Kath. Pfarrkirche

Kirchgassen mit Iberg und Altersheim > Grosse Kirchgasse

1045 Ersterwähnung der Kirche. 1675 Bau des heutigen Gotteshauses in frühbarockem Stil. Im Gegensatz zur gotischen nach Nordosten gerichteten Kirche wurde der Neubau von Chor und Schiff in Richtung Südosten erstellt. Der gotische Glockenturm mit Chorgewölbe blieb erhalten. Glasgemälde grösstenteils von der Vorgängerkirche übernommen. Ausser dem Dach und der Gebäudehülle blieb von der frühbarocken Ausstattung nur wenig erhalten, so die beiden Johannesstatuen auf dem Hochaltar, Werke des einheimischen Künstlers Johann Adam Widerkehr. Von ihm stammt vermutlich auch das Kirchenportal. 1829/30 Ersetzung aller Altäre und der Kanzel durch Michael und Jodok Huttle von Baden in klassizistischem Stil. Seit der Restauration von 1970/72 auf dem Hochaltar qualitätsvolles Kreuzigungsbild, geschaffen 1831 von Kaspar Moos von Zug. Auf den Nebenaltären aus dem Kunsthandel erworbene Gemälde von 1600/20: links Vermählung Marias, rechts Maria mit den Apostelfürsten. Einbau einer Orgel von Metzler, Dietikon.

1450 Älteste Abbildung der Kirche Mellingens

Initiale P mit der ältesten Abbildung der Kirche Mellingens. Sie entstammt aus dem Mellinger Graduale aus dem 15. Jahrhundert, geschrieben von Franz Anton Trevts.
Aus einem Fenster des Kirchturms ragt das Mellinger Banner, eine silberne Kugel auf rotem Grund. Da diese Fahne etwas dilettantisch dargestellt ist, könnte diese auch zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt worden sein.
Ein Graduale ist ein Choralbuch, das die Gesänge der Messe enthält. Vorliegende Initiale stammt aus dem Glaubensbekenntnis: „Patri omni potentem…“
Originalhöhe des Kirchturms: 3, 5cm.

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Abbildung auf der vorderen Umschlagseite von: Rainer Stöckli, 950 Jahre Kirche Mellingen, Mellingen 1995.
Standort: Archiv der katholischen Kirchgemeinde Mellingen, Nr. 40, Fol 4


Bild-Nr.: 11220
Bild: Jacques Keller
Text: Festschrift 950 Jahre Kirche Mellingen / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1450

ca. 1900 Kirchplatz: Pfarrhaus und Pfarrkirche

Um 1900 wurde das städtische Schlachthaus, die sogenannte Metzg, abgebrochen, s. den Schutt im Vordergrund. An dessen Stelle entstanden die beiden Gebäude Grosse Kirchgasse 10 und 12. Hinter dem Schutt ist der Kirchplatzbrunnen zu sehen.
Über der gassenseitigen Front der Pfarrkirche fehlt noch die den First überragende Uhr mit Kreuz.
Die Fassade erhielt erst bei der Restauration von 1911 ihre heutige Form.


Bild-Nr.: 06078
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1900

Um 1900 Blick gegen die Pfarrkirche von der Kleinen Kirchgasse her; Pfarrhaus

Die beiden Fotos sind zeitlich nicht leicht einzuordnen.
Foto links: Einen Hinweis könnte auf diesem Foto die Gaslampe geben; diese ist am oberen Rand links sichtbar. Die elektrische Beleuchtung in der Altstadt wurde erst 1908 installiert.
Rechts das katholisches Pfarrhaus, das zusammen mit dem Rathaus noch eine bauliche Einheit bildet.


Bild-Nr.: 11002
Bild: Fotoarchiv-Mellingen Postkarte
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1900

1902 Pfarrkirche, Spittelscheune, Pfarrhaus und neues Rathaus

Ausschnitt aus Bild-Nr. 11000.1


Bild-Nr.: 11000.4
Bild: Apenrade Schles. Holst.
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1902

1902 Pfarrer Karl Abegg

Karl Abegg (1863-1940), von Arth/SZ, Pfarrer von Mellingen von 1901-1913.

Priester 1886, 1887 Vikar am Chorherrenstift zur alten Kapelle in Regensburg (Bayern) und gleichzeitig Student an der dortogern Kirchenmusikschule, 1888 Professor und Musikdirektor am Kollegi Schwyz, 1890 Kaplan und Sekundarlehrer in Gersau, 1897-1923 Feldprediger-Hauptmann der St. Gotthardbesatzung, 1897 Vikar zu St. Peter und Paul in Zürich, 1898 Organist und Chordirektor an der St. Peter- und Paulskirche in Winterthur, 1901-1913 Pfarrer von Mellingen. 1906 Berufung an einen hohen Posten in Rom abgelehnt. 1907 Installierung einer neuen Orgel in der Pfarrkirche. 1908 Berufung als Domherr nach Chur abgelehnt, Übernahme einer Professur am Priesterseminarin Chur abgelehnt.

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1909 Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Baden. Erfolgreiche Einführung von Koch- und Haushaltungskursen in Mellingen, darauf Gründung einer Koch- und Haushaltungsschule in Baden. 1910 Präsident der Gesellschaft der schweizerischen Feldprediger. Unter ihm wurde die Kirche in Mellingen 1911 im neubarocken Stil umgestaltet.1911 Ehrenmitglied der Mozartstiftung in Salzburg. 1913-1926 Pfarrer in Frick. 1917 im Ersten Weltkrieg Organisator des ersten österreichischen Kinderzuges aus Vorarlberg in die Schweiz mit 445 Kindern. Weitere Kinderzüge aus Tirol und Wien. Am 24. und 25. September 1920 weilte Kaiser Karl I. als Gast bei Karl Abegg im Pfarrhaus in Frick. Die Ehrung als Dr. hc. der Theologie der Universität Graz abgelehnt. 1926-1930 Pfarrer in Sattel/SZ. 1930-1937 Kaplan in Hägglingen, wo er aber bis zu seinem Tod im Jahre 1940 verblieb. In dieser Zeit unzählige Vorträge und Korrespondent bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften.

Literatur. id. Das vielfältige Wirken der Hägglinger Priesterpersönlichkeit Karl ab Egg. Reussbote 29. Dezember 1998.
Ausschnitt aus Bild-Nr. 11000.1


Bild-Nr.: 11000.3
Bild: E. Schramm, von Apenrade, Schleswig-Holstein
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1902

1902 Pfarrkirche Innenansicht

Ältestes Foto, das die Innenansicht der Kirche zeigt. An der Decke des Kirchenschiffs war auch damals ein Gemälde angebracht, ebenfalls an der rechten Seitenwand. Ausschnitt aus Bild-Nr. 11000.1


Bild-Nr.: 11000.2
Bild: E. Schramm, von Apenrade, Schleswig-Holstein
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1902

Um 1912 Chor und Vorderes Kirchenschiff nach der Restauration 1911/12

Das Kirchenschiff wurde 1911/12 im neubarocken Stil umgestaltet. Auffälig ist das weit herunter reichende Gewölbe über dem Kirchenschiff. Noch fehlt das 1918 von Georges Troxler geschaffene Deckengemälde, s. Bild-Nr. 11003.



Bild-Nr.: 11034.10
Bild: Fotoarchiv Mellingen Postkarte
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1912

1912 Pfarrkirche - Orgel von Theodor Kuhn, Männedorf

Nachdem die Stadtkirche schon 1907 eine neue Orgel von Theodor Kuhn, Männedorf, erhalten hatte, wurde 1911/12 das Innere des Gotteshauses in neubarockem Stil umgestaltet: Das Kirchenschiff wurde stark eingewölbt. Decke, Wände und auch die Empore schmückte man mit reichen Stuckaturen. Anlässlich der Restauration 1970/72 ersetzte man die Kuhn-Orgel mit einem Instrument der Firma Metzler in Dietikon. Der damals neu geschaffene filigrane Orgelprospekt bildet ein apartes Pendant zu den klassizistischen Altären.


Bild-Nr.: 11004
Bild: Fotoarchiv Mellingen Postkarte
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1912

1912 Pfarrkirche nach dem Umbau 1911/12

Während das Kircheninnere in neubarockem Stil recht starke Veränderungen erfuhr, sind an der Aussenfassade relativ wenige Änderungen festzustellen. Wichtigste Neuerung war der Aufbau im Bereich der Giebelspitze der gassenseitigen Front mit einer neuen Uhr, überhöht von einem steinernen Kreuz. Ein flaches heller gefärbtes Horizontalband markiert die Basis des Gibels, zwei vertikale Bänder teilen ihn in drei Felder. Auch die Eckquader wurden heller eingefärbt. Durch diese Massnahmen konnte der vorher fast öde wirkende Fassade ein etwas aufgelockertes Aussehen verliehen werden.


Bild-Nr.: 11009.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen Postkarte
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1912

1912 Pfarrkirche nach dem Umbau


Bild-Nr.: 11009.3
Bild: Historisches Museum Baden, Fotohaus Zipser, Q.12.1.1740, CC BY-SA 4.0
Text: Historisches Museum Baden, Fotohaus Zipser, Q.12.1.1740, CC BY-SA 4.0
Copyright: Historisches Museum Baden, Fotohaus Zipser, Q.12.1.1740, CC BY-SA 4.0

1912

1912 Pfarrkirche nach dem Umbau


Bild-Nr.: 11034.11
Bild: Stadtarchiv Baden_1912 q-12-1-1496
Text: Fotoarchiv Mellingen
Copyright: Stadtarchiv Baden_1912 q-12-1-1496

1912

1912 Pfarrkirche nach Restauration

Das Deckengemälde "Johannes tauft Jesus im Jordan" fehlt noch; dieses entstand 1919. Bei diesem Umbau wurde in neubarocker Manier ein tief herunterreichendes Tonnengewölbe eingezogen sowie die Wände des Kirchenschiffs und das Gewölbe mit Stuckaturen versehen.


Bild-Nr.: 11034.13
Bild: Stadtarchiv Baden_1912 q-12-1-1497
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Stadtarchiv Baden_1912 q-12-1-1497

1912

Um 1920 Fronleichnam

Auf weissen Kissen tragen Mädchen in Kommunionkleidern die Leidenszeichen Christi: Dornenkrone, Kelch und Kreuzesnägel


Bild-Nr.: 11032
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Otto Müller / Madlen Zimmermann
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1920

1924 Pfarrkirche - Weisser Sonntag

Einzug der Erstkommunikantenkinder in die Pfarrkirche.


Bild-Nr.: 11030
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1924

1926 Pfarrkirche, Kindergruppe mit Pfarrer Richard Bopp

Die mächtigen Bäume zur Kleinen Kirchgasse und zum Kirchplatz hin verdeckten zu einem grossen Teil den Blick auf das Kirchenschiff.


Bild-Nr.: 11020
Bild: Stadtarchiv Baden_1926 q-12-1-3236
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Stadtarchiv Baden_1926 q-12-1-3236

1926

1930 Hauptgasse: Fronleichnamsaltar

ca. 1930 Fronleichnamsaltar beim Haus Hauptgasse 5, Sattler Iten
Über die Fronleichnamsprozession s. Bild-Nr. 11034


Bild-Nr.: 11033
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1930

ca. 1930: Pfarrkirche - geschichtliche Daten der katholischen Pfarrei

Zeittafel zur Geschichte der katholischen Pfarrei Mellingen:

1045 Erste Nennung einer Kirche in Mellingen: Besitz des Stifts Schänis
1178 Dem Stift Schänis gehört in Mellingen die Kirche, ein Hof und die Schifflände
1247 Erste Nennung eines Pfarrers in Mellingen: Heinrich Hartlieb
1315 Erste Nennung der Ulrichskapelle
1380 ca. Stiftung der Frühmesserkaplanei durch die Familie Segesser
1415 Das Pfarrwahlrecht gelangt von den Habsburgern an die Stadt

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1444 Stiftung der Mittelmesser- oder Täuferkaplanei durch den Mellinger Bürger Rudolf Rinwin, Pfarrer von Hägglingen
1479 Stiftung der Liebfrauenkaplanei durch verschiedene Bürger von Mellingen
1489 Erste Nennung einer Orgel
1505 Stadtbrand: Kirche teilweise, Pfarrhaus und die drei Kaplaneien total zerstört und wieder aufgebaut
1529 Mellingen tritt zur Reformation über
1532 Mellingen wird gezwungen, zum kath. Glauben zurückzukehren
1555 Erste Nennung der Vorgängerin der Antoniuskapelle
1619 Beginn der Pfarrbücher
1625 Gründung der Rosenkranzbruderschaft
1629- 1637 Restaurierung der gotischen Kirche, neue Glocken, Schenkungen der Kabinettscheiben
1653 Translation der Hilaria-Reliquien
1675 Neubau der heutigen Pfarrkirche
1736 Neubau der Antoniuskapelle
1776 Neue Orgel
1779 Der Iberg wird Pfarrhof
1829 - 1830 Klassizistische Umgestaltung des Kircheninnern
1835 Abbruch der Ulrichkapelle
1850 Abbruch der Beinhauskapelle
1856 Bezug des Pfarrhauses am heutigen Platz
1865 Restauration der Antoniuskapelle
1868 Erste Sitzung der Kirchenpflege Mellingen und somit Trennung der Kirchgemeinde von der politischen Gemeinde
1896 Der Trostburgtwing (Gemeindegebiet rechts der Reuss) kommt von der Pfarrei Rohrdorf an die Pfarrei Mellingen
1907 Neue Orgel
1911 - 1912 Gründlicher Umbau der kath. Kirche
1923 Restaurierung der Antoniuskapelle
1930 Auflösung des Dekanats Mellingen
1957 Neubau des Pfarrhauses
1959 Neues Geläute
1959 - 1960 Renovation des Glockenturms
1961 Aussenrenovation des Kirchenschiffs
1970 - 1972 Restauration des Kircheninnern, neue Orgel
1973 Umgestaltung des Turmchors zur Taufkapelle
1974 Wiedererrichtung des Dekanats Mellingen
1981- 1983 Restauration der Antoniuskapelle
1984 Restauration des Glockenturms
1992 Wiederaufhebung des Dekanats Mellingen
1993 Neubau der Kaplanei mit Pfarreisekretariat und Archivraum
1993 Errichtung des Seelsorgeverbandes Mellingen-Tägerig-Wohlenschwil
1995 Feierlichkeiten "950 Jahre Kirchort Mellingen"
2002 Aussenrenovation des Turms und der Pfarrkirche /neue Umgebungsgestaltung

Baugeschichtliche Angaben s. Bild-Nr. 11000.1

Literaratur: Rainer Stöckli. 950 Jahre Kirche Mellingen. Mellingen 1995.


Bild-Nr.: 11009
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1930

1935 Primiz von Pater Camillus Meier

P. Camillus Meier war Mellinger Bürger und trat dem Kapuzinerorden bei.


Bild-Nr.: 11032.12
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1935

Primizfeier vermutlich von P. Camillus Meier 1935

Camillus Meier war Bürger von Mellingen und trat dem Kapuzinerorden bei.


Bild-Nr.: 11032.6
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1935

Primizfeier vermutlich von P. Camillus Meier 1935

Camillus Meier war Bürger von Mellingen und trat dem Kapuzinerorden bei.


Bild-Nr.: 11032.5
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1935

1940 Fronleichnamprozession

Die Prozession zieht dem ersten Altar beim Haus Kuhn und Huber (heute Garage Huber) an der Lenzburgerstrasse entgegen. Bemerkenswert ist, dass damals im Weltkrieg auch Soldaten mit geschultertem Gewehr mitmarschierten. Über die Fronleichnamsprozessionen s. Bild-Nr. 11034.


Bild-Nr.: 11033.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1940

Fronleichnamsprozession 1940

Fronleichnamsaltar (Routenplan Nr. 2) vor der ehemaligen Sattlerei und Tapeziererei Iten, später Otto und Renate Bättig, Teppiche und Bettwaren. 2017 Bättisa Bodenbelege.
Der Kirchenchor steht vor der ehemaligen Bäckerei Müller, später Jacqueline Schmid, Melliger- Egge, Geschenkartikel, 2017 Mia Moda.
Vor dem Beck Müller buk Bäcker Kleiner noch Brot im Holzofen. Am Sonntag verkaufte dieser auf der gedeckten Holzbrücke 5er-Stückli.
Nachfolger waren die Bäcker Hager und Müller (Reihenfolge unklar). Schliesslich folgte Bäckerei Schwegler.

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Fronleichnam ist das Fest der katholischen Kirche zur Verehrung der Eucharistie, am Donnerstag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten.
Über Jahrzehnte beging man in Mellingen bis zum Jahre 1958 mit Prozessionen das Fronleichnamsfest. Für die Andachten errichtete man
Altäre, bei den bäuerlichen Liegenschaften Kuhn und Huber (heute Garage Huber), bei der Sattlerei Iten (Hauptgasse 5), bei der
Spezerei- und Weinhandlung Riegger (Bruggerstrasse 42) und vor dem Primarschulhaus an der Bahnhofstrasse.

Heute erinnert noch ein Gang um die Kirche mit Himmel, Kreuz und Fahnen an die einstmals traditionsreichen Prozessionen.
Literatur: "Bilder einer aargauischen Kleinstadt", Mellinger Bildband S. 51




Bild-Nr.: 11034
Bild: Emil Iten
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1940

1940 Fronleichnamprozession in der Lenzburgerstrasse

Auf der andern Strassenseite der erste Altar der Prozession bei der Liegenschaft Kuhn und Huber (heute Garage Huber) an der Lenzburgerstrasse. Über die Fronleichnamsprozessionen s. Bild-Nr. 11034.


Bild-Nr.: 11033.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1940

1950 Pfarrkirche - Hauptportal

Die hier abgebildeten Türflügel und das darüber angebrachte hölzerne Bogenfeld sind Kopien. Die Originale konnten in einer Galerie in Lausanne ausfindig gemacht werden, wurden 1972 restauriert und wieder am Portal angebracht. Diese Kopien wurden vermutlich 1911 anlässlich der damaligen Kirchenrestauration geschaffen und die Originale in den Kunsthandel verkauft.
Die originalen Türflügel samt Bogenfeld sind sehr wahrscheinlich ein Werk des Mellinger Künstlers Johann Adam Widerkehr und wurden nach 1675 geschaffen. Weitere Angaben über das Portal und die originalen Türflügel s. Bild-Nr. 11007.1


Bild-Nr.: 11006.20
Bild: Fotoarchiv Mellingen Postkarte
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1950

Um 1950 Pfarrkirche - Innenraum im neubarockem Stil

1910/11 wurde das Kircheninnere in neubarockem Stil umgestaltet. Einschneidend war vor allem die stark gewölbte Decke des Kirchenschiffs. Diese sowie die Wände wurden mit relativ reichen Stuckaturen versehen. Die Decke über dem Kirchenschiff zierte ein mächtiges Gemälde -Taufe Christi durch Johannes im Jordan-, geschaffen 1918 von Georges Troxler. Der Chor blieb weitgehend unverändert, ebenfalls Kanzel und Altäre.
Anlässlich der Restauration 1970/72 wurden sämtliche neubarocken Elemente samt Deckengemälde entfernt und im Kirchenschiff wieder eine flache Decke eingezogen.


Bild-Nr.: 11032.11
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1950

1954 Pfarrkirche


Bild-Nr.: 11025
Bild: Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde SGV_Ernst Brunner
Text: Fotoarchiv Mellingen
Copyright: ©Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde SGV_Ernst Brunner

1954

Vor 1956 Pfarrkirche, katholisches Pfarrhaus und Rathaus

Das Pfarrhaus ist hier noch in den alten Ausmassen zu sehen. 1956 wurde dieses abgerissen und in kleineren Dimensionen wieder aufgebaut.
Rechts das Schild der "Handlung L. Reinacher", eines Spezereiladens, Grosse Kirchgasse 12.
Über das Rathaus s. Bild-Nr. 06009
Das vor der Kirche parkierte Auto weist auf die 1950er-Jahre hin.


Bild-Nr.: 06010.5
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1955

Vor 1956 Pfarrkirche und Rathaus

Das alte Pfarrhaus steht noch. Dieses wurde 1956 abgebrochen.


Bild-Nr.: 06085.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1956

1957 Umbau des Pfarrhauses


Bild-Nr.: 06015.5.2
Bild: Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde SGV
Text: Fotoarchiv-Mellingen
Copyright: © Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde SGV

22.04.1957

Nach 1959: Pfarrkirche: Sebastiansglocke

1959 erhielt die Pfarrkirche eine neues Geläute: Vom alten Geläute blieb lediglich die Sebastiansglocke erhalten. Sie hat ihren Standort zwischen Pfarrgarten und Turm. Am Hals trägt sie die lateinische Inschrift " A PESTE VINDICA TUOS S SEBASTIANE SUPPLICES ANNO DNI 1.6.4.1". Zu deutsch: "Heiliger Sebastian, wir bitten Dich, bewahre die Deinen vor der Pest, [gegossen] im Jahre des Herrn 1641". Vermutlich wurde diese Glocke im Angedenken an das letzte grosse Pestjahr 1629, als beinahe die halbe Bevölkerung verstarb, gegossen.
Auf dem Glockenmantel erblickt man das Abbild des Hl. Sebastian und im das vom Reichsadler überragte Doppelwappen der Stadt.

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Gegenüber der Sebastiansglocke sind an der Turmwand zwei Glockenklöppel des alten Geläutes montiert.




Bild-Nr.: 11064
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Otto Müller / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1959

Hauptportal der Stadtkirche, vor der Restauration von 1970/72

Hier sehen wir die Kopien der hölzernen Türflügel, welche von 1911 bis 1970 das Portal zierten. Bei der Kopie war die Türfalle am rechten Flügel, beim Original am linken Flügel angebracht.


Bild-Nr.: 11007.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Madlen Zimmermann
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1970

vor 1970 Pfarrkirche Hauptportal

Bei den hölzernen Türflügeln handelt es sich um eine Kopie.

Für das Weitere s. Bild-Nr. 11006.20


Bild-Nr.: 11007
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1970

1970 Chor und vorderes Kirchenschiff vor der Restauration 1970/72

Noch überspannt das Kirchenschiff das weit herunter reichende neubarocke Gewölbe.


Bild-Nr.: 11034.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1970

Vor 1970 Pfarrkirche: Empore vor der Restauration 1970/72

Auf diesem Foto ist das tief hinunterreichende neubarocke Gewölbe des Kirchenschiffs besonders augenfällig. Die Orgelpfeifen werden von der Decke fast "erdrückt". Die massive Brüstung der Empore trennt diese unvorteilhaft vom übrigen Kirchenraum ab.


Bild-Nr.: 11034.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1970

Vor 1970 Pfarrkirche - Einstiges Deckengemälde

Das einstiges Deckengemälde „Taufe Christi durch Johannes den Täufer“ auf dem Gewölbe des Kirchenschiffs.

Das frühbarocke Innere der Pfarrkirche von 1675 erfuhr in den Jahren
1829/30 eine durchgreifende klassizistische Umgestaltung.
Keine hundert Jahre später, in den Jahren 1911/12 wurde das Interieur in neubarockem Stil umgestaltet.

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Die Decke des Schiffes wurde stark eingewölbt und 1918 mit einem monumentalen Gemälde von Georges Troxler (1867-1941) aus Luzern bereichert. Es stellte den Mellinger Kirchenpatron Johannes den Täufer dar, der Jesus im Jordan tauft.
Anlässlich der Kirchenrestauration in den Jahren 1970-72 wurde das Schiff im klassizistischen Stil von 1829/30 umgebaut. Das von den Gläubigen tief verehrte Deckengemälde wurde entfernt und das Gewölbe durch eine schlicht gestaltete flache Gipsdecke ersetzt.


Bild-Nr.: 11003
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1970

Vor 1970 Pfarrkirche - linker Seitenaltar

Der Altar vor der Restauration 1970/72
Mariä Verkündigung, Gemälde von Melchior Paul von Deschwanden (1811-1881), anlässlich der Restauration der Stadtkirche ersetzt durch ein Gemälde im Stil der Renaissance aus der Zeit um 1600/20 zum Thema Mariä Vermählung. Im Kunsthandel aufgekauft. Auch die Kreuzwegstation links des Altars aus der Zeit 1910/11 wurde damals entfernt und durch eine solche aus der Zeit um 1800/20 ersetzt.


Bild-Nr.: 11034.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1970

1970 Chor und vorderes Kirchenschiff vor der Restauration 1970-72


Bild-Nr.: 11034.1.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text:
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1970

1972 Pfarrkirche nach der Restauration

Von 1970-1972 wurde die Pfarrkirche restauriert.
Links das Rathaus, Grosse Kirchgasse 23, und daneben - teils sichtbar - das Pfarrhaus, Grosse Kirchgasse 25. 1972: Neubau der Umfassungsmauer.
Die 1977 am Rathaus angebrachte schmiedeeiserne Strassenlampe fehlt noch.


Bild-Nr.: 06013.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1972

1974 Pfarrkirche nach der Renovation 1970-72

Ausser dem bereits 1961 angebrachten hellen Anstrich blieb auch 1972 die Aussenansicht seit der letztmaligen Restauration 1910/11 mit wenigen Ausnahmen unverändert. Anstelle der damals angebrachten Kopien der Türflügel konnten die im Kunsthandel ausfindig gemachten Originalteile zurückgekauft und nach umfassender Restauration am ursprünglichen Ort wieder eingesetzt werden. Auch die Umfassungsmauer wurde neu gestaltet. Anstelle der umgekippten alten Grabplatten schuf man eine niedrige Einfassung aus Beton.

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Die wertvollen Grabplatten, die teils bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreichen, montierte man nachträglich an der Stadtmauer zwischen Iberg und Kirche (s. Bild-Nrn. 11051 und 11051.1) und im Turmchor des Kirchturms. Die Grabplatte für den Mellinger Bildhauer Johann Adam Widerkehr ziert das Innere des Friedhofgebäudes. Diese Epitaphien stammen vom rund um die Kirche angelegten Friedhof. 1736 verlegte man diesen zur Antoniuskapelle an der Lenzburgerstrasse. Einflussreiche Bürger wurden jedoch bis 1811 auf dem Friedhof in der Altstadt beigesetzt.


Bild-Nr.: 11068
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1972

1974 Pfarrkirche: Chor und vorderes Kirchenschiff nach der Restauration von 1970/72

Veränderungen am Kirchenschiff:
Besonders einschneidend war, dass das neubarocke Gewölbe mit dem Gemälde von Georges Troxler von 1918 entfernt und durch eine Flachdecke ersetzt wurde. Auch die 1911 angebrachten Stuckaturen an den Wänden des Kirchenschiffs entfernte man. Die Kirchenfenster wurden neu verglast, die Kabinettscheiben weiter nach oben versetzt, die Schranke zwischen Chor und Schiff entfernt und die Gänge mit einem neuen Steinboden versehen. Das Kirchenschiff erhielt neue Bänke. Grosse Veränderungen ergaben sich bei den Gemälden der Nebenaltäre:

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Grosse Veränderungen ergaben sich bei den Gemälden der Nebenaltäre:
- linker Nebenaltar: vormals Mariae Verkündigung von Melchior Paul von Deschwanden (s. Bild-Nr. 11034.3), danach Mariae Vermählung, im Stile der Renaissance aus der Zeit um 1600/20, 1972 im Kunsthandel erworben.
- rechter Nebenaltar: vormals Kreuzigungsbild von Kaspar Moos, heute auf dem Hauptaltar, danach: Maria mit Petrus und Paulus, gleiche Qualität und Erwerbsjahr wie beim Bild am linken Seitenaltar.
Die auf Putz gemalten Stationenbilder von Josef Fischer (1853-1928) von 1912 wurden durch Ölgemälde aus der Zeit um 1800 nach spätbarocker Vorlage ersetzt, aus dem Kunsthandel erworben.
Auch die neue Beleuchtung mit festlichen Glaskristallleuchtern verleiht dem sonst eher verhalten wirkenden Raum eine festliche Note.



Bild-Nr.: 11071
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1972

1974 Pfarrkirche - Blick ins Kirchenschiff und auf die Empore

Situation nach der umfassenden Restauration von 1970/72, als die gewölbte, tief herunter reichende Decke mit dem mächtigen Gemälde von Georges Troxler entfernt wurde. Auch die Stuckelemente an den Wänden und die relativ grossflächigen Stationenbilder von Josef Fischer fanden keine Gnade mehr – übrigens alles Bau- und Kunstelemente aus der Restaurationsphase von 1910/11. So wirkt das Kirchenschiff seither mit der nur mehr sparsam stuckierten Flachdecke und weitgehend schmucklosen Wänden zwar lichterfüllt, aber trotzdem kühl.

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Einzige belebende Elemente sind die allerdings kleinflächigen Kreuzwegstationen aus der Zeit um 1800/1820 und die klassizistische Kanzel von 1830. Wohltuend wirkt der filigrane in klassizistischem Stil nachgebildete Orgelprospekt als Kontrapunkt zu den Altären. Die neue Orgel selbst ist ein Werk der Firma Metzler in Dietikon.
Im Gegensatz zur fruher mauerförmigen Abschrankung der Empore lässt jetzt das durchbrochene Geländer den Kirchenraum lichter erscheinen.


Bild-Nr.: 11072.1
Bild: Thomas Hartmann 1974, Fotosammlung Aarg. DenkmalpflegeM 3511
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1974

1974 Pfarrkirche: Chor nach der umfassenden Restauration von 1970 – 72

Wichtigste Änderungen nach der Restauration:
- Hauptblatt am Hochaltar: Qualitätsvolles Gemälde mit der Kreuzigung Christi, von Kaspar Moos Zug, 1831. Dieses Gemälde zierte vorher den rechten Seitenaltar – vor der Restauration: Mariä Himmelfahrt, Gemälde von Melchior Paul von Deschwanden.
- Oberblatt am Hochaltar: Johannes Täufer als sitzender Jüngling, frühes 19. Jahrhundert, 1971 aus dem Kunsthandel angekauft – vorher Herz Jesu, Gemälde.

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- Figur links auf dem Hochaltar: Plastik von Johannes dem Täufer, dem Kirchenpatron, ein Werk von Johann Adam Widerkehr, farbig gefasst, 1677 – vorher: gleiche Figur, aber weiss gefasst.
- Figur rechts auf dem Hochaltar: Plastik von Johannes dem Evangelist, Kirchenpatron im Mittelalter, ein Werk von Johann Adam Widerkehr, farbig gefasst, 1677 – vorher: gleiche Figur, aber weiss gefasst.
- Tabernakel: stark umgestaltet: über dem Hostiengehäuse relativ grosser, oben reichverzierter Überbau mit Nische für ein Kruzifix, rechts und links analog zum Altaraufsatz vier korinthische Säulen – vorher: ähnlicher Überbau über dem Hostiengehäuse. Rund um die Nische mit Kruzifix weisse und blaue Weintrauben aus Murano-Glas, die von Innen beleuchtet werden konnten, ein Geschenk von Pfarrer Richard Bopp.
- Kredenztischchen links des Hochaltars: Statue des Heiligen Benedikt, bis 1972 in der Antonius Kapelle, Anfang 17. Jahrhundert – vorher Statue eines Heiligen (Pfarrer von Ars?)
- Kredenztischchen rechts des Hochaltars: Statue des Heiligen Nepomuk, Anfang 18. Jahrhundert, bis 1972 in der Antoniuskapelle – vorher: Statue einer Heiligen (Theresia von Lisieux?)
- Zelebrationaltar: Steinmetzarbeit von Othmar Ernst, 1972, Kopie nach dem Abendmalstisch in der Stadtkirche Lenzburg – vorher: einfache, schmucklose Holzkonstruktion.


Bild-Nr.: 11072
Bild: Thomas Hartmann, Aarg. Denkmalpflege, M 3512
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1974

1992 Pfarrkirche: Hauptportal

Teilansicht der reich skulptierten Flügeltüre im Bereich der Türfalle: In der Mitte oben eine der diabolischen Masken, wie sie sich mehrfach im Hauptportal finden.

Ausführliche Angaben s. Bild-Nr. 11007.1


Bild-Nr.: 11008
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1992

1992 Pfarrkirche Hauptportal

Das Schmuckstück der gassenseitigen Front bildet das reich skulptierte Hautportal. Das steinerne Türgericht besteht aus einem pfeilergestützten Rundbogen mit maskenbesetztem Schlussstein. Links und rechts des Bogens zwei Engelsköpfe und das Baudatum 16 – 75. Über zwei Wandpfeilern erhebt sich ein Dreieckgiebel. Im Giebelfeld prangt das Doppelwappen der Stadt unter dem gekrönten Reichsadler (Original im Ortsmuseum). Die hölzernen Türflügel und das darüber angebrachte Bogenfeld sowie das steinerne Türgericht sind vermutlich Werke des Mellinger Bildhauers Johann Adam Widerkehr.

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Im Bogenfeld finden sich analog zum Türgericht zwei Engelsköpfe. In den Türflügeln fallen grimmige Fratzen, die an den Teufel erinnern könnten, auf, eventuell sinnreich für eine Kirchenpforte: Symbole von Gut und Böse. Der Kunsthistoriker Peter Hoegger urteilt über diese Schnitzarbeiten: „Die vortreffliche, nach erstrangigen Vorlagen geschaffene Holztüre darf sich mit den besten Ornamentsstücken des Knorpel- und Ohrmuschelstils in der Schweiz messen.“

Vermutlich seit 1911 ersetzte man die Holztüre durch eine Kopie und verkaufte das Original in den Kunsthandel. In Zusammenhang mit der Kirchenrestauration 1970/72 konnte das Original in einer Galerie in Lausanne ausfindig gemacht, restauriert und wieder am originalen Standort eingesetzt werden.

Hoegger Peter. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band VI. Der Bezirk Baden I. Basel 1976, S. 403.


Bild-Nr.: 11007.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Peter Hoegger / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1992

1995 Prozession an Fronleichnam

Nach einem Gottesdienst beim Altersheim ziehen die Gläubigen mit Himmel, Kreuz und Fahnen in einer kurzen Prozession am Iberg vorbei durch die Kleine Kirchgasse in die Pfarrkirche.



Bild-Nr.: 11035
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1995

950 Jahre Kirchort Mellingen, Jaques Keller Pfarrer

Die Anfänge
1045 wurde Mellingens Kirche zusammen mit anderen Kirchen und Gütern in einer kaiserlichen Urkunde über die Besitze des Stiftes Schänis erstmals genannt. Diese Nennung weist aber nicht auf das Baujahr hin. Die Kirche hatte schon bestanden. Archäologische Untersuchungen fehlen. Erst nach der Gründung der Stadt, 1247, ist ein Pfarrer erwähnt: Hartlieb von Wile, ihm folgten 64 weitere. Ihre durchschnittliche Anwesenheit von 11 ½ Jahren ist beachtlich. Die damalige Kirche war dem Evangelisten Johannes geweiht (ältestes Stadtsiegel von 1265). Der Wandel zum Doppelpatrozinium und schliesslich zu Johannes d. T. ist nicht genau datierbar.

Vor der Reformation
Die Kirche nahm über sechs Jahrhunderte eine hervorragende Stelle im Leben der Bürgerschaft und ihres Rates ein. Selbst mit ihrem Bau trug sie zur Befestigung des Städtchens bei. Für die Armen und Kranken sorgte sie mit Spital und Siechenhaus, der Jugend gab sie schon ab Ende 14. Jahrhundert erste Ausbildung. Gottesdienste und Bittgänge waren für die Bürger durch den Rat verordnet. Mellingen gehörte zum Bistum Konstanz und war dem Dekanat Mellingen-Brugg zugeordnet. Wollte ein Geistlicher Mellingens Pfarreipfrund besetzen, wählte ihn vermutlich die Gesamtgemeinde, nach der Reformation nur noch der Kleine und Grosse Rat der Stadt. Anschliessend hatte sich der Bewerber dem Landvogt in Baden zu präsentieren. Dieser stellte ihn der Kurie in Konstanz vor, damit er als neuer Pfrundinhaber vom Bischof eingesetzt würde.

Die Reformation und die Folgezeit
Mellingen, geschlossen nach allen Seiten, blieb doch eine offene Stadt. Über die Reuss zum Rhein, auf der Strasse kürzeste Verbindung von Zürich nach Bern, damit ein kleines Städtchen auf dem Weg von den Schwaben zu den Welschen. Da blieben auch manch neue Gedanken, Gerüchte und Kampfschriften zwischen Badener und Lenzburger Tor liegen, auch neue Glaubensideen eines Luthers, Zwinglis und anderer. Der Reformationsgedanke fiel in Mellingen auf fruchtbaren Boden. Drei Gründe mögen die Entscheidung gefördert haben: der sittliche Zerfall, der auch bei den Geistlichen nicht schadlos vorüberging, ihre oft dürftige Ausbildung (Ausnahmen gab es zu jener Zeit) und schliesslich Mellingens opportunistisches Denken, in einem Verbund mit Zürich und Bern besserer Zukunft als mit den V Alten Orten der Innerschweiz entgegenzugehen. Am 27. März 1529 wurde durch die Gemeindeversammlung die Einführung der Reformation beschlossen. Messen wurden abgeschafft, Bilder verbrannt und Altäre entfernt. Einzig die Frühmesserkaplanei der Segesser blieb erhalten. Drei Jahre später, nach dem Kappeler-Krieg, forderten die V Alten Orte die Rekatholisierung, entsprechend der Augsburger Gesetze Cuius Regio - Eius Religio - wessen das Land, dessen die Religion. Ende Oktober 1532 wurde die Kirche neu konsekriert. Es folgten noch Jahrzehnte mancher Empfindlichkeiten, Reaktionen und Anfeindungen von hüben und drüben. Doch allmählich schlossen sich die Wunden und kirchliches Leben blühte wieder auf. In Mellingens Geschichte erscheint Muris bedeutendster Abt, Johann Jodok Singisen; die Rosenkranzbruderschaft wurde gegründet; von der Renovation der Kirche und von neuen Glocken wird berichtet. Da brach 1629 die Pest aus, 186 Tote, die Hälfte der Stadtbevölkerung: aus allen Schichten - auch Schultheiss, Pfarrer, Kaplan und Lehrer. Und dennoch, das Leben ging weiter. Gerade in dieser schweren Zeit wurde die Johanneskirche mit manchen Schnitz- und Goldarbeiten auswärtiger und einheimischer Künstler bereichert. Dazu gehören auch die prächtigen Kabinettscheiben in der Kirche, gestiftet von verschiedenen Ständen und Klöstern.

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Vom Barock zur Neuordnung
Das 17. und 18. Jh. sind geprägt von barocker Lebensfreude, emsiger Bautätigkeit und illustren Persönlichkeiten. Der feierlichen Translation der römischen Hilaria Reliquie 1653 folgte 22 Jahre später der Neubau der Stadtkirche. In nur 54 Tagen stand der Rohbau des um 90 Grad gedrehten Gotteshauses da. Die Bürger konnten nun vom Platz her eintreten; auch sollte die Fassade mit der schönen Pforte von Mellingens Kunstsinn Zeugnis geben. Zeichen der Versöhnung und guter Nachbarschaft zu Mellingen sind bei diesem Bau die vielen Schenkungen, auch aus reformierten Orten. Diesem Neubau folgte 1736 die Antoniuskapelle. Barockes Leben, Bild- und Prozessionsfreudigkeit, mit Prachtentfaltung und Donnerpredigten erfüllten das Städtchen - doch immer seiner Grösse und Mitteln angepasst. Es war eine Zeit kirchlicher Berufe und Würdenträger, gefördert von Rat und Bürgerschaft: Edmund Schnyder (1606-1677) Abt in St. Urban; ebenda Abt Augustin Müller (1712-1168); Ulrich Meyer (1647-1694), Abt in Wettingen.
Im Übergang zur Neuordnung steht die hochgeachtete Priorin von Gnadenthal, Maria Bernarda Hümbelin (1755-1847).

19. und 20. Jahrhundert
Sie sind geprägt vom Umsturz politischer, sozialer und kirchlichen Strukturen. Ablösung der «Freien Herrschaft Baden» vom «Canton de Baden» bis zur Staatswerdung des Aargaus. Mellingens Pfarrei mittendrin. 1827 erlosch das Bistum Konstanz, Mellingen wurde dem Bistum Basel integriert. Der Gleichheitsgedanke der Französischen Revolution wich zunehmend einer neuen Oberschicht, auch in Mellingen, seinem Rat und besonders spürbar in der Regierung des neuen Kantons. Ein schwieriger Weg bis zur Bundesverfassung von 1848. Davor die bewusste Provokation der Katholiken mit den 14 Artikeln von 1834 (u. a. Bistum, Priesterseminar und Klöster betreffend). In Mellingen fand 1840 zu deren Beseitigung eine Volksversammlung der Katholiken statt. Die 1841 von radikal-liberaler Seite (Augustin Keller) erfolgte Klosteraufhebung musste auch Mellingen, seinen benachbarten Klöstern verbunden, als schwere Verletzung empfinden. Bis anhin war in Mellingen die Verwaltung von Kirche und Staat gemeinsam. Auf wiederholtes Drängen der Regierung, fand 1868 (Heiligabend) die erste Mellinger Kirchenpflegesitzung statt. Diese Trennung nach vielen gemeinsamen Jahrhunderten scheint beiderseits schwer gefallen zu sein. Doch die Zeit war reif, aus dem verträumten Kleinstadtleben zu erwachen. An die Stelle des Handwerks und der Heimarbeit trat Fabrikarbeit, anstelle Handarbeit nun Maschinen; damit auch Ausweitung des Wohngebietes, des Arbeitsortes; neue Probleme - Arbeitersorgen. Neue Seelsorgeaufgaben. Dazu vergrösserte sich die Pfarrei mit Mellingen-Dorf, das bis anhin zur Pfarrei Rohrdorf gehörte.
Und wieder neue Wogen bedrängten die Kirche im Kulturkampf 1872 (I. Vaticanum-Unfehlbarkeitsdogma). Bischof Lachat wurde Firm- und Visitationstätigkeit in den Bistumskantonen, ausser Luzern, entzogen. Von 1865-1886 fanden in Mellingen keine Firmungen statt, anstelle dessen gab es sogenannte «Firmzüge» zu Lachat ins Luzerner Exil. In dieser Zeit wurden hier Standesvereine und Jugendvereine gegründet, zur Bestärkung des Glaubens und Abwehr antikirchlicher Strömungen. Unser Gotteshaus erfuhr in diesen beiden Jahrhunderten etliche Renovationen, Veränderungen und Rückveränderungen - auch das Stilempfinden war kurzlebig geworden. Die Katholiken lernten allmählich mit evangelisch-reformierten Christen und andern Gläubigen zu leben. Zwei Weltkriege am Rand der Heimat brachten Neubesinnung, Mässigung und Offenheit im politischen und parteilichen Gezänk. Besonders nach dem II. Vaticanum, das mit seiner Liturgiereform den Kirchenraum vorteilhaft schonte, begann oekumenisches Denken und bei vielen Christen eine tief verwurzelte Sehnsucht nach innerer Heimat und gelebtem Glauben.

Möge die Johanneskirche von Mellingen auch in alle Zukunft die Menschen Gottes Nähe erfahren und uns in seinem Namen dem Nächsten begegnen lassen.

Jaques Keller


Bild-Nr.: 11810
Bild: Mellinger Städtlichronik 1995, Bild 1995
Text: Mellinger Städtlichronik 1995, Jaques Keller
Copyright: Mellinger Städtlichronik 1995

1995

Mellingen und der Heilige Jakobus

Das Jahr 1999 ist ein Jakobusjahr, jeweils so genannt, wenn das Fest des Apostels Jakobus d. Ae (25. Juli) auf einen Sonntag fällt. Dieses Jakobusjahr findet seinen liturgischen Höhepunkt verständlicherweise am Grab des Heiligen in Santiago de Compostela, aber auch an zahlreichen Orten der uralten Pilgerstrecken quer durch Europa.

Ein Stück dieses Weges führt von Kaiserstuhl über Baden und Mellingen nach Lenzburg und trifft bei Burgdorf mit dem Hauptweg von Konstanz über Einsiedeln zusammen.

Es waren durchaus Wege, wie sie auch von Kaufleuten, Viehtreibern, Marktgängern, Studenten und Handwerksgesellen benutzt wurden. So boten diese Wege einige Sicherheit und gleichzeitig Rastorte für Leib und Seele. Kapellen, Klöster und Kirchen, Bildstöcke und Kreuze, aber auch manche Gasthausnamen erinnern daran.

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Warum diese grosse Wallfahrt?
Den Pilgernden wurde anempfohlen, auf ihrer Reise zum «Ende der Welt», dem Kap Finisterre, die am Wege liegenden Heiligtümer aufzusuchen, um sich Schutz und Schirm zu sichern. Die einen Wallfahrer trieb die materielle Not von Zuhause weg. Andere suchten ihr Seelenheil auf dem Weg. Pilgerfahrt konnte auch Flucht vor Krieg, Pest, vor Gläubigern oder Strafverfolgung sein. Oft war sie auch Sühne oder Strafe - Dank und Bitte.

Drei Kostbarkeiten in Mellingen
Was erinnert uns in der Pfarrei St. Johannes an die Pilger zum Jakobsgrab und an den Heiligen? Es sind drei Kostbarkeiten: Ein Buch, zwei Glasbilder in der Kirche und ein kleiner Löffel.

-Im Pfarreiarchiv wird ein Jakobsbruderschaftsrodel aufbewahrt. Er enthält die Namen vieler hundert Wohltäter und ebenso vieler, die in diese Bruderschaft aufgenommen zu werden wünschten.
Diese Bruderschaft hatte wohl zwei Ziele, die Verehrung des Heiligen und Unterstützung der Pilger und der heiligen Stätten auf dem Weg und in Santiago. Erste Eintragung stammt aus dem Jahr 1618, letzte um 1620. Die Mitglieder stammen aus ganz Europa, aus den Niederlanden, Belgien, Hessen, Oberrhein, aber auch aus Mellingen, Göslikon, Bremgarten und weiterer näherer Nachbarschaft. Der Stich auf den Innenseiten des Lederdeckels zeigt den Heiligen und Ereignisse auf dem Pilgerweg. Ein Rätsel allerdings, wie dieser Bruderschaftsrodel in Mellingen blieb.

Auf zwei Glasbildern in der Stadtkirche Mellingen findet der Betrachter den Hl. Jakobus dargestellt und zwar auf den gestifteten Bildern des Deutschordenskomturs vom Stein (1630) > siehe Bild Nr. 11085 und des Beat Jakob Segesser von Brunegg (1631) >siehe Bild Nr.11084, jeweils in dem üblichen Pilgergewand.

1677 schuf Goldschmied Ferdinand Schlee von Beromünster ein Rauchfass und Schiffchen für unsere Pfarrkirche, dazu ein Silberlöffelchen, um die Weihrauchkörner zu schöpfen. Das Löffelchen ist am Ende mit der Jakobusfigur verziert; der Heilige stellt sich mit Pilgerhut, Muschel und Pilgerstab dar.


Bild-Nr.: 11815
Bild: Mellinger Städtlichronik 1999
Text: Mellinger Städtlichronik 1999/Jaques Keller, Pfarrer in Mellingen
Copyright: Mellinger Städtlichronik 1999

1999

Vor 2000 Pfarrkirche

Zur Datierung: Der Iberghof, der 2000 restauriert wurde, steht noch im alten "Gewande" da.


Bild-Nr.: 11072.20
Bild: foto süssli
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 2000

Renovation des Kirchturms mit Botschaft

Es war schon immer die Aufgabe des Kirchturms, Nachrichten auszusenden. Glocken läuten in festlichen, aber auch in traurigen Stunden. Die besondere Situation der Renovation wollten die 2. Bezler von Zeichnungslehrerin Bettina Wachter nicht einfach verstreichen lassen und bemalten zusammen mit Katechet Emil Inauen und "Eingerüster" Paul Disler die Verkleidung des Kirchturms. Ziel war es, Visionen und Anliegen der Jugendlichen auf den Turm zu bringen. ZUSAMMENHALT.
Verschiedene menschliche Silhouetten veranschaulichen diese Vision: Ein Zusammen zwischen Jung und Alt, einheimisch und fremd, gesund und krank. Dagegen soll der Gewalt, der Intoleranz und dem Alleinsein Einhalt geboten werden.
Übrigens: Jugendliche aus verschiedensten Religionen haben begeistert mitgemalt. Mit ihrem engagierten Mitmachen sind sie das beste Beispiel, wie die verschiedenen Religionen eigentlich friedlich miteinander auskommen und einander aushelfen könnten.


Bild-Nr.: 11821
Bild: Mellinger Städtlichronik 2002/Kirchenalltag
Text: Mellinger Städtlchronik 2002/Kirchenalltag
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2002/Kirchenalltag

2002

Mellinger Stadtpfarrkirche St. Johannes erstrahlt in neuem Glanz

Nach einer Totalrestauration im Jahre 1972 und einer Teilsanierung 1984 wurde in diesem Jahr die 1675/76 erbaute Mellinger Stadtpfarrkirche St. Johannes einer umfassenden Aussenrenovation unterzogen. Dafür sprach die Kirchgemeindeversammlung vom 22.November 2000 einen Kredit von 480 000 Franken. Unter fachkundiger Leitung und Begleitung von Kirchenpfleger Fritz Lehmann konnte die Arbeiten rechtzeitig vor dem Patrozinium abgeschlossen
werden.

Verschiedene Umwelteinflüsse haben dazu geführt, dass die Fassade stark verschmutzt war. Der Anstrich wurde unter Hochdruck mit bis zu 110 bar abgedampft. Das anschliessend zur Anwendung gelangende spezielle Trockeneisverfahren garantiert eine schonende Reinigung der Muschelkalk- und Granitsteine. Die neu aufgetragene Farbe ist eine klassische Mineralfarbe auf organischer Basis. Sie zeichnet sich durch eine hohe Atmungsfähigkeit aus und ist selbstreinigend. Die Oberfläche ist leicht «schaumig» und wird bei Regen gewaschen. In Birmenstorf hat man damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Kirche und Turm mussten für die Renovationsarbeiten vollständig eingerüstet werden.
Die Bezirksschulklasse 2c hat im Unterricht «Bildnerisches Gestalten» die Schutz-Netze des Kirchturms bemalt. Während der Renovationsarbeiten leuchteten die Botschaften der Jugendlichen vom Turm und fanden rege Beachtung.

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Einen grossen Teil der veranschlagten Renovationskosten verschlingt die Dachsanierung. Die Ziegel waren in einem schlechten Zustand und mussten ersetzt werden. Kirche und Turm sind mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt worden. Wegen Farbdifferenzen infolge eines Produktionsfehlers musste ein grosser Teil der Ziegel nochmals ausgetauscht werden. Das neu eingezogene Unterdach verhindert fortan eine Verschmutzung des Kirchenestrichs. Erneuert wurde auch der Taubenschutz am Kirchturm.

Von der ursprünglich geplanten Idee der Restauration des Dachreiters über der Chorfassade musste aufgrund des schlechten Zustandes der Holzbalken Abstand genommen werden. Eine Restauration war nicht mehr zu verantworten. So entschied man, den Dachreiter originalgetreu nachzubauen, was zusätzliche, nicht voraussehbare Kosten verursachte. Der neue Dachreiter wurde in einer
spektakulären Aktion mit einem Pneukran auf das Dach der Kirche gehievt. Danach kam die Ehre den Kindern der 2.Primarschulklasse von Pius Jeck zu. Sie durften das Glöcklein mit einem Seilzug hochziehen, bis es von den Zimmerleuten der Mellinger Firma Wendel in Empfang genommen und
im neu erstellten Dachreiter befestigt werden konnte.

Einer Renovation wurde auch die Uhr im Fassadengiebel des Schiffs unterzogen. Die Farbe unter den goldfarbenen Ziffern ist nun neu in blau gehalten. Sie war früher weiss übermalt, wie die Denkmalpflege feststellte.



In der zweiten Jahreshälfte wurde mit den Arbeiten zur Platzgestaltung zwischen Kirche und Iberg begonnen. Da die politische Gemeinde den Kredit für eine Neugestaltung des Kirchplatzes (beim Rathaus) in einer Referendumsabstimmung verwarf, wurde der Anteil der Kirchgemeinde
hinfällig. Im November 2007 stimmte die Kirchgemeindeversammlung einer Platzgestaltung zwischen Kirche und Iberg zu. Dazu wurde der im Jahr 2000 gesprochene Kredit umgenutzt. So bleibt zu hoffen, dass der neue Platz zu mancher neuen hoffnungsvollen Begegnung führen wird.


Bild-Nr.: 11820
Bild: Mellinger Städtlichronik 2002
Text: Mellinger Städtlichronik 2002/Benedikt Nüssli
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2002

ca. 20.06.2002

Verjüngungskur für den Dachreiter der Kirche

Etwas ausserhalb von Mellingen bietet sich den vorbei fahrenden ein seltsames Bild. Auf dem Gelände der Holzbaufirma Wendel GmbH steht ein zwiebelförmiger Kirchturm.

Seit einigen Monaten schon wird die Fassade der im Jahr 1675 fertig gestellten Stadtkirche St. Johannes im Städtchen Mellingen gründlich renoviert. Vom Zahn der Zeit nicht verschont geblieben ist auch der sechseckige, etwa acht Meter hohe Dachreiter in Zwiebelform.
Im März wurde er mittels eines Pneukrans vom Dach der Stadtkirche gehievt. Nun steht er an der Stetterstrasse auf dem Areal der Holzbaufirma Wendel. Anfangs hatte Markus Sigrist von der kantonalen Denkmalpflege noch gehofft, dass hauptsächlich die von Fäulnisschäden betroffenen tragenden Eichenpfosten ausgewechselt werden müssten. Doch nach genauerer Überprüfung durch den Zimmermeister Markus Wendel zeigte sich, dass der ganze Dachreiter massive Schäden aufweist und sich eine Renovation nicht mehr lohnt. Deshalb entschied man sich für eine Neukonstruktion.

Fäulnisschäden und Holzwurmbefall

Nicht nur die Witterung hat den Holzteilen arg zugesetzt. Auch der Holzwurm und andere Insekten haben massive Schäden angerichtet, wie sich nach dem Entfernen der Messingverkleidung zeigte. Es stellte sich auch heraus, dass die bei der Renovation von 1924 ausgewechselte Bretterverschalung etwas dünn gewählt worden war. Damals waren zudem weitere vereinfachende Veränderungen vorgenommen worden, die die ganze Konstruktion schwächten. Markus Wendel, der über viel Erfahrung in der Sanierung von historischer Bausubstanz verfügt, hat am alten Dachreiter Mass genommen und zum Teil Detailpläne im Massstab 1:20 angefertigt. Inzwischen ist er zusammen mit seinen vier Mitarbeitern - alles gelernte Fachleute - dran, den Zwiebelturm zu rekonstruieren.

Rekonstruktion aus Fichten- und Eichenholz

Die aus Fichten- und Eichenholz bestehende Neuanfertigung soll dem mindestens 200 Jahre alten Original entsprechen. Das heisst, dass der Helm um insgesamt etwa 30 Zentimeter breiter und die bei der letzten Renovation etwas eckig geratene Form harmonischer wird. Auch die Spitze wird um 60 bis 70 Zentimeter gestreckt. Da keine alten Pläne vorhanden sind, hält man sich bei dieser Korrektur an Vergleichsobjekte und Bilder. Statt mit Holzschindeln, wie ursprünglich, soll der untere Teil mit wetterbeständigen Kupferschindeln eingekleidet werden.

400 Mannstunden

Für die Rekonstruktion des gesamten Dachreiters rechnet der erfahrene Mellinger Zimmermeister mit einem Arbeitsaufwand von rund
400 Mannstunden. Ende Mai soll das Schmuckstück das Dach der Mellinger Stadtkirche zieren. Laut Fritz Lehmann, Kirchenpfleger und äusserst gewiefter Koordinator der Renovationsarbeiten, sollen die rund 480 000 Franken teuren Sanierungsarbeiten bis zum Kirchenpatrozinium vom 8. und 9. Juni vollständig abgeschlossen sein. Die Umgebungsarbeiten folgen im Sommer.

Quelle: Heinz Fröhlich


Bild-Nr.: 11800
Bild: Heinz Fröhlich
Text: Heinz Fröhlich, Aargauer Woche 16. Mai 2002
Copyright: Heinz Fröhlich, Aargauer Woche 16. Mai 2002

21.06.2002

Glocke des Dachreiters

Allerhand Überraschungen

Bei der Demontage des Dachreiters kam auch eine Glocke zum Vorschein, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr geläutet wurde. Fritz Lehmann, Mitglied der Kirchenpflege, vermutet, dass sie in den Siebzigerjahren bei der Innenrenovation der Kirche stillgelegt und das Läuteseil gekappt wurde. Die Kirchenpflege hat nun beschlossen, die Glocke zu reaktivieren und künftig bei besonderen Gelegenheiten, möglicherweise bei Taufen wieder einzusetzen. Sie trägt die Jahrzahl 1797 und wurde Jakob Brandenberg in Zug gegossen.

Text: Heinz Fröhlich, Aargauer Woche 16.Mai 2002 (überarbeitet von Rainer Stöckli)

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Es dürfte sich um eine Marienglocke handeln. Man sieht auf der einen Seite Maria mit Kind; Maria zertritt eine Schlange. Auf der andern Seite sehen wir die heilige Familie: Maria mit klein Jesus und Josef, über dem Jesuskind ein Engel.
Unter der Familie ist eine Art Wappen mit einer Kanone abgebildet. Warum auf der Glocke eine Kanone abgebildet ist, bleibt unklar.

Auf der einen Seite finden wir den folgenden Text:
"17 97
UNTER BAUHERR XAVERI FREY"

Auf der andern Seite sind die Initialen der Glockenpaten angegeben:
"17 GÖTI GOTE 97
… MV E M, BG G W"


Gemeinhin hiess diese Glocke Evangeliglocke. Heute wird sie bei Eucharistiefeiern während der Wandlung geläutet, übrigens als einzige vom Chor aus noch von Hand.


Bild-Nr.: 11801
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Heinz Fröhlich, Aargauer Woche 16. Mai 2002 / Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

21.06.2002

Aufhängevorrichtung für die Glocke im Dachreiter der Pfarrkirche

Nach der Renovation des Dachreiters wird die Glocke vom Chor der Kirche aus mit einem Handseil während der Wandlung wieder zum Klingen gebracht.

Die Fotos dieser Glocke zu erstellen, war mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Der Städtlifotograf Viktor Zimmermann befestigte die Kamera wegen der sehr engen Verhältnisse an einen Stecken und betätigte den Auslöser per Natel.


Bild-Nr.: 11803
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Madlen Zimmermann
Copyright: © Viktor Zimmermann

21.06.2002

Der Dachreiter ist nach der Renovation zurück auf dem Kirchendach

Mit dem Glockenaufzug Schlusspunkt gesetzt

Mellingen: Gerade rechtzeitig zum Patroziniumsfest sind die Renovationsarbeiten an der St. Johanneskirche abgeschlossen.

Die Aussensanierung der katholischen Kirche Mellingen ist rechtzeitig zum Patroziniumsfest abgeschlossen. Heute Freitag werden die Arbeiten am Hauptportal fertig erstellt. Bereits am Montag wurde der neue Dachreiter mit einem Pneukran aufs Gotteshaus gesetzt. Einige Schaulustige wohnten der Aktion bei, die von den Handwerkern Präzisionsarbeit erforderte. Vor allem das Senken des Dachreiters war sehr anspruchsvoll.
Die Organisation des Transports des Dachreiters, der von der Firma Wendel über Stetten, die Gnadenthaler-Brücke zur Kirche nach Mellingen führte, verlangte den Gang durch viele kantonale Instanzen. Der "Bittgang" ging von der Kantonspolizei über die NOK bis zum Starkstrominspektorat. Der Sicherheitsabstand von 7 Metern zu den Starkstromleitungen wurde knapp eingehalten.
Gestern Donnerstag wurde auch das aus dem Jahre 1796 stammende Glöcklein von den Schulkindern der 2. Klasse (Pius JecklSusanne Messmer) zum Dachreiter gezogen. Die Glocke wird erstmals am Sonntag zur Wandlung erklingen.

Reussbote 21. Juni 2002 (bn)


Bild-Nr.: 11804.2
Bild: Benedikt Nüssli,Reussbote
Text: Benedikt Nüssli, Reussbote
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote

21.06.2002

Die Schulkinder der 2. Klasse ziehen kräftig am Seil, das die Glocke in die Höhe bringt

Im Juni 2002 zogen die Kinder die kleine Glocke in den rekonstruierten Dachreiter auf der Pfarrkirche.


Bild-Nr.: 11804.3
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Benedikt Nüssli, Reussbote
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote

21.06.2002

Der Dachreiter wird Millimeter um Millimeter eingepasst


Bild-Nr.: 11804.1
Bild: Benedikt Nüssli, Reussbote
Text: Benedikt Nüssli, Reussbote
Copyright: Benedikt Nüssli, Reussbote

21.06.2002

Der renovierte Dachreiter der Pfarrkirche

Die Zimmerei Wendel hat einen neuen Dachreiter gebaut. Die ganze Konstruktion musste erneuert werden.


Bild-Nr.: 11804.4
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

21.06.2002

2004 Pfarrkirche - Hochaltar / Johannes der Täufer

Die Flanken des Hochaltars, mit der Kreuzigung Christi von Kaspar Moos, 1831, Zug, zieren zwei farbig gefasste Holzstandbilder vom ehemaligen Barockaltar.
Links Johannes der Täufer, der Mellinger Kirchenpatron (Bild).
Rechts Johannes der Evangelist.
Beide Werke sind Arbeiten von Johann Adam Widerkehr aus dem Jahre 1677.
Es sind dies die einzigen Plastiken von Johann Adam Widerkehr, die sich in der Stadtkirche erhalten haben. Ursprünglich zierten fast alle Altäre der Kirche Figuren von Johann Adam Widerkehr. Leider wurden diese, als die Stadtkirche 1830/31 ein klassizistisches Interieur erhielt, entfernt.

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Der Kunsthistoriker Peter Hoegger urteilt folgendermassen über die beiden Johannesplastiken:
„Sie zählen zu den bedeutendsten frühbarocken Plastiken im Aargau und legen ein beredtes Zeugnis ab vom beachtlichen Niveau, das die Werkstätte eines Bildschnitzers, auch in der Kleinstadt Mellingen, zu erreichen vermochte.“
Aus: Rainer Stöckli. 300 Jahre Katholische Pfarrkirche Mellingen. Mellingen 1975, [S. 6], wobei zu bemerken ist, dass die Abbildungen auf der nächstfolgenden Seite falsch beschriftet sind: Richtig ist links Johannes der Evangelist und rechts Johannes der Täufer abgebildet.





Bild-Nr.: 11005
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

2004

2004 Pfarrkirche: Hochaltar / Johannes der Evangelist

Plastik von Johann Adam Widerkehr, auf der rechten Seite des Hochaltars, 1677.
Für das Weitere s. unter Bild-Nr. 11005


Bild-Nr.: 11006
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

2004

2004 Pfarrkirche: Wange des Chorgestühls

Das zehnplätzige Chorgestühl mit barock strukturierten Rückwänden und Brüstungen stammt von 1971, bewahrt aber noch die aufwendig geschnitzten Wangen von den Mellinger Künstlern Hieronymus Grossmann und Johann Adam Widerkehr aus der frühbarocken Kirche von 1675. Diese Wangen, die beiden Johannes-Statuen auf dem Hochaltar sowie vermutlich die Türflügel des Hauptportals sind die einzigen Werke von Johann Adam Widerkehr, die sich in der Stadtkirche erhalten haben. Zahlreiche weitere Werke Widerkehrs mussten der klassizistischen Umgestaltung von 1830/31 weichen.


Bild-Nr.: 11010
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

2004

Stuckarbeiten über dem Eingang in die Sakristei

Von der Umgestaltung der Kirche im neubarocken Stil im Jahre 1912 ist nach der Restaurierung 1970/72 nur wenig übrig geblieben:
Über dem Portal zur Sakristei das stuckierte Wappen von Propst Franz L. Segesser von Luzern.


Bild-Nr.: 11072.10
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

2019

Von der neubarocken Kirche noch übrig geblieben

An der Aussenfassade blieben die Uhr und das Kreuz oberhalb des Giebels nach der Restauration der Kirche von 1912 erhalten.


Bild-Nr.: 11072.11
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

2019

Die Pfarrkirche heute

Die gotische Kirche
1045 erstmalige urkundliche Erwähnung der Kirche als Besitz des Frauenstifts Schänis/SG, wahrscheinlich noch in romanischem Stil erbaut. Obwohl bei der umfangreichen Restauration 1970/72 alte Mauern und Gebeine zum Vorschein kamen, unterliess man es leider aus Zeitgründen, diese Funde wissenschaftlich auszuwerten. Die 1675 abgerissene gotische Kirche war von Südwesten nach Nordosten gerichtet. Deren Chor ist noch heute im Kirchturm erhalten. Da die Eingangsfront bis gegen die Kleine Kirchgasse reichte, sind die dortigen Wohnhäuser bis heute zurückversetzt. Zwischen 1629 und 1635 nahm man umfangreiche Umbauten vor. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten in die Kirchenfenster eingelassenen Glasgemälde. Diese Kabinettscheiben übernahm man 1675 in die frühbarocke Kirche.


Bild-Nr.: Be1I0237.1
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

25.08.2021

Die klassizistische Umgestaltung der Pfarrkirche

Bild: Altäre der Kirche Niederwil - Ähnlich dürfte die Kirche in Mellingen bis 1830 ausgesehen haben.

1829/30 wurde die frühbarocke Innenausstattung entfernt. Altäre und Kanzel in klassizistischem Stil sind Werke der Gebrüder Huttle von Baden. Das hölzerne schwarz-rot marmorierte Retabel (Altaraufbau) des Hochaltars ist beidseitig von korinthischen Säulenpaaren begrenzt. Die rot-grau-weiss marmorierten Aufbauten der Nebenaltäre werden ebenfalls von Säulen in gleicher Manier geschmückt und enden oben wie antike Tempel mit Dreieckgiebeln. Auf dem Schalldeckel der Kanzel steht eine Figur des guten Hirten. Diese klassizistische Gestaltung von Altären und Kanzel ist bis heute erhalten geblieben. Von der frühbarocken Ausstattung zeugen auf dem Hochaltar einzig die künstlerisch wertvollen Figuren von Johannes dem Täufer (links) und Johannes dem Evangelisten (rechts), Hauptwerke von Johann Adam Widerkehr. Aus der Zeit des Kirchenbaus stammen zudem die Wangen des zehnplätzigen Chorgestühls, ferner das prächtig geschnitzte Hauptportal, eines der besten Ornamentstücke des Knorpel- und Ohrmuschelstils der Schweiz. Bemerkenswert ist auch das Türgericht mit Dreieckgiebel, dem Baujahr 1675 und dem Doppelwappen der Stadt sowie dem Reichswappen. Vermutlich schuf dieses Portal ebenfalls Johann Adam Widerkehr.

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Umgestaltung in neubarockem Stil
1911/12 erfuhr das Innere der Kirche eine Umgestaltung in neubarockem Stil: insbesondere Einzug eines tief herunterreichenden Tonnengewölbes sowie reiche Stuckaturen im Kirchenschiff und im Chor. 1919 malte Georg Troxler von Luzern an die Decke des Kirchenschiffs ein monumentales Bild:
Die Taufe von Jesus durch Johannes im Jordan. 1911/12 wurde auch die Aussenfront gegen den Kirchplatz hin neu gestaltet. So wurde die Uhr und das darüberstehende Kreuz auf der Höhe des Giebels platziert. Die Mauer im Bereich des Giebels wurde durch ein waagrechtes und zwei senkrechte heller gefärbte Bänder in drei Felder unterteilt. Zudem wurden die Eckquader neu
bemalt. Auf diese Weise erhielt die sonst schmucklose Front eine etwas eindrücklichere Struktur.


Bild-Nr.: AAC32078
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

25.08.2021

Das neubarocke Gewölbe mit Stuckaturen

Dieses 1911/12 geschaffene Gewölbe wurde im Rahmen der Restauration 1970/72 wieder entfernt.


Bild-Nr.: 11034.1.1
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

25.08.2021

Die Restauration von 1970/72: heutiger Zustand der Kirche

Kirchenfront vor 1911 mit Uhr im Giebelbereich
Mit Ausnahme der Kirchenfront und dem stuckierten Wappen von Propst Franz Segesser von Luzern über dem barocken Sakristeiportal wurden alle Veränderungen im Kircheninnern von 1911/12 rückgängig gemacht und zum grössten Teil der Zustand von 1830, als die Kirche mit klassizistischen Altären und Kanzel ausgestatten worden war, wieder hergestellt. Allerdings erhielt die Kirche zahlreiche neue Gemälde und auch zwei Heiligenfiguren. Den Hochaltar ziert seither das qualitätsvolle Kreuzigungsbild, das 1831 der Zuger Kirchenmaler Kaspar Moos schuf (vorher auf dem rechten Nebenaltar). Auf dem Oberblatt der jugendliche Johannes der Täufer aus dem frühen 19. Jahrhundert (im Kunsthandel erworben). Links und rechts des Hochaltars zieren die Kredenztischchen etwa meterhohe Holzstatuen, links der Hl. Benedikt (Anfang 17. Jh.), rechts der Hl. Nepomuk (Anfang 18. Jh.), Plastiken, die bis 1972 in der Antoniuskapelle standen. Ebenfalls aus dem Kunsthandel stammen die beiden Gemälde auf den Nebenaltären, links die Vermählung Marias, rechts Maria mit den Apostelfürsten Petrus und Paulus, Werke aus der Zeit um 1600/20 im Stile der Renaissance. Auf dem rechten Nebenaltar wurde der Sarg mit den in kostbare Gewänder gehüllten Überresten der Katakombenheiligen Hilaria entfernt und die Gebeine in den Altar eingemauert. Die 1912 angefertigten Kreuzwegbilder, Werke des aus Stetten gebürtigen Josef Fischer, wurden bei der Restaurierung entfernt und durch14 Bilder ersetzt, die nach spätbarocker Vorlage um 1800/20 gemalt wurden. Neben dem Haupteingang die Statuette des Hl. Antonius in frühbarockem Stil, um 1680/90, eine Figur, die schon vor 1970 hier platziert war. Anlässlich der umfassenden Restauration von 1970/72 wurde als Pendant zu den Altären eine Empore mit geschweiftem Geländer und zierlich gestaltetem Orgelprospekt geschaffen. Gleichzeitig wurde eine qualitätsvolle Orgel von Metzler in Dietikon installiert.


Bild-Nr.: 06070
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

25.08.2021