Iberg, Ibergwiese, Murtenlinde
Kirchgassen mit Iberg und Altersheim > Kleine Kirchgasse
Kirchgassen mit Iberg und Altersheim > Kleine Kirchgasse
Garten vor dem Iberghof, der damals als Altersheim diente. Ganz rechts die Spittelscheune.
Vor der Scheune ist das "Doppelarmenhaus" an die Stadtmauer angebaut.
Bild-Nr.: 06102.7
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Otto Müller / Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Blick vom Tägerierweg her: Pfarrkirche, das Dach der Spittelscheune und Iberg. Im Vordergrund Pflanzgärten, die 1967 dem neunen Altersheim weichen mussten.
Quelle: Mellingen, Architekturfotografien, 1931-1940, Ansichtensammlung, 1921-1930, Gaberell, Jean, Bauwerke, Schlösser + Burgen + Paläste, Kirchen
Bild-Nr.: 06102.6.1
Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Gaberell, Jean / Ans_05106-170 / CC BY-SA 4.0
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
In der Mitte der gassenseitigen Front der sog. Schneggen (Rundturm) mit eingebauter Wendeltreppe.
Bild-Nr.: 06100.5
Bild: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3611A, CC BY-SA 4.0
Text: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3611A, CC BY-SA 4.0
Copyright: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3611A, CC BY-SA 4.0
Beide Portale des Iberg:
links: 1633 erstellt, mit Wappen des Deutschen Ordens und von Komtur Heinrich Schenk von Castell
rechts: 1578 erstellt, mit Segesserwappen
Bild-Nr.: 06100.6
Bild: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3611B, CC BY-SA 4.0
Text: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3611B, CC BY-SA 4.0
Copyright: Historisches Museum Baden, Foto Werner Nefflen, Q.01.3611B, CC BY-SA 4.0
In Anbetracht der recht altertümlichen Lampe über dem Eingangstor und dem Umstand, dass das Gebäude noch die Hausnummer 29 (heute Nr. 11) trägt, könnte das Foto aus der Zeit um 1950 oder früher stammen. Damals war im Iberghof noch das Altersheim untergebracht. Das Gebäude war mit "Bürger-Asyl" angeschrieben.
Bild-Nr.: 06103.5
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Der Iberghof verdankt seinen Namen der kyburgischen Dienstadelsfamilie, die zur Zeit der Stadtgründung oder möglicherweise schon zuvor in
Mellingen Wohnsitz nahm. Die Familie von Iberg hatte ihren Hauptsitz in der Nähe von Inwil/LU. Obwohl archäologisch nicht belegt,
könnte der Passus in einer Urkunde von 1178 darauf hinweisen, dass schon im 12. Jahrhundert hier ein Vorgängerbau des Iberg stand:
Wir vernehmen, dass das Stift Schänis 1178 im Besitz der hiesigen Kirche sowie einer Schifflände und eines Gutes gewesen sei.
Jedenfalls hätten sich die im Bereich des Ibergs langsam fliessende Reuss und das relativ niedrige Ufer für eine Schifflände geeignet.
Um 1300 ging der Iberg an die Familie Segesser über,
1602 an die Deutschordenskommende Beuggen in der Nähe von Badisch Rheinfelden.
Von 1731 bis 1779 nochmals im Besitz der Segesser, danach bis 1856 Pfarrhaus.
Viele Jahrhunderte war der Iberg ein Freihof, genoss also in gewissen Bereichen eigenes Recht und war durch eine Mauer von der übrigen Altstadt getrennt.
1856-1968 Altersheim, seither Kinderhort und Jugend-, Familien- und Seniorenberatungsstelle.
Der Kernbau entstand 1379. Seine heutige Gestalt erhielt der spätgotische Bau 1578. Darauf weist der damals erbaute Treppenturm mit
Segesserwappen und dem Steinmetzzeichen der Mellinger Bildhauer Jakob oder Peter Beye am Eingangsportal hin. In diese Zeit sind auch
mehrere reussseits angebrachte Kreuzstockfenster zu datieren, da damals der Bau über den Bereich der Stadtmauer hinaus gegen den
Fluss hin erweitert wurde. Aus der letzten Umbauphase stammt die links davon gelegene Haustüre mit der Jahreszahl 1633 und den Wappen
des Deutschen Ordens sowie des Komturs von Beuggen, Heinrich Schenk von Castell. Vermutlich etwas früher liessen die Ordensritter
verschiedene Räume mit heute noch erhaltenem wertvollem Täfer und kunstvollen Portalen im Stil der Renaissance einbauen.
2000 wurde der Iberg einer umfassenden Restauration unterzogen. Aus dieser Zeit stammt auch der äusserlich angebrachte verglaste
Abgang für den Kinderhort.
Der links des Gebäudes stehende Ibergbrunnen schuf 1843 Steinmetz Castelli aus Jurakalkstein. Er ist der erste Brunnen an der städtischen
Wasserleitung, welche von der Quelle im Himmelrych gespiesen wurde. Der schlanke Brunnenstock ist von einer skulptierten Eichel gekrönt.
Das Foto muss aus der Zeit vor 1950 stammen, als der Iberg noch einen hellen Anstrich hatte. Danach hatte das Gebäude einen dunkelfarbenen Verputz,
der dann 2000 wieder einem hellen Anstrich wich. Beachte auch, dass vor dem Iberg noch eine Naturstrasse durchführt.
Um 1950 wurden die Gassen im Städtchen geteert.
Bild-Nr.: 06100
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
1961 Blick auf Pfarrkirche und Iberghof
Vor dem Iberghof der Gemüsegarten des Altersheims. Damals befand sich dieses noch im Iberghof. 1968 konnte das neue Alltersheim im Grüt bezogen werden.
1959/60 Aussenrenovation des Glockenturms, 1961 Renovation des Kirchenschiffs.
Bild-Nr.: 06102.4
Bild: Heinz Fröhlich
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Heinz Fröhlich
Nachdem in den letzten Jahren bei der Bevölkerung der Sinn für Altertümer enorm gestiegen ist, sind Schlossverkäufe zur grossen Seltenheit geworden. Als daher die Gemeinde Mellingen den Iberg, einen Rittersitz aus dem späten Mittelalter, zum Verkauf ausschrieb, meldeten sich gleich 50 Interessenten aus der ganzen Schweiz. Der Gemeinde war aber nicht an einem raschen Verkauf gelegen, im Gegenteil: sie wollte den neuen Schlossbesitzer genaustens unter die Lupe nehmen. Als Idealfall schwebt ihr jemand vor, der Freude an der Anlage hat und zugleich auch über die nötigen Mittel verfügt, um das erneuerungsbedürftige Schloss innerhalb der Verordnungen des Denkmalschutzes zu restaurieren. Der neue Schlossherr ist als Einwohner und späterer Bürger der Gemeinde nur willkommen. Aus all diesen Gründen wurde bisher noch kein fester Kaufpreis vorgeschrieben, sondern ganz vorsichtig als Rahmen 50 000 bis 200 000 Franken genannt.
Vorläufig ist aber niemand in die engere Wahl gekommen, und bereits stellt sich die Frage, ob die Gemeinde den Iberg nicht für sich behalten soll. Dies wurde bis jetzt verneint, denn wenn voraussichtlich 1968 das neue Altersheim bezogen werden kann, hat die Gemeinde für den Iberg, der mit seinen 8 – 10 Zimmern bisher als Altersasyl diente, keine Verwendung mehr. Sollte sich aber, so erklärte der Stadtschreiber, bis dahin eine neue Idee mit anderem Verwendungszweck herauskristallisieren, so wäre man darüber ganz froh. So hofft man nun in Mellingen, dass sich in der noch verbleibenden Zeit eine Lösung findet – ein idealer Käufer oder eine neue Verwendung - ,um das historische Gebäude einem neuen, aber würdigen Zweck zuzuführen.
Quelle und Bild: Zeitungsartikel mit dem Kürzel fha
Bild-Nr.: 06100.8
Bild: Zeitungsartikel mit Kürzel fha
Text: Zeitungsartikel mit Kürzel fha
Copyright: Zeitungsartikel mit Kürzel fha
Vom schwarzen Bach zur munteren Reuss
rr_Schweizer und Italiener reichen sich die Hand – Mellingen weiht das neu geschaffene Asilo ein – Sozialer Verwendungszweck des Schlösschens Iberg
In einer Zeit, in der viel über die Gastarbeiter diskutiert wird, in den Wochen vor der Abstimmung über die Initiative Schwarzenbach, trafen sich in Mellingen die Spitzen der Behörden und die ansässigen Italiener zur Einweihung des Kinderhortes Pro Asilo. Als Gäste wohnten dem schlichten, aber eindrucksvollen Akt der italienische Vizekonsul aus Baden mit Gemahlin, der Missionario aus der Region Mellingen, Jugendanwalt Dr. Kaufmann als Vertreter der aargauischen Italiener-Pastoration sowie Stadtpfarrer G. Baur bei. In verschiedenen Ansprachen deutscher und italienischer Zunge kam die grosse Befriedigung über das gelungene Werk und die Freude über die gegenseitige gute Zusammenarbeit zum Ausdruck.
Der Präsident des Vereins Pro Asilo in Mellingen Anton Buck, führte die geladenen Schar durch die zahlreichen Aufenthalts-, Schul- und Schlafräume, in welchen zurzeit 36 Kinder tagsüber von südländischen Schwestern aufmerksam und liebevoll betreut werden: 34 Italiener und zwei Schweizer. Einen speziellen Applaus erntete der von einem Gastarbeiter produzierte Farbtonfilm, welcher über den Tagesbetrieb des Asilo aufschlussreich Auskunft zu geben vermochte. Schliesslich fanden sich die Teilnehmer in froher Runde zu einem kleinen Imbiss aus der Asilo-Küche, bei welchem Stadtammann Ernst Busslinger das Wort ergriff und die erspriessliche Zusammenarbeit mit den Gastarbeitern von Mellingen hervorhob.
Lange war sich die Gemeindebehörde von Mellingen über die neue Zweckbestimmung des Ibergs, welcher früher als Altersheim diente, nicht im Klaren. Schliesslich reifte die Idee, in diesem historischen Gebäude der Altstadt einen Kinderhort einzurichten. Die Gemeindeversammlung bewilligte einen Kredit von 70 000 Franken, um die erforderlichen Renovationen und Einrichtungen zu finanzieren.
Im Herbst 1969 war es dann so weit, dass die ehrw. Schwestern und die Kinder ins Asilo einziehen konnten. Zuvor musste aber wacker gearbeitet werden, bis aus den alten Stuben und Kammern so helle und freundliche Zimmer geschaffen waren. Italienische Gastarbeiter und sogar einige Behördenmitglieder halfen bei den Räumungs- und Restaurationsarbeiten spontan mit.
Organisatorisch ist bemerkenswert, dass die Gemeinde das Gebäude unentgeltlich dem Verein Pro Asilo zur Verfügung stellt, welcher sich aus Schweizern und Italiener zusammensetzt und unter Mithilfe der Synode und der Arbeitgeber den Betrieb führt. Mit dem Asilo erhält Mellingen das zweite Zentrum für die italienischen Gastarbeiter, im Vereinshaus besteht schon seit einigen Jahren ein Treffpunkt der COI, wo sich die Erwachsenen täglich zu Spiel und Unterhaltung finden.
Quelle: Zeitungsartikel mit dem Kürzel rr
Bild-Nr.: 06100.9
Bild: Zeitungsartikel mit dem Kürzel rr
Text: Zeitungsartikel mit dem Kürzel rr
Copyright: Zeitungsartikel mit dem Kürzel rr
Diese Foto dürfte etwa 1972 entstanden sein, als nach der Restauration der Pfarrkirche vorne links die Vorarbeiten für den Bau einer neuen Einfassungsmauer getätigt wurden.
Bild-Nr.: 06102.3
Bild: Heinz Fröhlich
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Heinz Fröhlich
Südostfront des Iberghofs.
Ausführliche Angaben über den Iberghof s. Bild-Nr. 06100
Zur Datierung: Die 1977 in der Kleinen Kirchgasse montierten schmiedeisernen Strassenlampen fehlen noch.
Bild-Nr.: 06100.30
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Die Aufnahme stammt aus der Zeit nach 1977.
Auf diesem Foto ist bereits die schmiedeiserne Strassenbeleuchtung sichtbar, die in den Kirchgassen 1977 montiert wurde.
Über den Iberghof s. insbesondere Bild-Nr. 06100
Bild-Nr.: 06102
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Zur Datierung: Die 1977 montierten schmiedeeisernen Strassenlampen sind schon angebracht.
Links die Pfarrkirche. Das zweite etwas in die Strasse hinausreichende Gebäude auf der rechten Strassenseite ist das katholische Vereinshaus, das um 1920 von einer Gerberei zum kath. Vereinshaus umgestaltet wurde.
Bild-Nr.: 06101.20
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Haus Kleine Kirchgasse Nr. 46: stark umgestalteter Barockbau. Dieses Gebäude ist das einzige Haus in der Altstadt, dessen Südost- und Nordostfront vollständig in Riegelbauweise erscheint. Allerdings hat es im Städtchen noch weitere Häuser mit partiellen Riegelpartien. Zudem finden sich auch noch Riegelbauten, die aber heute mit Putz überdeckt sind, beispielweise das ehemalige Badhaus, Grosse Kirchgasse 8.
Bild-Nr.: 06101.21
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Es nahm einst u.a. das Quellwasser im Himmelrich auf und pumpte es ins erste Reservoir (Baudatum 1901) im Birch (Bahnhofquartier) hinauf, bevor es zu den Verbrauchern in der Gemeinde zurückfloss. Da mit der Erweiterung der Wasserversorgung Ende des 20. Jahrhunderts diese Pumpstation nicht mehr notwendig war, konnte diese anlässlich der Restauration des Iberghofs im Jahre 2000 abgerissen werden.
Links des Pumphauses der Ibergbrunnen. Dieser wurde 1843 von Bildhauer Castelli aus Jurakalkstein gehauen. Der Brunnenstock wird von einer Eichel gekrönt. Bei der Restaurierung des Ibergs entfernte man den Brunnen. Nachdem 2003 der Raum zwischen Iberghof und Pfarrkirche als Ibergplatz umgestaltet wurde, ziert nun dieser altehrwürdige Brunnen den lauschigen Raum. Der Ibergbrunnen, war der erste Brunnen im einstigen Brunnensystem der Stadt, darauf folgte der Kirchplatzbrunnen, der Hirschenbrunnen (1928 entfernt) und an der Bruggerstrasse der Johannesbrunnen --> die Wasserstrasse von Mellingen.
Im Hintergrund die Pfarrkirche, rechts davon das Dach der Spittelscheune.
Literatur: Rainer Stöckli. Die Brunnen in der Mellinger Altstadt. Mellinger Städtlichronik 2004, S. 66-69.
Bild-Nr.: 06101.30
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Otto Müller / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Bericht aus dem "Reussbote": "Pflanzung des 11- jährigen Baumes am 11. November 1992:
"Die 'Murtenlinde' zwischen Iberg und Altersheim
In Mellingen steht jetzt ein historischer Baum. Gewerbevereine vermittelten einen Abkömmling der „Murtenlinde“ an das Reussstädtchen. Mit einer kleinen Feier haben die Mellinger gestern ein wertvolles historisches Geschenk aus Murten entgegengenommen und es umgehend gepflanzt: den letzten Abkömmling der berühmten 'Murtenlinde'. Der Baum steht jetzt, umgeben von einem Bänklein, auf der Wiese vor dem Altersheim.
Enge Kontakte
Das Versprechen, das gestern eingelöst werden konnte, geht auf einen Ausflug des Mellinger Gewerbevereins nach Murten zurück. Damals, 1985, wurden erste Kontakte zum Gewerbeverein Murten geknüpft. Ein Gegenbesuch vier Jahre später vertiefte dann die Sympathie und Freundschaft zwischen den beiden Vereinen. Damals versprach der Murtener Gewerbeverein den Mellingern den historischen Baum. Der einzige, dem es je gelungen ist, von der berühmten Linde Abkömmlinge zu ziehen, ist Pater Alois Schmid vom Botanischen Institut der Universität Fribourg. Unter seiner wachsamen Regie wurde dann gestern der letzte gepflanzt.
Schwieriger Prozess
Man habe immer wieder versucht, Zweige der „Murtenlinde“ auf junge Bäume aufzupfropfen, erklärte Professor Schmid. Es habe aber nie geklappt. Er selber hat im Jahre 1974 die einzige Versuchsreihe gestartet, die je erfolgreich war. Er setzte verschiedene Stecklinge des 500jährigen Mutterbaumes in eine spezielle Wuchslösung. Tatsächlich wurzelten einige davon. Der Steckling für den Mellinger Baum wurde 1981, kurz vor dem Tod der Mutterlinde, angesetzt. Die rund 30 historischen Abkömmlinge wurden als ganz spezielle Auszeichnungen an Gemeinden und Orte, die mit Murten oder der Murtenschlacht zu tun hatten, verschenkt. Obwohl die junge Linde über die Gewerbevereine nach Mellingen kam, sind die Bezüge des Reussstädtchens zu Murten historisch. An der Schlacht von Murten im Jahre 1476 nämlich stritten rund zwei Dutzend Mellinger Krieger auf der Seite der Eidgenossen gegen Karl den Kühnen. Heute laufen jährlich einige Mellinger Läuferinnen und Läufer am bekannten Murtenlauf mit, und schliesslich: Vor rund vier Jahrzehnten erstand Murten die Mellinger Kerzen als erste Weihnachtsbeleuchtung.
500 Jahre Zeugin der Zeit
Die berühmte „Murtenlinde“ starb im September 1985. Mehr als 500 Jahre war sie vor dem Rathaus in Fribourg gestanden. Laut Legende überbrachte 1476 ein Läufer die frohe Botschaft über den Sieg der Eidgenossen gegen Karl den Kühnen. Der „Murtenlauf“ von Murten nach Fribourg erinnert heute noch an dieses Ereignis. Der Läufer soll gemäss Legende einen Lindenzweig mitgebracht haben, der als Erinnerung vor dem Rathaus gepflanzt worden sei. Historisch belegt ist nur, dass die alte Linde aus der Zeit der Murtenschlacht stammt. Mit der Schlacht bei Murten hat sie vermutlich nichts zu tun. Die Legende, dass der Baum mit der Schlacht zusammenhänge, tauchte erst im 19. Jahrhundert auf. Im Volksmund aber ist die 500 Jahre alte Linde immer die „Murtenlinde“ geblieben.
Rastplatz zum Verweilen
Es habe einige Mühe gekostet, die Linde zu beschaffen, erzählte Bernhard Baumberger, Präsident des Gewerbevereins Murten, anlässlich der Feier. Professor Pater Alois Schmid habe die Sprösslinge des berühmten Baumes nämlich gehütet wie eigene Kinder. Dem Gewerbeverein Murten ist es allerdings dann gelungen, den letzten der direkten Abkömmlinge der berühmten 'Murtenlinde' ... zu bekommen. Der Murtener Verein hatte dem Mellinger Gewerbeverein den historischen Baum als Geschenk versprochen.
Musikalisch begleitet vom Schüler-Trompeten-Ensemble nahm der Mellinger Gewerbevereinspräsident Alois Huber das wertvolle Geschenk nach der gemeinsamen Pflanzaktion aus den Händen des Murtener Kollegen Bernhard Baumberger entgegen. Im Namen des Mellinger Gewerbes übergab er den Baum dann Stadtammann Binggeli und somit offiziell der Stadt Mellingen. Das Reussstädtchen zeigte denn auch umgehend, wie die Linde genutzt werden soll: ein rundes Ruhebänklein wurde noch vor den Augen der Gäste angelegt. Bereits bei ihrer Ankunft hatten die Murtener zudem einen für den Baum säuberlich und ästhetisch angelegten Pflanzplatz angetroffen. Stadtrat Werner Barnetta, gleichzeitig Vorstandsmitglied des Gewerbevereins und Organisator der Feier, befestigte als Pünktchen auf dem i zuletzt noch ein Schildchen, das auf die Herkunft des Lindenbaumes hinweist."
Weitere Angaben und Literaturhinweis: s. Bild-Nr. 06109
Bild-Nr.: 06110.2
Bild: Reussbote
Text: Reussbote
Copyright: Reussbote
Der 11. November 1992 geht für die Gemeinde Mellingen in die Geschichte ein. An diesem Tag wurde auf der Altersheimwiese ein Abkömmling der «Murtenlinde» gepflanzt die 1985 eingegangen ist. So steht nun neben Grandson, Zürich, Murten, Freiburg, Plaffeien, Basadingen und Schloss Brestenberg ein weiterer Abkömmling der legendären Murtenlinde in Mellingen.
Mit einem musikalischen Auftakt des Trompeten-Ensembles von Heinz Binder Mellingen begrüssten die Mellinger ihre Gäste aus Murten. Werner Barnetta, Stadtrat und Vorstandsmitglied des Gewerbevereins, begrüsste neben der Delegation des Murtener Gewerbevereins speziell Professor Pater Alois Schmid, die Mellinger Behörde und die Mitglieder des einheimischen Gewerbe-
vereins.
Bernhard Baumberger, Präsident des Gewerbevereins Murten, erklärte, dass Pater Schmid die Abkömmlinge der «Murtenlinde» gehütet habe, als ob es seine eigenen Kinder wären. Es sei gar nicht einfach gewesen, sein Versprechen einzuhalten. Baumberger betonte speziell, dass die alte Linde in Freiburg viel Freude, aber auch viel Leid mitbekam. Er wünsche dies dem Abkömmling auch. Baumberger präzisierte dann noch einmal, warum den Mellingern ein
Abkömmling der «Murtenlinde» versprochen wurde. Neben den Kontakten zum Gewerbeverein Mellingen seien vor allem die zwei Dutzend Mellinger Krieger, die1476 zur Murtenschlacht kamen, ein weiterer Grund. Zudem haben die Murtener die Idee für ihre erste Weihnachtsbeleuchtung vom Mellinger Gewerbeverein bekommen.
Professor Pater Alois Schmid erwähnte danach, dass sich der Kanton Aargau bezüglich Linden rühmen darf. Die berühmte Linde von Linn sei nur ein Beispiel, ein weiteres die Linde bei Bremgarten. Dies zeigt, dass der Kanton ein gutes gesellschaftliches Einvernehmen mit der Natur hat.
Professor Schmid verriet dann auch noch sein Geheimnis, wie er die Abkömmlinge zog. Von der alten Linde habe er mehrere Äste abgeschnitten und in eine Lösung mit Wachsstoff eingestellt. Diese Lösung brachte es fertig, eine Zellumstimmung zu machen und Wurzeln zu schlagen.
Nach dem offiziellen Pflanzakt der ca. 10jährigen Linde übergab Bernhard Baumberger die Linde an den Gewerbeverein Mellingen, der sie gleich weiter der Gemeinde Mellingen schenkte.
Stadtammann Peter Binggeli weiss, dass Gärtner mit Pflanzen sprechen, damit sie gedeihen. Kurzum stieg Binggeli auf die neue Rundbank und sprach der Linde gut zu. Er selber habe auch eine grosse Beziehung zur Murtenlinde, führte der Ammann aus. Während der Rekrutenschule in Freiburg sei er oft an der berühmten alten «Murtenlinde», vorbeimarschiert.
Beim anschliessend spendierten Umtrunk durfte auf das gute Gedeihen der jungen Linde angestossen werden.
Warum «Murtenlinde»?
Obwohl feststeht, dass die Linde vor dem Rathaus in Freiburg nichts mit der Schlacht zu tun hat, nennt man sie «Murtenlinde». Immer schon wusste man, dass es sich um einen alten Baum handelt, der aus der Zeit der Murtenschlacht stammt. Doch erst im Jahre 1871 wurde erstmals der Bezug zur Murtenschlacht geschaffen. Es hiess nun plötzlich, die Linde sei bei der Schlacht gepflanzt worden. Von hier aus ist es dann nur noch ein kleiner Schritt gewesen bis hin zur Deutung, wonach die Linde zur Erinnerung an die Schlacht gepflanzt worden sei. Der Kern der Sage war somit im 18. Jahrhundert gebildet worden. Im 19. Jahrhundert kam dann noch «der Murtenläufer» hinzu. Es wurde ein Läufer in die Legende eingebaut, der im Lauf die frohe Botschaft von Murten nach Freiburg brachte. Die Erinnerung an den Läufer ist bis heute noch geblieben, denn der Murtenlauf gehört zu den ganz klassischen Laufstrecken. BN
Bild-Nr.: 41035
Bild: Mellinger Städtlichronik 1993
Text: Mellinger Städtlichronik 1993/Benedikt Nüssli
Copyright: Mellinger Städtlichronik 1993
Die am 11. November 1992 auf der Ibergwiese gepflanzte Murtenlinde gedeiht.
Die Mellinger Murtenlinde ist ein Abkömmling der historischen Murtenlinde in Freiburg, die 1985 einging. Diese Linde ist in folgendem historischen Zusammenhang zu sehen: 1476/77 zogen die Eidgenossen zusammen mit Frankreich und Savoyen in den Krieg gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund. Auch Mellingen schickte mehrmals ein Kontingent in die Burgunderkriege. Als Karl der Kühne 1476 in der Schlacht von Murten vernichtend geschlagen wurde, soll ein Schweizer Söldner einen Lindenzweig abgerissen haben und als Siegeszeichen nach Freiburg gebracht haben.
Aus dem darauf in die Erde gesteckten Zweig soll dann der Tradition nach die Murtenlinde entstanden sein. Wenige Jahre, bevor die Murtenlinde in Freiburg einging, schnitt man vom alten Baum Zweige und stellte sie in eine Nährlösung. Daraus entstanden eine ganze Anzahl junger Murtenlinden.
Da der Mellinger Gewerbeverein gute Beziehungen zum Gewerbeverein Murten pflegte, erhielt die Gemeinde eine der jungen Linden geschenkt. 1992 konnte diese auf der Ibergwiese neben dem Iberghof eingepflanzt werden. Im Iberghof residierten bis 1590 die Familie Segesser. Zwei aus diesem Geschlecht führten Truppen in die Burgunderkriege, weshalb es sinnvoll war, den jungen Lindenbaum neben dem Stammsitz der Segesser einzupflanzen.
Guido Gauch, Stetten, erzählt in seiner Schrift "Der Botanische Garten und die Gärtner in Fribourg" (Stetten 2017) noch weitere Einzelheiten: 1974 schnitt Jakob Gauch (1918-2017), Obergärtner des Botanischen Gartens in Freiburg von 1949-1984, zusammen mit dem Stadtgärtner der Stadt von der alten Murtenlinde Zweige ab. Diese wurden unter Anleitung von P. Alois Schmid in eine Nährlösung eingestellt. Recht bald trieben die Zweige Wurzeln aus. Die kleinen Pflanzen wurden im Botanischen Garten grossgezogen und vor allem neben Schmid durch den Obergärtner Jakob Gauch gepflegt. Gauch stammte von Niederwil/AG und war der Onkel von Guido Gauch.
s. auch den Zeitungsbericht über die Pflanzung des Baums unter Bild-Nr. 06110.3
Im Hintergrund das 1968 bezogene und 2003 rückgebaute Altersheim.
Bild-Nr.: 06109
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli / Guido Gauch
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Gemeindeversammlung vom 25. Juni 1997
Mellinger Iberg an Wohnbaugenossenschaft
Wir kennen die Nöte, die Mellingen mit den historischen Altliegenschaften hat. Sie sind wertvolle Bausubstanz, die man der Nachwelt erhalten sollte. Aber da kommen berechtigte Wünsche nach Schulhäusern, Turnhallen, Kanalisationen, Kläranlagen, Spiel- und Sportplätzen etc., sodass dann die Renovation immer wieder hinausgeschoben wird. Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, spricht man vom dringenden Sanierungsnotstand beim lberghof. Das ist das historische Gebäude zwischen Stadtkirche und Altersheim. Nun haben sich unverhofft glückliche Perspektiven ergeben.
(nü) Die Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft hat über 30 günstige Wohnungen erstellt. Der Verkauf brachte einiges Geld, das der Vorstand irgendwie wieder sozial anlegen möchte.
Man dachte zuerst an das alte Rathaus, das aber finanziell nicht zu verkraften wäre. Dann kam der Iberghof zur Sprache, und hier zeichnete sich eine Möglichkeit ab. Man brachte die Idee vor den Gemeinderat, und dieser bringt nun eine Vorlage an die Gemeindeversammlung von Ende Juni.
Das Konzept
Die Wohnbaugenossenschaft (WBG) erwirbt den Iberghof im Baurecht von der Gemeinde. Sie zahlt den Baurechtszins von jährlich 8000 Fr. Sie renoviert, oder besser gesagt konserviert, das Gebäude im Kostenbetrage von 2,7 Mio Fr. Der Denkmalschutz sorgt für artgerechte Ausführung und der Gemeinderat hat mit dem Baubewilligungsverfahren die Möglichkeit der Überwachung. Die Gemeinde kann das Objekt zurücknehmen, wobei in einem Vertrag bereits der Rückkaufswert mit 1,7 Mio Fr. festgelegt ist.
Das Objekt kann nicht an Dritte verkauft werden, wobei der Baurechtsvertrag auf mindestens 30 Jahre abgeschlossen wird.
Die bisherigen Mieter können bleiben. Im Erdgeschoss werden Kinderhort und die technischen Räume untergebracht. Das erste Obergeschoss bleibt dem Kinderhort erhalten. Im zweiten Obergeschoss bleibt die Jugend- und Familienberatungsstelle. Im Dachgeschoss könnten eine Wohnung oder Büroräume eingerichtet werden.
Die Pontoniere, die bisher einen Teil des Erdgeschosses belegten, wären mit einer Ausgliederung einverstanden. Sie belegen ja einen Teil der Spittelscheune und dort wäre eine bessere Ausnutzung sicher möglich. Die Mietzinse sind im Vertrag limitiert, denn die Gemeinde entrichtet ja diesen Institutionen Beiträge, die bei massiven Mietzinserhöhungen sicher erhöht werden müssten.
Sollte dieser «Handel» zustande kommen, dann wäre dies eine einmalige Angelegenheit und für die Gemeinde von enormem Vorteil. Denn woher möchte die Gemeinde schnell rund drei Millionen hernehmen?
Bild-Nr.: 06102.21
Bild: Adolf Nüssli
Text: Adolf Nüssli / Reussbote
Copyright: Adolf Nüssli / Reussbote
Renovation lberghof auf bestem Wege:
Auf der Gemeindekanzlei Mellingen liegt noch bis 23. November das Baugesuch der Wohnbaugenossenschaft Mellingen für die Renovation des Ibergs öffentlich auf. Für 2-3 Millionen Franken soll der aus dem 14. Jahrhundert stammende Herrschaftssitz renoviert werden. Für die Gemeinde ein Glücksfall, denn sie muss (noch) kein Geld für die Renovation in die Hand nehmen.
bn) An der Gemeindeversammlung vom vergangenen 25. Juni ermächtigten die Stimmberechtigten den Gemeinderat, einen Baurechtsvertrag mit der Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft (WBG) abzuschliessen. Die WBG erwirbt den Iberg von der Gemeinde im Baurecht, zahlt einen Baurechtszins von jährlich 8000 Fr. und renoviert das Gebäude. Die Gemeinde kann das Objekt zurücknehmen, wobei in einem Vertrag bereits der Rückkaufswert von 1,7 Mio Fr. festgelegt ist.
Nun liegt auf der Gemeindekanzlei das Projekt öffentlich auf. Das Architekturbüro
Schweizer, Mellingen, hat unter der Berücksichtigung der Auflagen der Denkmalpflege und der Gemeinde das Bauprojekt ausgearbeitet.
Bei der Projektierung wurde darauf geachtet, möglichst wenige Veränderungen vorzunehmen, um den ursprünglichen Baukörper wieder herzustellen und sichtbar zu machen. Der heutige zum Teil baufällige Anbau wird abgerissen und durch einen kleineren transparenten Glasanbau ersetzt, welcher den stattlichen Bau nicht mehr konkurrenzieren wird. Die entstehende Lücke zwischen dem alten Anbau und der Stadtmauer wird ebenfalls geschlossen, so dass das ursprüngliche Stadtbild wieder hergestellt werden kann.
Im Erd- und im ersten Obergeschoss ist der Kinderhort untergebracht, welcher dank des neuen Treppenhausanbaus nun autonom funktioniert. Durch den Glasanbau hat der Hort neu direkten Zugang zum reussseitigen Spielplatz und zur Spielfläche im Innenhof, ohne dass Gefahr besteht, mit dem Verkehr in Berührung zu kommen.
Durch den Einbau eines Warenaufzuges können die beiden Spielgruppen
unabhängig voneinander von der Küche aus bedient werden.
Im zweiten Obergeschoss ist die Jugend- und Familienberatung neu auf einem
Geschoss untergebracht. In den beiden Dachgeschossen ist der Einbau einer
grosszügigen 6 1/2-Zimmerwohnung vorgesehen.
Das Baugesuch muss nun von der Baukommission und den kantonalen Stellen
geprüft respektive mit den entsprechenden Auflagen abgesegnet werden, so dass
die Vertragsparteien in der Lage sind, mit den entsprechenden Änderungen den
bereits im Entwurf vorliegenden Baurechtsvertrag zu modifizieren und zu unterzeichnen.
Bild-Nr.: 06102.16
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Benedikt Nüssli, Reussbote
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote
Trotz öffentlichem Gebäude kein Lift im
Mellingen: Projekt lberg steht kurz vor der Erteilung der Baubewilligung.
Gegen das Projekt «Renovation Iberghof» ist während der Auflagefrist eine Einsprache eingegangen. Alt Stadtamman Hans Peterhans verlangt den Einbau eines Liftes, da es sich um ein öffentliches Gebäude handelt. Er fordert in einem Leserbrief «Denkmalschutz ja, aber mit Lift!»
(bn) Zum Stadtbild von Mellingen gehört der Iberghof, ein Schlösschen, das im Mittelalter vom kyburgischen Dienstmannengeschlecht «Derer vom lberg» errichtet wurde und heute mit Recht unter Denkmalschutz steht. Eine Renovation mit zeitgemässem Innenausbau ist dringend nötig. Die Wohnbaugenossenschaft Mellingen ist bereit, den Iberghof von der Gemeinde im Baurecht zu erwerben. Sie bezahlt einen Baurechtszins von jährlich 8000 Fr. und renoviert das Gebäude. Später kann Mellingen das Objekt zurücknehmen, wobei der Rückkaufswert mit 1,7 Mio Franken schon jetzt festgelegt ist. Für die Gemeinde Mellingen ist das Engagement der Wohnbaugenossenschaft ein Glücksfall, denn sie muss kein Geld für die Renovation des Ibergs in die Hand nehmen.
Eine Einsprache
Gegen das Projekt erhob alt Stadtammann Hans Peterhans Einsprache.
Begründung: Dem 2,3 Mio Fr. teuren Umbauprojekt, das auf vier Geschossen auch Dienstleistungsräume für die Öffentlichkeit umfasst - zum Beispiel die Büros der Jugend- und Familienberatungstelle und zuoberst eine Wohnung - fehlt ein Lift (siehe auch Leserberief auf dieser Seite).
Für Hans Peterhans würde ein rollstuhlgängiger Lift die Erschliessung wesentlich verbessern. Er ist auch der Ansicht, dass der Eingriff in die bestehende Bausubstanz nicht grösser ist als beim offiziellen Projekt. Der Lifteinbau macht den bisher geplanten, von aussen sichtbaren seitlichen Glasanbau überflüssig. Die Kosten Lift und Anbau halten sich die Waage und die Anliegen des
Denkmalschutzes würden optimal berücksichtigt, so der ehemalige Mellinger Stadtammann.
Denkmalschutz geht vor
Anderer Meinung ist da die Denkmalpflege. Wie der Mellinger Gemeindeschreiber Ernst Pelloli auf Anfrage erklärte, steht man kurz vor der Erteilung der Baubewilligung. Gemeinderat und Wohnbaugenossensihaft hätten sich schon frühzeitig mit dem Einbau eines Liftes befasst. Abklärungen haben aber ergeben, dass ein Lift nicht in Frage kommt.
Nach der Einspracheverhandlung hat Hans Peterhans seine Einsprache zurückgezogen und auf eigene Kosten von einem Architekten neue Projektskizzen vorgelegt. Der Gemeinderat habe darauf, so Ernst Pelloli, eine nochmalige Prüfung eines Lifteinbaus veranlasst und dazu die Denkmalpflege beigezogen. Diese gestattet nun endgültig keinen Lifteinbau. Begründung: Die Bausubstanz des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes würde mit dem Durchdringen der Decken zu stark beschädigt. Die Denkmalpflege stützt sich auf das kantonale
Baugesetz und auf die dazugehörende allgemeine Verordnung.
Bild-Nr.: 06102.17
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Benedikt Nüssli, Reussbote
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote
Das Aquarell von Willi Hauenstein (1923-2012) ist eine Kopie aus dem Mellinger Jahreskalender 2000.
In diesem finden sich zwölf Bilder mit Sehenswürdigkeiten von Mellingen.
Willi Hauenstein wuchs in Buchs auf und besuchte in Wettingen das Lehrerseminar. Nachher Sprachen- und Geschichtsstudium in Zürich, Paris, Lausanne, Florenz und Peruggia. Bildete sich vor allem in der Aquarellmalerei weiter.
Ab 1950 war er lange Bezirkslehrer in Brugg, wo er zeitweise auch Zeichenunterricht erteilte. Zahlreiche Ausstellungen hauptsächlich in der Region Brugg.
Die Buchdruckerei Nüssli druckte den Kalender in 1200 Exemplaren. Er fand bei der Bevölkerung einen regen Zuspruch. 3 Exemplare sind im Ortsmuseum archiviert.
Über den Iberg: --> s. Bild-Nr. 06100
Bild-Nr.: 06101
Bild: Willi Hauenstein
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Druckerei Nüssli
Seit Juli 1998 [richtig 1999] wird der Iberghof in Mellingen renoviert. Im nachfolgenden Bericht geht Kantonsarchäologe Peter Frey auf die baugeschichtlichen Untersuchungen näher ein.
Die Gesamtrenovation des Iberghofs in Mellingen bot der Kantonsarchäologie die willkommene Gelegenheit die Baugeschichte des Hauses zu untersuchen. Entsprechende Abklärungen fanden überall dort statt, wo die Sanierungs-
arbeiten Eingriffe im Boden und an der historischen Bausubstanz vorsahen. Zudem wurde von Raymond Kontic im Auftrag der Denkmalpflege das Alter einiger Bauhölzer bestimmt.
Der Iberghof verdankt seinen Namen einer kyburgischen Dienstadelsfamilie mit Stammsitz bei Inwil im Kanton Luzern. Vermutlich waren die Herren von Iberg schon vor der Stadtgründung in Mellingen begütert, da der von ihnen erbaute lberghof - gemäss der Schriftquellen - freies Eigentum der Besitzer bildete.
Dieser Freihof verfügte über ein eigenes Stadttor und war durch eine Mauer von der Stadt geschieden. Durch Heirat kam der Iberghof an die Familie Segesser, in deren Besitz die Liegenschaft bis ins 16. Jahrhundert verblieb. 1602 ging der Iberghof durch Kauf an den Deutschritterorden über. 1731 kaufte Jost Segesser den Iberghof zurück. Schliesslich wurde er 1779 von der Stadt Mellingen erworben. Seither diente er als Pfarrhaus, später als Altersheim und beherbergt heute einen Kinderhort.
Der Untersuchungsbefund
Auf der ältesten Abbildung der Stadt Mellingen in der Chronik Stumpf von 1548 ist am linken Bildrand der Iberghof zu sehen. Er besteht aus zwei zusammengebauten Häusern.
Von einem dieser Gebäude (Kernbau) haben sich im heutigen Iberghof noch Mauern und Balkendecken erhalten. Sie erschliessen uns ein der Stadtmauer angebautes, mindestens zweigeschossiges Steinhaus mit trapezförmigem Grundriss. Das Erdgeschoss mit je einer Türe in der Ost- und Westmauer bildete ursprünglich einen einzigen grossen Raum mit noch vorhandener Balkendecke. Originale Fenster blieben nicht erhalten. Im ersten Obergeschoss kam unter jüngeren Verkleidungen eine dem Kernbau zugehörende Bohlendecke
zum Vorschein. Sie gehörte zweifelsfrei zu einem repräsentativen Wohnraum, wohl zu einer heizbaren Stube oder zu einem Festsaal. Die dendrochronologische Altersbestimmung dieser Decke und der Deckenbalken des Erdgeschosses datieren den Kernbau in die Zeit um'1378/79.
Neben dem spätmittelalterlichen Kernbau bestand der Iberghof - gemäss der ältesten Abbildung Mellingens - noch aus einem zweiten, vermutlich älteren Gebäude, das die Herren von Iberg wohl im Zuge der Stadtgründung um 1230/40 erbaut hatten. Leider wurden von diesem Haus keine Baureste gefunden.
Um 1578 wurde der Iberghof umgebaut und erweitert. Es entstand damals das heutige -dreigeschossige Gebäude mit Treppenturm. Dieser im Grundriss trapezförmige Bau springt über die Stadtmauerflucht nach Osten vor. Die Gliederung der Fassaden erfolgte durch Buckelquader, die den Eckverband und die ostseitige - Sockelzone bilden, sowie durch zum Teil noch erhaltene Reihen-, Doppel- und Kreuzstockfenster und das allseitig umlaufende Gesimse im Bereich des 2. Stockwerks. Das reich profilierte Portal mit Schulterbogen, das den Treppenturm erschliesst, ist mit der Jahrzahl 1578 und dem Wappen der Familie Segesser versehen. Das Innere des Hauses wurde im Erdgeschoss durch Mauern, in den oberen Geschossen durch Fachwerkwände mit bemaltem Sichtriegel unterteilt. Die dadurch gewonnenen Räume wiesen teils Täfer, teils Balkendecken auf.
Im 17. Jahrhundert erfolgte ein Umbau. Davon zeugen in den oberen Stockwerken elegante Wandtäfer und Türverkleidungen im Stil der Renaissance sowie im Erdgeschoss die mit der Jahrzahl 1633 datierte Haustüre. Weitere Umbauten folgten im 19. und 20. Jahrhundert. Ihnen entstammen rechteckige Fenster mit Ladenfalz und im Innern weitere Raumunterteilungen in Form von Bretter- und Täferwänden.
Peter Frey
Bild-Nr.: 06102.20
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Peter Frey, Reussbote
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote
1602 hatte das Deutschordensritterhaus Beuggen in der Nähe von Badisch Rheinfelden den Iberghof erworben. Als im Dreissigjährigen Krieg sich die Schweden dem Rhein näherten, verlegte
Komtur Heinrich Schenk von Castell in den 1630er- und 1640er-Jahren zeitweise den Sitz des Ordenshauses nach Mellingen. So wurden unter ihm die letzten grösseren Umbauten vorgenommen, so 1633 das Portal in den Nordwestflügel. Im Weiteren sind aus dieser Zeit vor allem auch im Inneren eine Anzahl Räume mit Täfer und Portalen im Stil der Spätrenaissance erhalten geblieben.
Das Eingangsportal zieren neben dem dem Baudatum 1633 rechts das Wappen des Deutschen Ordens und links jenes von Komtur Heinrich Schenk von Castell.
Aufnahme vor der Restaurierung im Jahre 2000.
Bild-Nr.: 06103.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Das Pumphaus für das Wasser aus dem Gheid wurde 2000 im Rahmen der Restaurierung des Ibergs abgebrochen. Das Wasser wurde einst ins erste Reservoir (Baudatum 1901) im Birch hinaufgepumpt. So bestand genügend Gefälle, dass das Wasser auch in höher gelegene Gebäude fliessen konnte.
Das Gheidwasser wird heute direkt ins Netz eingespiesen.
Bild-Nr.: 06101.31
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Aufnahme vor der Restaurierung im Jahre 2000
Portal von 1633: s. Bild-Nr. 06103.4
Portal von 1575: s. Bild-Nr. 06103.1
Ibergbrunnen: s. Bild-Nr. 06101.30
Bild-Nr.: 06103.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Über dem Eingangsportal zum Turm in den Iberghof sehen wir einen geschweiften Schulterbogen mit kielförmiger Spitze. In der Spitze das Steinmetzzeichen der Mellinger Bildhauer Jakob und Peter Beye, darunter die Jahreszahl 1578 und das Segesserwappen (eine Sense, in Mundart Sägisse -> ein sogenanntes sprechendes Wappen). Damals erhielt der Iberghof unter Hans Kaspar Segesser (1552-1591) seine heutige Form.
Aufnahme vor der Restaurierung im Jahre 2000.
Bild-Nr.: 06103.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Die Gesamtrenovation des Iberghofs in Mellingen bot der Kantonsarchäologie die willkommene Gelegenheit, die Baugeschichte des Hauses zu untersuchen. Entsprechende Abklärungen fanden überall dort statt, wo die Sanierungsarbeiten Eingriffe im Boden und an der historischen Bausubstanz vorsahen. Zudem wurde von Raymond Kontic im Auftrag der Denkmalpflege das Alter einiger Bauhölzer bestimmt.
Geschichtliche Quellen
Der Iberghof verdankt den Namen einer kyburgischen Dienstadelsfamilie mit Stammsitz bei Inwil
im Kanton Luzern. Vermutlich waren die Herren von Iberg schon vor der Stadtgründung in Mellingen begütert, da der von ihnen erbaute Iberghof - gemäss der Schriftquellen - freies Eigentum der Besitzer bildete. Dieser Freihof verfügte über ein eigenes Stadttor und war durch eine Mauer von
der Stadt geschieden.
Besitzverhältnisse bis zur Neuzeit
Durch Heirat kam der Iberghof an die Familie Segesser, in deren Besitz die Liegenschaft bis
ins 17. Jahrhundert verblieb.
1602 ging der Iberghof durch Kauf an den Deutschritterorden über.
1731 kaufte Jost Segesser den Iberghof zurück. Schliesslich wurde er 1779 von der Stadt Mellingen erworben. Seither diente er als Pfarrhaus, später als Altersheim und beherbergt heute einen Kinderhort.
Bild-Nr.: 06102.30
Bild: Mellinger Städtlichronik 2000
Text: Peter Frey,Aarg.Kantonsarchäologe/Mellinger Städtlichronik 2000
Copyright: Peter Frey,Aarg.Kantonsarchäologe/Mellinger Städtlichronik 2000
Der Untersuchungsbefund
Auf der Abbildung der Stadt Mellingen in der Chronik Stumpf von 1548 ist am linken Bildrand der Iberghof zu sehen. Er besteht aus zwei zusammengebauten Häusern. Von einem dieser Gebäude (Kernbau) haben sich im heutigen Iberghof noch Mauern und Balkendecken erhalten.
Sie erschliessen uns ein der Stadtmauer angebautes, mindestens zweigeschossiges Steinhaus
mit trapezförmigem Grundriss von 11,5 m Länge und 9,5 m mittlerer Breite. Das Erdgeschoss mit je einer Türe in der Ost- und Westmauer bildete ursprünglich einen einzigen grossen Raum mit noch vorhandener Balkendecke. Originale Fenster blieben nicht erhalten. Im ersten Obergeschoss
kam unter jüngeren Verkleidungen eine dem Kernbau zugehörende Bohlendecke zum Vorschein.
Sie gehörte zweifelsfrei zu einem repräsentativen Wohnraum, wohl zu einer heizbaren Stube oder
Zu einem Festsaal. Die dendrochronologische Altersbestimmung dieser Decke und der
Deckenbalken des Erdgeschosses datieren den Kernbau in die Zeit um 1378/79.
Neben dem spätmittelalterlichen Kernbau bestand der Iberg - gemäss der Abbildung Mellingens
in der Chronik Stumpf - noch aus einem zweiten, vermutlich älteren Gebäude, das die Herren von Iberg wohl im Zuge der Stadtgründung um 1230/40 erbaut hatten. Leider wurden von diesem Haus keine Baureste gefunden.
Bild-Nr.: 06102.30.1
Bild: Mellinger Städtlichronik 2000
Text: Peter Frey,Aarg.Kantonsarchäologe/Mellinger Städtlichronik 2000
Copyright: Peter Frey,Aarg.Kantonsarchäologe/Mellinger Städtlichronik 2000
Um 1578 wurde der Iberghof umgebaut und erweitert. Es entstand damals das heutige, dreigeschossige Gebäude mit Treppenturm. Dieser im Grundriss trapezförmige Bau von 16,8 m Länge und 13,6 m mittlerer Breite springt über die Stadtmauerflucht nach Osten vor.
Die Gliederung der Fassaden erfolgte durch Buckelquader, die den Eckverband und die ostseitige Sockelzone bilden, sowie durch zum Teil noch erhaltene Reihen-, Doppel- und Kreuzstockfenster und die allseitig umlaufenden Gesimse im Bereich des zweiten Stockwerks. Das reich profilierte Portal mit Schulterbogen, das den Treppenturm erschliesst, ist mit der Jahrzahl1578 und dem Wappen der Familie Segesser versehen.
Das Innere des Hauses wurde im Erdgeschoss durch Mauern, in den oberen Geschossen durch Fachwerkwände mit bemaltem Sichtriegel unterteilt. Die dadurch gewonnenen Räume wiesen teils Täfer, teils Balkendecken auf.
lm 17. Jahrhundert erfolgte ein Umbau. Davon zeugen in den oberen Stockwerken elegante Wandtäfer und Türverkleidungen im Stil der Renaissance sowie im Erdgeschoss die mit der Jahrzahl 1633 datierte Haustüre. Weitere Umbauten folgten im 19. und 20. Jahrhundert. Ihnen entstammen rechteckige Fenster mit Ladenfalz und im Innern weitere Raumunterteilungen in Form von Bretter- und Täferwänden.
Quellen und Literatur:
Walther Merz, Die mittelalterlichen Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau. II. Bd. Aarau 1906.
Heinrich Rohr, Die Stadt Mellingen im Mittelalter, Argovia 59. Aargat 1947.
Rainer Stöckli, Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, Freiburg/Schweiz 197 9.
Bild-Nr.: 06120.30.2
Bild: Mellinger Städtlichronik 2000
Text: Peter Frey, Aarg.Kantonsarchäologe / Mellinger Städtlichronik 2000
Copyright: Peter Frey, Aarg.Kantonsarchäologe / Mellinger Städtlichronik 2000
Die Sicht des Architekten
Im Juni 1997 setzte sich eine Gruppe von Idealisten mit der Idee auseinander, dem Iberg wieder etwas von seinem alten Glanz zurückzugeben. Nicht eine grosse Restauration, kein Museum, nein, einfach an eine Instandstellung wurde gedacht, mit dem Ziel, die bestehende Nutzung zu erhalten. Nach einer Evaluation und Gesprächen mit diversen Architekten beauftragte die Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Mellingen unser Büro mit einer Konzeptstudie.
Das Konzept
Bei der Projektierung wurde darauf geachtet, möglichst wenige Veränderungen an der alten Bausubstanz vorzunehmen und den ursprünglichen Zustand wieder lesbar zu machen. Der bestehende, zum Teil baufällige Anbau wurde abgerissen und durch einen kleineren transparenten Anbau im Innern der Stadtmauer ersetzt. Die Durchsicht ermöglicht nun die Lesbarkeit der alten Fassade, die Stadtmauer konnte wieder geschlossen werden und für den Kinderhort oder allenfalls spätere Nutzer ist es möglich, das Erd- und Obergeschoss intern
autonom zu nutzen.
Die Küche im Erdgeschoss ist so konzipiert, dass auch spätere Nutzer jederzeit die Grundausstattung für grössere Anlässe vorfinden werden. Mittels eines Warenaufzugs sind ausserdem Erd- und Obergeschoss miteinander verbunden. Das Haus wird neu mit Fernwärme aus der Küche versorgt, was eine effizientere Nutzung erlaubt und möglich machte, auch auf Tankraum und Heizraum
im Erdgeschoss.zu verzichten. An deren Stelle konnte ein Spiel- resp.
Esszimmer eingerichtet werden. Im ersten Obergeschoss wurde das
sogenannte Oberinnenzimmer komplett restauriert und die alte Küche und das Bad entfernt, so dass neue Nasszellen eingebaut werden konnten. Dank der Albert + Ida Nüssli-Stutz-Stiftung ist es möglich geworden, dass das Renaissance-Zimmer, eines der wohl schönsten im Kanton noch erhaltenen Zimmer aus dieser Zeit, komplett restauriert werden kann.
Im zweiten Obergeschoss wurden die alten Sanitäranlagen aus den vierziger Jahren entfernt und neu zusammen mit einer Teeküche konzipiert. Die Renaissance-Portale sowie das entsprechende Zimmer wurden vollständig restauriert, die gotischen Decken gesichert und hinter Gipsverkleidungen für eine spätere Restauration geschützt. Ein alter aus der Gotik stammender Ton-Plattenboden wurde sorgsam ergänzt und neu verlegt. Im Dachgeschoss
galt es, den Dachstuhl zu sichern und partiell zu verstärken. Ausserdem war es uns ein Anliegen, das Volumen des Dachstuhls lesbar zu machen und die Konstruktion sichtbar zu erhalten, was mit dem Einbau einer Galerie in eine recht moderne Wohnung auch gelang.
Die Umgebung, eine Chance für die Zukunft
Eine Kommission unter der Federführung von Stadtammann Paul Zürcher befasst sich zurzeit mit der Aussenraumgestaltung der Altstadt. Ziel der aus Fachleuten und Anwohnern bestehenden Gruppe ist es, aufgrund einer Gesamtplanung die Nutzung zu optimieren und dem Städtchen ein repräsentatives Erscheinungsbild zu erhalten.
Das erste Ergebnis aus dieser gemeinsamen Planung ist die Schaffung eines grossen Innenhofs zwischen Iberg und Kirche, welcher in den nächsten Jahren auch entsprechend gestaltet werden kann.
Resumée
Die Instandstellung, nicht etwa Restaurierung des lbergs ist ein gutes Beispiel dafür, wie es heute möglich ist, trotz beschränkter Mittel sinnvoll und mit dem nötigen Respekt vor historischer Bausubstanz Neues mit Altem zu verbinden und trotzdem die Lebensqualität zu erhalten. Denn unsere Städte sollen leben.
Exemplarisch ist die gute Zusammenarbeit zwischen Archäologie, der Denkmalpflege, den Restauratoren, den Architekten, den Bauherren mit ihrem Verständnis und nicht zuIetzt auch den Handwerkern, welche die Vorgaben der Planer auch exakt umgesetzt haben und somit zum guten Gelingen erst beigetragen haben.
Ein besonderer Dank geht an die Firma Spiegel und Partner AG, Architekten HTL, welche uns in der Bauleitung tatkräftig und effizient unterstützte.
Architekturbüro Schweizer
Mellingen
Foto: Die alte Bausubstanz wurde auch in der geräumigen Wohnung erhalten.
Bild-Nr.: 06102.24
Bild: Rolf Jenni/Reussbote
Text: Rolf Schweizer, Architektenbüro Schweizer, Mellingen, auch in Chronik 2000,
Copyright: Architektenbüro Schweizer, Mellingen/Rolf Jenni/Reussbote
Der Iberghof bildet die südöstliche Spitze der Stadtbefestigung von Mellingen. obwohl er über Jahrhunderte sowohl rechtlich als auch durch Mauern vom übrigen Stadtgebiet gesondert war.
Vom kyburgischen Dienstmannengeschlecht der Iberg gegründet, kam das Haus durch Erbe an die bedeutende Mellinger Familie Segesser, die es über 300 Jahre besessen und ihm seine heutige Form gegeben hat. Altere Teile gehen auf das späte 15. Jahrhundert zurück und 1578 erweiterte Schultheiss H. P. Segesser das Haus auf die heutige, zur Reuss vor die Stadtmauer vortretende Form, während die prachtvollen intarsierten Renaissance-Täfer im Innern aus der Zeit um 1620 auf die Priore und Komture des Johanniterordens zurückgehen, die das
Anwesen über 130 Jahre innehatten. Die Stadt, ab 1779 Besitzerin, nutzte das Haus nacheinander als Pfarrwohnung, Spital und Armenhaus sowie als Altersasyl, bevor 1968/69 der heutige Kinderhort Einzug hielt. Trotz limitierten Mitteln gelang nun die sorgfältige Restaurierung der historischen Substanz. Ein verunklärender Anbau des 19. Jahrhunderts konnte beseitigt und durch einen Neubau in Stahl und Glas ersetzt werden, der die Begrenzung durch die Stadtmauern wieder respektiert und die Erschliessung der Räume funktional verbessert. Die kantonale Denkmalpflege, die das Vorhaben finanziell unterstützt, darf Bauherrschaft und Architekten zum gelungenen Werk beglückwünschen und für die konstruktive Zusammenarbeit danken.
Jürg A. Bossardt
Kant. Denkmalpfleger
Bild-Nr.: 06102.26
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Jürg A. Bossardt, Kantonale Denkmalpflege
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote / Jürg A. Bossardt, Kantonale Denkmalpflege
Die jüngste Baugeschichte des Iberghofs
Morgen Samstag lädt die Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft zu einer Baubesichtigung ein.
Am Freitag, 17. November laden Kinderhort sowie Jugend- und Familienberatung zu einem Tag der offenen Tür ein.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten für 35 Eigentumswohnungen an der Feldstrasse, von denen 34 an Interessenten verkauft werden konnten, hat sich der Vorstand nach Möglichkeiten für ein weiteres Projekt umgesehen. Das Augenmerk ist dabei auf den Iberghof gefallen. Es standen bei dieser Wahl zwei Grundgedanken im Vordergrund: Es sollte für die Bewohner in erster Linie eine bessere Sicherheit (2.8. im Brandfall) geschaffen und zweitens die Gemeinde von der finanziellen Last einer aufwendigen Renovation entlastet werden.
Die Verhandlungen mit dem Gemeinderat betreffend Schaffung eines Baurechts sind zügig verlaufen und die Gemeindeversammlung hat dem Baurechtsvertrag und Verkauf an die Genossenschaft mit überzeugendem Mehr zugestimmt.
Nach umfangreichen baulichen und denkmalschützerischen Abklärungen, Variantenstudien und einer nochmaligen finanziellen Überprüfung konnte mit den Bauarbeiten im Juni 1999 begonnen werden. Vorab hatten sich die beiden im Haus eingemieteten Institutionen, der Kinderhort und die Jugend- und Familienberatung, bereit erklärt, in ein Provisorium bei der Firma Meierhofer umzuziehen.
Mit den im Monatsrhythmus durchgeführten Vorstandssitzungen und den alle zwei Wochen abgehaltenen Baustellengesprächen konnten die vom Architekturbüro Schweizer mit grossem Sachverstand geplanten und vom Büro Spiegel und Partner überzeugend geleiteten Bauarbeiten durch den Vorstand begleitet werden.
Bei der Vergabe aller Bauaufträge war uns wichtig, dem einheimischen Gewerbe im Rahmen tolerierbarer Preiszugeständnisse zu Arbeit zu verhelfen und, wo dies nicht möglich war, wenigstens regionale Unternehmer zu berücksichtigen. Wenn uns dies mit 80% des Bauvolumens gelungen ist, sind wir schon ein wenig stolz darauf. Die restlichen 20% sind nämlich grossenteils für Arbeiten einzusetzen, welche von SpeziaIisten ausgeführt werden mussten, die denkmalpflegerischen Anforderungen zu genügen vermochten.
Dank vorbildlichem Einsatz aller am Bau beteiligten Planer, Handwerker und Unternehmer kann der Bau in diesen Tagen seiner Bestimmung, den neuen und alten Mietern, übergeben werden. Wir freuen uns sehr über das gelungene Werk und laden Sie gerne zur Besichtigung ein. AIIe Interessierten können damit den Bau, mit Ausnahme der bereits vermieteten Wohnung, ungestört durch Möbel und Einrichtungen, frei besichtigen.
Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Mellingen
Bild-Nr.: 06102.25
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Mellingen
Copyright: Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Mellingen/B. Nüssli, Reussbote
Zur Datierung: Der Iberg wurde 2000 restauriert. Im Vordergrund noch die Parkplätze des 2003 abgebrochenen Altersheims, das dem 2005 eröffneten Alterszentrum Mellingen-Wohlenschwil weichen musste.
Bild-Nr.: 06103a
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Zur Datierung: Der 2003 erfolgte Rückbau des 1968 eingeweihten Altersheims ist noch nicht in Angriff genommen worden. Wir sehen im Vordergrund noch das alte Vorgelände des Altersheims. 2000 wurde der Iberghof restauriert.
Bild-Nr.: 06103b
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen
Dieses Foto ziert als Titelbild die 2004 erschienenen Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen des Turnvereins Mellingen "TV Mellingen Chronik".
Ganz links das Haus Kleine Kirchgasse 46, ein stark veränderter ehemaliger Barockbau. Um 1920 wohnte eine Familie Birchmeier in diesem Gebäude. Diese führte eine Krankenkasse. Um 1968 Umbau des Gebäudes durch Frau Alice Gretener, die in Deutschland zur Welt kam und 17 Jahre in einem Laboratorium an einer Universität in London tätig war. Im Alter kehrte Frau Gretener dann in ihre Heimatstadt zurück und sanierte ihr Haus.
Seither ist an zwei Hausseiten das Riegelmauerwerk zu sehen. Es ist dies das einzige Haus in der Altstadt, an welchem derart viel Riegelmauerwerk sichtbar ist. Dieses Gebäude bildet mit Kirche und Iberg einen hübschen Blickfang auf die Altstadt von Südwesten her.
Angaben über Alice Gretener von Albert Nüssli
Bild-Nr.: 06103
Bild: TV Mellingen
Text: Albert Nüssli / Fotoarchiv-Team
Copyright: TV Mellingen
Links die Pfarrkirche, in der Mitte der 2000 restaurierte Iberghof und rechts - nur teilweise sichtbar - das 2005 in Betrieb genommene neue Alterszentrum Mellingen-Wohlenschwil.
Über den Iberghof s. Bild-Nr. 06100
Bild-Nr.: 06104
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen