein: s. Bild-Nr. 04025.12
Literatur:
Peter Hoegger. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VI. Basel 1976, S. 422.
Bild-Nr.: 04025.14
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum DIG_36159-IN-12.jpg-Fotos
Text: Peter Hoegger
Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum
Wie auf einem Deckbalken nachzulesen ist, wurde die Ratsstube 1467 vom Mellinger Werkmeister Hans Widerkehr geschaffen.
Es handelt sich um eines der schönsten spätgotischen Zimmer des Aargaus.
1889 wurde die Ratsstube ans Helmhaus in Zürich verkauft und gelangte dann Ende des 19. Jahrhunderts ins Schweizerische Landesmuseum, wo diese Stube seither in der Abteilung historischer Gemächer bewundert werden kann. Nach einer grundlegenden Restauration wurde der Raum mit neuen Sammlungsobjekten des Museums, die nicht von Mellingen stammen, ausgestattet und seit 2019 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im ehemaligen Rathaus befand sich die Ratsstube im zweiten Obergeschoss gegen die Grosse Kirchgasse hin. Im nun (2017) restaurierten Rathaus - seit dem 19. Jahrhundert in Privatbesitz - ist auf dem speziell eingefärbten Parkettboden die Grundfläche der ehemaligen Ratsstube erkennbar.
Zur Abbildung: Besonders bemerkenswert ist der reich geschnitzte Balken in der Mitte (s. die Detailaufnahmen auf den speziellen Fotos: Bild-Nrn. 04025.15, 04025.16, 04025.17). Decke und Portal mit doppeltem Mellinger Wappen sowie einige wenige Wandfelder links und rechts des Portals stammen aus dem 15. Jahrhundert, das Wandtäfer ist grösstenteils erneuert. Vollständig erneuert sind die Schnitzereien über den drei Staffelfenstern. Die linke der beiden Fenstersäulen ist eine moderne Rekonstruktion, die rechte Säule aus dem 15. Jahrhundert zierte schon in Mellingen die Ratsstube. Die in den Fenstern eingelassenen Kabinettscheiben gehören nicht zur ursprünglichen Ausstattung der Stube.
Literatur:
- Peter Hoegger. die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VI. Basel 1976, S.
422-423.
- Martin Illi. Die spätmittelalterliche Trinkstube aus dem Rathaus von Mellingen.
In: Period Rooms. Die Historischen Zimmer im Landesmuseum Zürich. Zürich
2019.
Bild-Nr.: 04025.12
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum DIG-36161_IN-12.jpg-Fotos
Text: Peter Hoegger / Rainer Stöckli / Christina Sonderegger SNM
Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum
Heute im Landesmuseum Zürich.
Auf dem Deckenbalken gibt sich der Schöpfer dieser vorzüglichen Schnitzereien in gotischer Fraktur zu erkennen:
"ich hans widerker * WerchkMeister dieser stat
der nit hat pfenig noch pfand
der ess der truben ab der wa[n]d."
Dieser Spruch weist auf das Füllbrett zwischen den beiden Balken hin, wo neben Wellenranken Trauben und Weinlaub zu sehen sind (s. die separate Detailaufnahme).
Aufgrund stilistischer Merkmale werden auch die Balkendecke des Refektoriums im ehemaligen Kloster Gnadenthal von etwa 1490 (heute im Museum eingebaut) und die Stube im ersten Obergeschoss von Haus Hauptgasse Nr. 3 in Mellingen Hans Widerkehr zugeschrieben.
Über die Ratsstube allgemein: s. Bild-Nr. 04025.12
Literatur:
Peter Hoegger. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VI. Basel 1976, S. 422.
Bild-Nr.: 04025.15
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum DIG_7698-IN-12.jpg-Fotos
Text: Peter Hoegger / Rainer Stöckli
Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum
Auf der Unterseite des Balkens sind im Mittelteil neben Wellenranken auch Trauben und Weinlaub dargestellt. Diese weisen auf den Schluss des Sinnspruchs hin, den Hans Widerkehr eingeschnitzt hat: "... der ess der truben ab der wan[d]". Im oberen Teil sehen wir - aus unserer Blickrichtung auf den Kopf gestellt - in einem Kreis einen sogenannten Wildmann, links davon ein Fabeltier und rechts einen Löwen.
Im untern Teil ist ein Hase in einem Kreis abgebildet, links und rechts davon Fabeltiere, eine Art Drachen.
Über die Ratsstube allgemein: s. Bild-Nr. 04025.12
Literatur:
Peter Hoegger. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VI. Basel 1976, S. 422.
Bild-Nr.: 04025.17
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum DIG_7700-IN-12.jpg-Fotos
Text: Peter Hoegger / Rainer Stöckli
Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum
Heute im Landesmuseum Zürich
Als der Raum nach der Restauration 2010 wieder vorübergehend öffentlich zugänglich gemacht wurde, versuchte man der Ratsstube "Leben" einzuhauchen. Da nachgewiesen ist, dass im Rathaus häufig vor allem als Lohn für geleistete Arbeit im Dienste der Stadt opulente Schmausereien stattfanden, stattete man den Raum mit einer Festtafel aus.
Möblierung und Essgeschirr stammen aus den Beständen des Landesmuseums.
Diese Inszenierung soll aber wieder umgestaltet werden.
Über die Ratsstube allgemein: s. Bild-Nr. 04025.12
Bild-Nr.: 04025.13
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum DIG-10794_IN-12.jpg-Fotos
Text: Rainer Stöckli / Christina Sonderegger SNM
Copyright: Schweizerisches Nationalmuseum
Der oben stehende Zeitungsartikel muss relativiert werden: Als dieser Text 1975 geschrieben wurde, war das Jahr 1536 tatsächlich die älteste Jahresangabe an einem Gebäude in Mellingen. In der Zwischenzeit konnte aber am Kirchturm der Pfarrkirche noch eine ältere Jahreszahl - nämlich 1523 - freigelegt werden. Sie ist an der norwestlichen Dachuntersicht des Turms angebracht.
Bild-Nr.: 06005.1
Bild: Reussbote 11. März 1975
Text: Albert Nüssli / Rainer Stöckli
Copyright: Reussbote
Dieses Foto wurde zwischen 1908 und 1913 aufgenommen. Wir sehen noch die Fassade gegen die Grosse Kirchgasse hin mit den drei Türöffnungen, wie sie sich wohl jahrhundertelang präsentierte: Links das sehr hohe Tor, beseitet von zwei Säulen, darüber der Wappenstein. Dieses Portal dürfte in die Räumlichkeiten in den oberen Stockwerken geführt haben. In der Mitte das mächtige Tor, wohl als Eingang ins Erdgeschoss des ehemaligen Rathauses. Hier wurden, seit das Rathaus 1856 in private Hände überging, verschiedene Gerätschaften eingestellt. Rechts die Türe in den Keller, über deren Scheitel die Jahrzahl 1536. Diese Jahrzahl ist heute noch an der Fassade sichtbar, s. Bild-Nr. 06005.1.
MehrZur Datierung: 1908 wurde in Mellingen die Elektrizität eingeführt. Auf dem Brückentordach sehen wir den Strommast, über welchen teilweise die Energie ins Städtchen geleitet wurde. 1913 wurde das Erdgeschoss zu geschäftlichen Zwecken umgebaut. Dannzumal verschwanden die drei Tore und mussten Schaufenstern und dem Eingang in die Geschäftsräume weichen. Die Aufnahme dürfte daher ca. 1910 entstanden sein.
Bild-Nr.: 06004.9
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Bis zur Aussenrenovation 1975 waren an den Fenstern des ehemaligen Rathauses
und am Brückentor Fensterläden in den Aargauer Farben mit Aargauer Wappen und Mellinger Kugelwappen angebracht. Diese Fensterläden schmückten seit der Erweiterung des Brückentors ca. 1930 das ehemaligen Rathaus und das Brückentor. Wie ältere Fotos belegen, fehlten aber vor 1930 gleich wie heute an diesen Gebäuden solche Fensterläden.
Bild-Nr.: 04024.9
Bild: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3615, CC BY-SA 4.0
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3615, CC BY-SA 4.0
Da die wissenschaftliche Auswertung der von 2012 bis 2014 vorgenommenen archäologischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen ist, kann nicht mit Sicherheit auf einen vorstädtischen Vorgängerbau geschlossen werden. Bei den Grabungen wurde Brandschutt in Form von Holzkohle und brandgerötetem Lehm freigelegt. Manches spricht dafür, dass dieser aus der vorstädtischen Zeit stammt. In dieser Planierungsschicht wurde auch eine Keramikscherbe gefunden.
Mehr Einen weiteren Hinweis, dass möglicherweise schon vor dem Bau eines befestigten Markts hier ein „festes Haus“ stand, könnte die romanische Säule, die 1943 bei Umbauten im ersten Stockwerk zum Vorschein kam, liefern. Diese dürfte aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen und ist heute im Ortsmuseum ausgestellt. Aus der Phase der Stadtgründung stammt die reussseitige Stadtmauer, an deren Innenseite dieser Herrschaftssitz wohl Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Das Mauerwerk ist zum Teil bis 1.8 m dick.
In alten Urkunden wird der Bau „Gräffenmur“ (=Gräfinnenmauer) genannt. Der Historiker Theodor von Liebenau schloss Ende des 19. Jahrhunderts daraus, das Gebäude könnte nach dem Tod Hartmanns V. im Jahre 1263 eine Zeitlang von den Gräfinnen Elisabeth von Chalon, der Witwe Hartmanns, und deren Tochter Anna von Kyburg bewohnt gewesen sein. Dieses Haus war ein Lehen der Landesherren, zuerst der Kyburger, dann der Habsburger und seit 1415 der Eidgenossen.
Bis Mitte des 15. Jahrhunderts wohnten verschiedene Bürger in der Gräfinnenmur, welche dann von der Stadt gekauft wurde (Vorher stand das Rathaus an der Hauptgasse). Aufgrund der Fälldaten von Dachstuhl- und Deckenbalken baute man die „Gräffenmür“ von 1462 bis 1465 zum Rathaus um, wobei man die gassenseitige Front gänzlich niederriss und die heutige aussergewöhnlich harmonische Fassade mit Kreuzstock- und Staffelfenstern errichtete. Im zweiten Obergeschoss schuf der Mellinger Werkmeister Hans Widerkehr 1467 die prächtige Ratsstube. Diese verkaufte man leider 1889; sie ist heute als eine der schönsten spätgotischen Ratsstuben der Deutschschweiz im Nationalmuseum Zürich zu bewundern. Zwischen 1528 und 1536 nahm man am Rathaus verschiedene Umbauten vor, was durch die am Gebäude angebrachte Jahrzahl 1536 beim ehemaligen Abgang zum Keller belegt ist. Die beiden spätgotischen Treppengiebel – die einzigen des Städtchens - sowie ein an der gassenseitigen Fassade angebrachtes skulptiertes Stadtwappen mit Schildhalterlöwen (Original von ca. 1530 im Ortsmuseum) zwischen Erd- und Obergeschoss betonen die öffentliche Funktion des Hauses. 1856, als die städtische Verwaltung an den Kirchplatz verlegt wurde, ging der Bau in Privatbesitz über. Seit 1913 wurde das Gebäude zu geschäftlichen Zwecken verwendet und das Erdgeschoss gänzlich umgestaltet. 1923, 1967 und 1975 Aussenrenovationen. (Vorliegendes Foto entstand vor der Aussenrenovation 1975.) Ab 2012 wurden im Gebäude Umbauarbeiten vorgenommen und sukzessive stilvolle Altstadtwohnungen realisiert, welche 2017 bezogen werden konnten.
Nutzung des Rathauses im 20. Jahrhundert: 1913 erwarb Paul Häne das Gebäude und baute es zu einem Geschäftshaus um. Doch diese Umbauarbeiten stürzten ihn 1915 in den Konkurs. In diesem Jahr kaufte Fritz Grossen das Geschäft und eröffnete am 20. Dezember 1915 darin ein Eisenwaren- und Haushaltungsgeschäft. 1945 führte Ernst Füllemann Grossens Laden weiter und dieser ging 1963 an die Robert Huber AG über. Diese zog 1990 aus der Altstadt aus und siedelte sich an der Birrfeldstrasse an. 2009 übernahm der Zuger Alex Gemperle die Liegenschaft und baute, wie oben erwähnt, Wohnungen ein.
Bild-Nr.: 06001
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
1975 wurde das ehemalige Rathaus einer Aussenrenovation unterzogen. Dabei kam beim Abschlagen des Verputzes der ehemalige Eingang in den Keller mit der Jahreszahl 1536 zum Vorschein. Beim Umbau des Erdgeschosses in ein Ladenlokal im Jahre ca. 1913 wurden Jahreszahl und das ursprüngliche Kellerportal mit Putz überdeckt. Ein noch ältere Jahreszahl - nämlich 1523 - an einem Gebäude in Mellingen konnte in der Zwischenzeit an der nordwestlichen Dachuntersicht des Kirchturms festgestellt werden.
MehrDen Angaben von Albert Nüssli entnehmen wir folgendes: 1913 kaufte Paul Häne, dessen Mutter im Gebäude Grosse Kirchgasse 8 eine Spezereihandlung geführt hatte, das alte Rathaus, um es zu einem Kaufhaus umzubauen. Die Maurerarbeiten übernahm das Baugeschäft Franzetti in Nesselnbach. Kaum war der Umbau vollendet, brach der Erste Weltkrieg und damit auch eine Wirtschaftskrise aus. Deshalb geriet Häne in Konkurs. Am 25. Februar 1915 erwarben die Bürgen das mäachtige Haus für 28'000 Franken. Am 20. Dezember 1915 eröffnete darin Fritz Grossen-Lehmann ein Spezerei-, Eisenwaren- und Haushaltungsartikelgeschäft. Soweit die Angaben Nüsslis.
Bei der Restauration 1975 verputzte man den Kellereingang wieder mit Ausnahme der Jahreszahl 1536, die am Mauerwerk wieder sichtbar ist. Dieses Datum ist in folgendem Zusammenhang zu sehen. Zwischen 1528 und 1536 wurden am Rathaus umfassende Umbauten vorgenommen, an welche Altschultheiss Konrad Murer 100 Gulden spendete. Aus der gleichen Bauphase stammt auch das Portal mit der Jahreszahl 1534 und dem Mellinger Doppelwappen zwischen Brückentor und Rathaus im ersten Obergeschoss, das bei Restaurationsarbeiten 2012 zum Vorschein kam. Im selben Jahr bat Mellingen die VIII regierenden Orte um Standesscheiben in das umgestaltete Rathaus. Diese trafen allerdings erst 1541 in Mellingen ein. Wann diese entfernt oder entwendet wurden, ist unbekannt.
Bild-Nr.: 06005.1
Bild: Reussbote
Text: Albert Nüssli / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Ehemaliges Rathaus kurz vor der Renovation 1975 in der Fasnachtszeit.
Bemerkenswert das zugemauerte Staffelfenster gegen die Hauptgasse hin sowie die Kreuzstockfenster im ersten Obergeschoss gegen die Grosse Kirchgasse hin.
Über das ehemalige Rathaus s. Bild-Nr. 06001
Bild-Nr.: 04025.8
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Nachdem im Dezember die Gerüste am ehemaligen Rathaus entfernt worden sind, präsentiert sich nun das Gebäude als Kleinod des mittelalterlichen Städtchens. Rund 160`000.- Franken sind investiert worden, um eines der ältesten Gebäude von Mellingen stilgerecht zu restaurieren. Der Bund subventionierte mit 26`000.- Franken, der Kanton mit 21`000.- Franken, die Gemeinde bezahlte 35`000.- Franken und der Bauherr 65`000.- Franken. Die Unirenova ihrerseits verzichtete auf ihr Honorar von 15`000.-bis 20`000.- Franken.
Als Beitrag zum Europäischen Jahr für Heimatschutz und Denkmalpflege hat die Unirenova AG, Planung und Durchführung von Renovationen, im Frühjahr 1975 zur Aktion "Gratis-Renovation" aufgerufen. Jede der sechs Regionalgesellschaften (Aarau, Basel, Bern, Genf, Winterthur und Zürich) hat unter Verzicht auf ihr Honorar ein geeignetes Objekt gesucht. Im Kanton Aargau hat die Jury unter Vorsitz des Architekten Manuel Pauli, Mitglied des Schweizerischen Komitees des Europäischen Jahres für Heimatschutz und Denkmalpflege, von insgesamt 53 Eingaben das alte Rathaus in Mellingen ausgewählt. Total gingen über 2oo Anmeldungen ein.
Um die Fassade mit einem denkmalpflegerisch annehmbaren Material streichen zu können, mussten zuerst 400m2 Verputz abgespitzt werden. Alle Steinhauerarbeiten haben dank gründlicher Überarbeitung ihre alten Strukturen zurückerhalten. Die Treppengiebel wurden eingedeckt. Um die Harmonie des Gesamtbildes nicht zu stören, sind alle Spenglerarbeiten in Kupfer ausgeführt worden. Für das Dach wurden, gemäss Forderungen des Heimatschutzes, insgesamt 10`000 alte Biberschwanzziegel verwendet. Auch die Kaminabdeckungen entsprechen nun den genauen Anforderungen des Heimatschutzes. Beim Öffnen der zugemauerten Fensterpartie an der Giebelfassade stiess man auf grosse Schwierigkeiten, musste doch eine rund 1,5 Meter dicke Aussenwand abgetragen werden. Alle Fenster sind durch zusammengesetzte Scheiben von je 15x18 cm ersetzt worden. Auch die Schaufenster gegen die Grosse Kirchgasse mussten mit neuen Einfassungen versehen werden. Bei diesen Arbeiten kam eine alte Türfassung mit der Jahreszahl 1536 zum Vorschein. Das stark in Mitleidenschaft gezogene Stadtwappen hat einer Kopie aus Epoxidquarzsandmörtel weichen müssen. Das Original kommt ins Ortsmuseum. Über dem Torbogen sind die alten gemalten Wappen wieder rekonstruiert worden und schmücken nun wieder die Fassade wie früher.
Ausführliche Angaben über das ehemalige Rathaus s. Bild-Nr. 06001 sowie über das Brückentor s. Bild-Nr. 04006.
Bild-Nr.: 04030.06
Bild: Heinz Fröhlich
Text: Reussbote 12. Dezember 1975
Copyright: Heinz Fröhlich/Reussbote
Eckstrebepfeiler sowie steinerne Fenster-, Schaufenster- und Türrahmen sind neu braunrot bemalt.
Ausführliche Angaben über das ehemalige Rathaus s. Bild-Nr. 06001
Bild-Nr.: 04030.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
1975/76 Umfassende Aussenrenovation des Brückentors und des ehemaligen Rathauses unter Assistenz der Denkmalpflege. Wiederherstellung der frühbarocken Bemalung über dem Brückentor mit dem Wappen des Reichs (Doppeladler) und den Schildern der acht alten Orte in modernisierter Ausführung.
Brückentor, Front zur Hauptgasse
Die Brücke und das Brückentor reichen in die Zeit der Marktgründung zurück (Mitte des 13. Jh. ).
1505 wird das Brückentor beim Brand stark beschädigt. Über dem Torbogen hatte es wohl bis dahin nur einen Wehrgang. Die heutigen zwei Geschosse und der mächtige Dachstock entstanden erst im 16. Jahrhundert.
Vor Inbetriebnahme der neuen eisernen Brücke in den Jahren 1927/28 wurde das Brückentor um das Doppelte verbreitert. Die ehemalige Zollstube und der Hirschenbrunnen gingen verloren. Die frühbarocke Freskodarstellung mit einem Krieger, den Wappen des Reichs (Doppeladler) und der Stadt (mit historischen Kugelwappen) und den Wappen der acht alten Orte wurde durch eine Kopie des Stichs von Matthäus Merian ersetzt, flankiert von zwei Bannern mit dem Stadtwappen, rechts mit den Zeichen des Juliusbanners.
Bild-Nr.: 04030.01
Bild: Heinz Fröhlich
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Heinz Fröhlich