Druckerei Nüssli

Mellingen-Dorf Nord-West > Bahnhofstrasse

1913 Haus Bahnhofstrasse 37, nachmals Druckerei Nüssli

Diese Gebäude wurde um 1825 von Gemeindeammann Josef Marin Gretener gebaut. Nach verschiedenen Besitzerwechseln kaufte 1919 Albert Nüssli diese Liegenschaft und richtete darin die Druckerei und die Redaktion des "Reussbote" ein.

Über die Druckerei Nüssli s. Bild-Nr. 02161.


Bild-Nr.: 02149
Bild: Robert Höhener
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1913

Nach 1919: Häuser Strebel/Hassler, Nüssli und Brändli

Von links nach rechts:
Links das Gebäude der Familien Strebel und Hassler. In diesem Haus betrieb laut Robert Höhener 1921 Frau Harzenmoser-Frey im Dachgeschossein Modegeschäft.
Rechts davon der Schopf von Kohlehändler Emil Strebel. Später deponierte Bruno Florio darin seine Gerätschaften sowie die Erträge aus der Bewirtschaftung des grossen Gartens. An der Stelle dieser Gäude steht heute das Mehrfamilienhaus Bahnhofstrasse 35a.
Rechts davon die Druckerei Nüssli an der Bahnhofstrasse 37. Reussbote-Redaktor Alberrt Nüssli erwarb diese Liegenschaft 1919.

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Das Häuschen ganz rechts stand als Musterhaus an der Landesausstellung 1914 in Bern. Nach der Ausstellung wurde das Gebäude demontiert und hier an der Bahnhofstrasse 41 wieder aufgebaut. 1936 wurde dieses von der Familie Brändli gekauft und 1987 durch einen Neubau ersetzt.


Bild-Nr.: 02151
Bild: Druckerei Nüssli, zVg von R. Höhener
Text: Rainer Stöckli / Robert Höhener
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1919

Nach 1919 Buchdruckerei Albert Nüssli

Am 1. April 1914 wird Albert Nüssli Besitzer der Druckerei und der Zeitung " Der Reussbote".1919 findet die Druckerei an der Bahnhofstrasse 37 ihren endgültigen Standort.
Links davon der Schopf von Kohlehändler Emil Strebel, in welchem dieser die Brennstoffe aufbewahrte.

Über die Druckerei Nüssli s. Bild-Nr. 02161.


Bild-Nr.: 02150
Bild: R. Höhener Druckerei Nüssli,
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1919

nach 1919 Druckerei Nüssli, Blick von Süden her

Über die Druckerei Nüssli s. Bild-Nr. 02161
Links im Anbau war anfänglich die Druckerei untergebracht. 1926 verlegte man die Druckerei ins gesamte Erdgeschoss.


Bild-Nr.: 02153
Bild: Druckerei Nüssli, zVg v. R. Höhener
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1919

ca. 1925 Kinder von Albert Nüssli sen. (1891-1984)an der Reuss

Im Hintergrund die Bahnbrücke in der ursprünglichen Form. 1932 wurde sie massiv umgebaut, so die Geländer mit massivem Eisenblech versehen und die Pfeiler mit Beton verstärkt.


Bild-Nr.: 02156
Bild: R. Höhener / Druckerei Nüssli,
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: R. Höhener /Druckerei Nüssli

ca. 1925

ca. 1975 Neuanstrich der Druckerei Nüssli

Ausgeführt vermutlich durch Malermeister Moritz Rüegg.


Bild-Nr.: 02159
Bild: Robert Höhener
Text: Robert Höhener / Dieter Nüssli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1975

ca. 1975 Neuanstrich der Druckerei Nüssli

Ausgeführt vermutlich durch Malermeister Moritz Rüegg.


Bild-Nr.: 02159.1
Bild: Robert Höhener
Text: Robert Höhener / Dieter Nüssli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 1975

1990 Umbau Druckerei Nüssli

1990/91 wurde das Druckereigebäude stark erweitert. Als Architekt wirkte Franz Meier.
Die Fassadenrenovation führte die Keller AG, Stetten, aus. Rechts der Altbau, links (nur teilweise sichtbar) der Neubau.

Beilage des "Reussbote" zum Erweiterungsbau der Druckerei Nüssli. Mellingen 1991.


Bild-Nr.: 02159.2
Bild: Robert Höhener
Text: Robert Höhener / Dieter Nüssli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1990

1998 - 100 Jahre Reussbote Mellingen

Bild: Prominenz beim «Reussbote»:
Ständerat Maximilian Reimann, Landammann Ulrich Siegrist und Grossrat Ruedi Hug (vlnr.)


100 Jahre Reussbote Mellingen
Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, dass damals in einer Gemeinde mit knapp 900 Einwohnern ein eigenes Presseerzeugnis gegründet werden konnte - und das erst noch in einer Zeit, wo Mellingen wegen dem Nationalbahndebakel die schwerste finanzielle Krise erlebte. Dieses Tief hatte seine negativen Auswirkungen auf das wirtschaftliche Leben im Reussstädtchen. Und doch gab es immer wieder Kräfte, die versuchten, aus dem Schlamassel herauszukommen.


Die Gründung
Über die Anfänge der Mellinger Zeitung gibt «Das Buch der Schweiz. Zeitungsverleger 1899-1924» Auskunft. Es steht dort zu lesen, dass zu Ende des letzten Jahrhunderts auch im Städtchen Mellingen das Verlangen nach einer eigenen Presse erwachte. In den Orten Baden, Bremgarten, Lenzburg und Wohlen bestanden bereits Zeitungen. Das Mellinger Gewerbe inserierte wahllos in einer dieser Zeitungen, da keine in Mellingen dominierte. Als sich dann aber bei den Geschäftsleuten eine wirtschaftliche Zersplitterung fühlbar zu machen begann, da kamen einige initiative Leute auf den Gedanken, ein eigenes Blatt zu schaffen. Ein Komitee unter Führung von Fabrikant Hermann Rohr wurde bestellt. Dieses veranlasste den Badener Buchdrucker Otto Wanner (Senior) zur Einrichtung einer kleinen Druckerei in Mellingen.

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Nach der Überlieferung führte aber noch ein weiterer Grund zur Gründung eines Lokalblattes. Ein beabsichtigter Kraftwerkbau in Mellingen war im Aargau umstritten. Es kam zu heftigen Kontroversen in den kantonalen Zeitungen, wobei die Mellinger oft ruppig mit den Gegnern umgingen. Das führte schliesslich dazu, dass die Meinungen aus Mellingen nicht mehr veröffentlicht wurden. Um aber ein Sprachrohr zu haben, wurde «Der Reussbote» gegründet.

Die Verleger
Die ersten fünf Jahre war Otto Wanner Besitzer und Verleger von Druckerei und Zeitung. Er schickte seinen Angestellten Schmid nach Mellingen, der sich als Redaktor, Setzer und Drucker betätigte. Am 4. Juni 1898 kam die erste Nummer der neuen Zeitung «Der Reussbote» heraus. Sie erschien am Dienstag und Freitag.

Im Juni 1903 gelangten Druckerei und Zeitung in den Besitz von Albert Rymann-Bitterli, eines anderen Angestellten der Buchdruckerei Wanner.

Aber bereits im Dezember 1911 gab es wieder einen Wechsel. Der Fislisbacher Ernst Schibli-Seiler erwarb den Betrieb. Offenbar entsprach dieser aber nicht seinen Erwartungen, denn 1913 suchte er einen Käufer.

Er fand ihn in Albert Nüssli. Der Kauf erfolgte auf den 1. April 1914. Seither ist die Druckerei im Besitze der Familie Nüssli.

Drei Generationen Nüssli
Albert Nüssli (1891-1984) wuchs als Pflegekind bei Jakob und Verena Wettstein-Suter aus Fislisbach im ehemaligen Bahnwärterhaus an der Reussbrücke auf. 1898 zog die Familie ins neuerworbene Bauernhaus an der Bahnhofstrasse, wo heute die Druckerei stationiert ist. Albert Nüssli absolvierte die ersten drei Lehrjahre (1906-1908) als Schriftsetzer bei Albert Rymann und das vierte Lehrjahr in der Buchdruckerei Frauenfelder in Bremgarten, wo er ein weiteres Jahr verblieb. Nach zwei Gehilfenjahren im Effingerhof in Brugg, zog Albert Nüssli im Mai 1912 nach Rom in die Druckerei Armani + Stein, die vorwiegend Kunstbücher herstellte. Dort wurde ihm die Druckerei in Mellingen angeboten.

Adolf Nüssli (1927-2001) von der zweiten Generation, war nach dem Besuch der Handelsschule in Neuenburg, der Lehre als Schriftsetzer, weiterer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich und einigen «Wanderjahren» am 1. Dezember 1956 in den Betrieb eingetreten. Am 1. Januar 1962 übernahm er die Buchdruckerei und den Verlag.

Dieter Nüssli (1954) und Bene Nüssli (1961) führen in dritter Generation den Betrieb.
Dieter Nüssli kam 1983 in die Firma und Bene Nüssli folgte 1991. Beide hatten die Technikerschule für die Graphische Industrie besucht und mit dem Diplom abgeschlossen. Nach weiterer Ausbildung in verschiedenen Betrieben übernahmen sie ihre Führungsaufgaben in der «Reussbote»-Druckerei. Dieter Nüssli ist für den Bereich Kunden-Drucksachen zuständig, während Bene Nüssli für die Zeitung verantwortlich ist.

Nach der baulichen Erweiterung und einer totalen technischen Erneuerung wurde die bisherige Einzelfirma auf den 1. Januar 1991 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Erster Verwaltungsratspräsident wurde Adolf Nüssli.

Höhen und Tiefen
Erfreuliches und Unerfreuliches reichen sich auf allen Gebieten die Hand - so auch im Geschäftsleben. Beginnen wir mit dem Erfreulichen. Einmalig war zum Beispiel das Jubiläum 100 Jahre Druckerei und «Reussbote».
Viel Sympathie durfte die Firma entgegennehmen. Einmalig war sicher auch der Jubiläumsabend im Festzelt vom Zirkus Monti. Erfreulich ist sicher auch die Tatsache, dass bereits die dritte Generation der Familie Nüssli am Werke ist. Und dankbar müssen wir sein, dass es die Lokalzeitung «Der Reussbote» überhaupt noch gibt. Das Zeitungssterben der letzten Jahre und Jahrzehnte ist noch in bester Erinnerung.

Schwierigkeiten hatte bereits der erste Besitzer Albert Rymann. Er konnte für die Redaktion regsame Mitarbeiter gewinnen. Doch diese Mitarbeiter brachten die Zeitung immer mehr auf die konservative Seite. Das verstimmte die liberalen Gemüter so sehr, dass sie sich an den Badener Zeitungsmann J. Jäger wandten. Er war Herausgeber der «Schweizer Freien Presse», einer Tageszeitung. Die Ausgaben vom Dienstag und Freitag versah er mit dem Kopf «Der Reusstaler» und verteilte ihn im Verbreitungsgebiet des Reussboten. Das war ein schwerer Schlag für das Mellinger Blatt. Mit der Übernahme der Druckerei und Verlag durch Ernst Schibli stellte der «Reusstaler» sein Erscheinen ein.

Auch die Übergabe von Ernst Schibli zu Albert Nüssli verlief nicht problemlos. Letzterer hatte als Lehrling von Albert Rymann das Seilziehen der politischen Kräfte mitverfolgen können. Als nun Albert Nüssli in seinem Antrittsartikel festhielt, dass sich die Zeitung parteipolitisch neutral verhalten werde, passte dies den konservativen Kräften nicht und «Der Reussbote» wurde als nichtkatholische Zeitung apostrophiert, sogar ab den Kanzeln.

Albert Nüssli hatte zu Beginn noch weitere Schwierigkeiten. Kaum hatte er die Druckerei übernommen, brach der Erste Weltkrieg aus und er musste in den Aktivdienst. Während Monaten besorgten seine Gattin Ida Nüssli-Stutz und der Lehrling August Seiler (Wohlenschwil) den Satz und Druck der Zeitung, während wohlgesinnte Leute die Redaktion übernahmen.

Ein weiteres Problem waren die Konkurrenzblätter. August Fischli, Lehrer und Gemeindeverwalter in Mellingen, gab in den ersten Kriegsjahren einen Gratisanzeiger heraus. Er rentierte aber nicht und Fischli stellte das Erscheinen bald ein. Ein weiterer Versuch wurde in den fünfziger Jahren unternommen. Ein ehemaliger Lehrling von Albert Nüssli gab zusammen mit einem Gewerbetreibenden den «Geschäftsanzeigen» heraus. Auch sein Erscheinen wurde eingestellt und die Druckerei bald verkauft.

Drei Druckhäuser
In den hundert Jahren seines Bestehens wurde «Der Reussbote» in drei verschiedenen Häusern gedruckt. 1897 konnte das neue Schulgebäude an der Bahnhofstrasse bezogen werden. Dadurch wurden die vier Schulzimmer im obersten Stockwerk des heutigen Gemeindehauses frei. Das südwestlich gelegene Zimmer beherbergte ab 1898 die Druckerei. Mit dem Besitzerwechsel
am 7. Dezember 1911 wurde die Druckerei ins Eckhaus beim Brunnen am Kirchplatz untergebracht. Hier betrieb auch Albert Nüssli die Druckerei bis am 28. Juni 1919. Seit diesem Datum ist «Der Reussbote» mit Druckerei an der Bahnhofstrasse 37 domiziliert.

Dieses Haus, damals Nr. 5, wurde um 1825 von Gemeindeammann Josef Marin Gretener, genannt der «Neumüller» (er war Besitzer der Bruggmühle und der Wydenmühle), erbaut. 1919 hat Albert Nüssli diese Liegenschaft für 22 000 Fr. gekauft. Er baute sie 1919, 1926 und 1935 aus.

In den Jahren 1989 bis 1992 wurden in mehreren, technisch bedingten Bauphasen, ein Anbau erstellt und der Altbau total renoviert. Gleichzeitig wurden alle technischen Einrichtungen vollständig erneuert, der Filmsatz eingeführt und vom Buchdruck ganz auf den Offsetdruck gewechselt.


Bild-Nr.: 02163
Bild: Mellinger Städtlichronik 1998
Text: Mellinger Städtlichronik 1998, Adolf Nüssli
Copyright: Mellinger Städtlichronik 1998

1998

2001 Adolf Nüssli, Nachruf

Adolf Nüssli - geboren 29. ApriI 1921, gestorben 2.März 2001

Adolf Nüssli ist nicht mehr unter uns. Das Bild eines liebenswürdigen, grosszügigen Menschen ist entschwunden. Es ist nicht leicht, am Ende eines solch vielseitigen Lebens und Wirkens das Wichtige und Entscheidende herauszufinden.
Adolf Nüssli hatte viele Talente, die er nicht immer allen zeigte, ein lieber Gatte, ein treubesorgter Vater, ein guter Freund, ein verantwortungsbewusster Patron, ein zuverlässiger Mitmensch – Adolf Nüssli war kein Mensch der lauten Worte, er war ein Mensch der gutüberlegten Worte. Er verstand es ausgezeichnet, auf Mitmenschen einzugehen, Kompromisse zu finden, zu vermitteln und nach für alle akzeptablen Lösungen zu suchen.

Adolf Nüssli wurde am 29. April 1927 in Mellingen als jüngstes Kind von Ida und Albert Nüssli-Stutz geboren. Schon früh musste er jeweils nach Schulschluss im elterlichen Geschäft mithelfen. Das weckte in ihm die Freude und das Interesse am väterlichen Beruf des Verlegers und Redaktors.

Die Lehrer Hedy Weiss, Alfons Isler und Karl Schifferli an der Primarschule, Otto Hunziker, Josef Graf und Ewald Eichenberger an der Bezirksschule prägten ihn fürs Leben. Nach der Schulzeit besuchte der Verstorbene die Handelsschule in Neuenburg. Danach erlernte er im elterlichen Betrieb den Beruf des Schriftsetzers.

1947 lernte er als 20jähriger in Mellingen Margrit Bachmann kennen und lieben. Zwei Jahre später gaben sie sich das Ja-Wort in der idyllischen Kapelle im Jonenthal. In seiner Gattin fand er eine ideale Ergänzung. Seinem voranstrebenden Wesen setzte sie Ruhe und Einfühlungsvermögen entgegen. Der glücklichen Ehe entsprossen sechs Kinder, zwei Töchter und vier Söhne.
Trotz seiner enormen beruflichen Beanspruchung und seinen zahlreichen öffentlichen Aufgaben war er seinen Kindern immer ein guter Vater.

Nach Lehr-, Wander- und Weiterbildungsjahren kehrte er 1956 mit seiner Familie nach Mellingen zurück, um seinen Vater im Betrieb zu entlasten. Fünf Jahre später übernahm er die Druckerei und den «Reussbote». Mit grosser Schaffenskraft und enormem Tatendrang wagte er diesen Schritt.
Als Verleger und Redaktor widmete er dem «Reussbote» seine ganze Kraft. 30 Jahre lang setzte er sich mit beneidenswerter Ausdauer für die Lokalzeitung ein. Als er Verlag und Druckerei in den 90er Jahren seinen beiden Söhnen Dieter und Benedikt übergeben durfte, konnte er dies in der Gewissheit tun, dass der «Reussbote» gefestigt dastand.

Seine Interessen waren vielseitig. Er war in jungen Jahren begeisterter Musikant in der Stadtmusik Mellingen und Militärtrompeter im Regimentsspiel. Während zweier Amtsperioden in der Schulpflege betreute er das Aktuariat. 22 Jahre engagierte er sich bei der Feuerwehr Mellingen. Er war Mitglied und Präsident der FDP - Ortspartei. über 30 Jahre lang setzte er sich im Kulturkreis ein. Er war in verschiedenen, vom Gemeinderat eingesetzten Kommissionen tätig. Ais Mitglied der Karnemellipserzunft Mellingen stand er 1970 als Zunftmeister den närrischen Tagen vor. Er setzte die Tradition des von seinem Vater eingeführten «Nüssli-Nussgipfels» für die Tagwacht schlagenden Kinder fort.

Im wohlverdienten Ruhestand blieb ihm endlich Zeit für sein grosses Hobby: das Lesen. Er war ein grosser Bücherfreund. Gross war auch sein Interesse für die Mellinger Geschichte, wohl ein Erbe von seinem Vater Albert.

Dann kam auch für ihn die Zeit, die ihn zur letzten Reife geleiten sollte. Die Folgen von vier schweren Operationen führten zum langsamen Kräftezerfall. Doch mit grosser Tapferkeit ertrug er seine schwere Krankheit. Am Freitagabend, 2. März 2001 löschte sein Lebenslicht wie eine Kerze langsam aus. «Haltet Frieden untereinander», war sein letzter Wunsch.


Bild-Nr.: 02160
Bild: Mellinger Städtlichronik 2001
Text: Mellinger Städtlichronik 2001 / Benedikt Nüssli
Copyright: Mellinger Städtlichronik 2001

2001

Druckerei Nüssli und Redaktion Reussbote, Bahnhofstrasse 37, 2003

Die Druckerei Nüssli hängt eng mit der Herausgabe des "Reussbote" seit 125 Jahren zusammen: Die erste Ausgabe der Lokalzeitung erschien am 4. Juni 1898. Nicht zuletzt das Gewerbe, das in den Zeitungen der umliegenden grösseren Gemeinden in Bremgarten, Wohlen, Lenzburg, Brugg und Baden inserieren musste, aber auch die heftigen Diskussionen um den Bau eines Reusskraftwerks im Raum Mellingen liessen den Wunsch aufkommen, ein eigenes Lokalblatt herauszugeben.

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Ein Komitee unter der Führung von Fabrikant Hermann Rohr nahm die Sache an die Hand. Dieses verlasste den Badener Verleger und Drucker Otto Wanner (1867-1941), im oberen Stock des Rathauses, wo bis 1897 die Schule untergebracht war, eine kleine Druckerei einzurichten.
Wanner schickte seinen Angestellten Schmid nach Mellingen, der sich als Redaktor, Setzer und Drucker betätigte. 1903 gelangte die Druckerei und Zeitung in den Besitz von Albert Rymann, ebenfalls ursprünglich Angestellter der Druckerei Wanner. 1911 übernahm Ernst Schibli aus Fislisbach den Betrieb und verlegte diesen ins Haus Grosse Kirchgasse 12 (Eckhaus hinter dem Kirchplatzbrunnen).

Im ersten Jahr des ersten Weltkrieges am 1. April 1914 wurde Albert Nüssli-Stutz (1891-1984), der einen Teil seiner Druckerlehre bei Rymann absolviert hatte, als 23-Jähriger Besitzer der Druckerei und des Verlags "Der Reussbote". Seither ist der Betrieb immer in Familienbesitz und derzeit (2020) nach der Schliessung der Sägerei Frey und der Mosterei Meli einer der ältesten Familienbetriebe in Mellingen. Einzig das Transportunternehmen Zeier existiert schon länger. Da Nüssli viel in den Militärdienst einrücken musste, gaben zeitweise dessen Gattin Ida Nüssli-Stutz und der Lehrling Walter Seiler von Wohlenschwil, redaktionell unterstützt von mehreren wohlgesinnten Personen, die Zeitung heraus.
1919 wurde die Druckerei an den heutigen Standort an der Bahnhofstrasse 37 verlegt. Dieses Gebäude wurde um 1825 von Gemeindeammann Josef Marin Gretener gebaut. Nach verschiedenen Besitzerwechseln kam die Liegenschaft in den Besitz von Albert Nüssli. Die nördlich des Hauses gelegene Scheune baute er zur Druckerei um. Mit der Zeit nahm das ganze Erdgeschoss die Druckerei ein.

1956 trat Sohn Adolf (1927-2001) in den Betrieb ein und übernahm 1961 Buchdruckerei und Verlag. 1990/1992 wurde die ganze Liegenschaft umgebaut und ein grosser Anbau erstellt.
In der dritten Generation engagierten sich seit 1983 Dieter Nüssli (geb. 1954) und dessen Bruder Benedikt (geb. 1961) seit 1991 im Betrieb und übernahmen 1991 in der als Familien-AG umgewandelten Firma die Verantwortung für Druckerei und Verlag. Erster Verwaltungsratspräsident wurde Adolf Nüssli, seit 1999 hat Christoph Nüssli dieses Amt inne.

Während Benedikt Nüssli die Verlagsleitung und die Redaktion des "Reussbote" übernahm, war Dieter Nüssli bis 2019 Chef der Druckerei. Danach übernahm Benedikt Nüssli zusätzlich die Leitung des Druckbetriebs. Nachdem Albert und Adolf Nüssli die Redaktion des "Reussbote" im Alleingang (höchstens unter Beizug einiger Korrespondenten) führten, wurde 1997 eine zweite Stelle, 1999 eine dritte und 2015 eine vierte Stelle für die Redaktion geschaffen. Heute (2020) gestalten 5 Redaktoren die Lokalzeitung.

Neben dem "Reussbote" verlassen auch noch zahlreiche andere Produkte die Druckerei. Am Anfang wurden noch alle Druckerzeugnisse mit Handsatz hergestellt. Bereits 1926 wurde aber eine Typografensetzmaschine angeschafft, welche ein derart grosse Kapazität aufwies, dass der bisher zweimal pro Woche erscheinende "Reussbote" neu am Montag, Mittwoch und Freitag erschien. Seit 2. April 1996 erscheint der "Reussbote" wieder nur zweimal wöchentlich, weil die Post die Zeitungs-Nachvertragung am Nachmittag einstellte. Seit dem 24. August 1999 präsentiert sich die Zeitung im heutigen Layout. Ab Juli 2013 ist der "Reussbote" auch elektronisch verfügbar.

Neben dem "Reussbote" druckt die Nüssli AG zwei Zeitungen aus der Ostschweiz, weiter die "Bergpost", Broschüren, Bücher, Jahresberichte und Geschäftsdrucksachen. Eine grundlegende Umstrukturierung erfolgte um 1990, als man vom Buch- zum Offesetdruck wechselte.

Literatur:
- Leistungsfähiger durch den Neubau. Druckerei Nüssli AG, Mellingen. Verlag "Der
Reussbote". Sonderdruck anlässlich der Einweihung des Erweiterungs- und Neubaus der Druckerei Nüssli. Mellingen 1991.
- Hundert Jahre "Der Reussbote". Festschrift. Mellingen 1998.
- Angaben von Benedikt und Dieter Nüssli.




Bild-Nr.: 02161
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Benedikt und Dieter Nüssli / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

2003

Druckerei Nüssli

Gut erkennbar im Giebel des Hauses: Das Mellinger Wappen, das bis zu ihrem Abbruch an der Mellinger Trotte angebracht war.


Bild-Nr.: 02164
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Fotoarchiv-Mellingen
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

ca. 2010

2017 Reussbote- Druckerei Nüssli

4.6.1898 Der „Reussbote“ erscheint zum ersten Mal. Die Unternehmer Hermann Rohr (Kartonagefabrik) und Emil Busslinger (Elektrogeschäft an der Bahnhofstrasse) sind seine Gründer. Die Buchdruckerei Wanner in Baden zeichnet als Besitzerin der Druckerei, liefert ein Regal mit einigen Schriftsätzen, eine alte Schnellpresse und einen Fachmann, der setzen und drucken kann.
1903 Albert Rymann-Bitterli übernimmt die Druckerei des „Reussbote“ von der Firma Wanner.
1911 Abermaliger Besitzerwechsel: Ernst Schibli-Seiler aus Fislisbach übernimmt die Druckerei des „Reussbote“ und verlegt sie ins Eckhaus Grosse Kirchgasse 12.
hinter dem Brunnen am Kirchplatz.

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1.4.1914 Im ersten Jahr des ersten Weltkrieges wird Albert Nüssli-Stutz Besitzer der „Reussbote“

– Druckerei.
1919 Die Druckerei des „Reussbote“ findet an der Bahnhofstrasse in der heutigen Liegenschaft ihren endgültigen Standort.
1919-56 Aera Albert Nüssli-Stutz
1956-91 Als Vertreter der zweiten Generation übernimmt Adolf Nüssli-Bachmann die Druckerei des “Reussbote”.
1991 In der dritten Generation geht die Druckerei als Familien-AG an Dieter und Benedikt Nüssli über. 2019 übernahm Benedikt Nüssli neben der Redaktion auch die Leitung der Druckerei. Danach übernahm Selina Nüssli die Leitung der Druckerei.

Wir sehen links das ursprüngliche Gebäude und rechts der 1991 errichtete Erweiterungsbau.

Otto Müller berichtet:
"Der 'Reussbote' hatte anfänglich mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es herrschte politisch und wirtschaftlich ein raues Klima. Die schlimmsten Sorgen bereiteten die Jahre 1906 bis 1917, als das Konkurrenzblatt 'Der Reusstaler' dem 'Reussbote' das Überleben sauer machte.

Heute: Wer könnte sich Mellingen und seine Region ohne 'Reussbote' vorstellen? Er ist zu einer wohletablierten Zeitung herangewachsen, überall geschätzt und geachtet. Nebst der Zeitung werden im Verlag anspruchsvolle Druckereierzeugnisse der verschiedensten Art bis hin zum Buchdruck hergestellt."


Bild-Nr.: 02162
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Otto Müller
Copyright: © Viktor Zimmermann

2017