Das Fotoarchiv Mellingen

Am 5. September 1983 rief Primarlehrer Otto Müller drei Bezirkslehrer und den Historiker Rainer Stöckli zu einer Besprechung zusammen. Er regte an, eine umfassende Ortsgeschichte von Mellingen zu verfassen. Aus beruflichen und zeitlichen Gründen konnte sich damals niemand zu einer solchen Herkulesarbeit durchringen. Rainer Stöckli regte aber damals an, ob man nicht alte Fotos von Mellingen sammeln und der "Kulturkreis Mellingen" das Bildmaterial dereinst in einer Ausstellung präsentieren könnte. Von dieser Idee waren alle begeistert – insbesondere Otto Müller. Das "Fotoarchiv Mellingen" war geboren.

Otto Müller gelangte nach einem Zeitungsaufruf in kurzer Zeit in den Besitz zahlreicher alter Fotos von Mellingen, die er reproduzieren und vergrössern liess. Fein säuberlich wurden alle Reproduktionen auf Pavatexplatten aufgeklebt. In kurzer Zeit waren über 500 Bilder beisammen. Vom 22. bis 30. März 1985 wurde ein Grossteil dieser Fotos unter dem Titel "Mellingen im Wandel der Zeiten" im Löwensaal ausgestellt. Das Interesse der Bevölkerung war enorm. Rund 1500 Besucher liessen die Vergangenheit auf sich wirken. Und Otto Müller sammelte weiter.

1996, als Mellingen 700 Jahre Stadtrecht feierte, entstand unter seiner Leitung der hübsche Bildband "Mellingen – Bilder einer aargauischen Kleinstadt". Ohne den reichen Fundus des Fotoarchivs hätte nicht ein derart wertvolles Mellinger Schatzkästlein geschaffen werden können. Nach einer Odyssee an drei verschiedenen Standorten fand das Bildarchiv im Raum des Stadtarchivs seine definitive Bleibe. So war es möglich geworden, die Fotos systematisch zu ordnen.

Otto Müller begann darauf die Fotos genau zu beschreiben. Vieles konnte der bald 80-jährige noch selbst beitragen. Daneben befragte er zahlreiche Bewohner der Gemeinde. So konnten wertvolle Angaben zur neueren Mellinger Geschichte festgenagelt werden.

Ab 2004 schrieb Otto Müllers ehemalige Lehrerkollegin Madlen Zimmermann die Texte auf dem Computer. Jedes Bild erhielt eine Signatur. Alle Fotos wurden zudem eingescannt und Bild und Text zudem nach Themen zusammengefasst in Ordnern abgelegt. In der Folge wurden zahlreiche Fotos aus dem Archiv in Zeitungsartikeln, in der "Mellinger Städtlichronik", an Ausstellungen des Ortsmuseums und für private Zwecke verwendet.

2007 äusserte Otto Müller den Wunsch, aus Altersgründen sein Werk in jüngere Hände zu übergeben. Rainer Stöckli erklärte sich bereit diese wertvolle Bilddokumentation mit Madlen Zimmermann weiterzuentwickeln. Zum Team gehörte fortan auch Viktor Zimmermann, der Gatte von Madlen Zimmermann an. Als ausgezeichneter Fotograf hielt er seither alle Veränderungen auf Mellinger Boden fest und dokumentierte damit u.a. die rasante bauliche Entwicklung der Gemeinde in den letzten 10 Jahren. Da die Anzahl der gesammelten Fotos in die Tausende ging, entschloss man sich aus Platzgründen die Fotos nur noch zu digitalisieren und Papierausdrucke mit dazugehörigem Text für die Ordner herzustellen.

Eines der Spezialitäten des Fotoarchivs ist das Sammeln von Schulfotos. An zwei sehr erfolgreichen Ausstellungen 2008 und 2012 konnten dank der Mithilfe der Besucher zahlreiche Namen der darauf abgebildeten Schülerinnen und Schüler eruiert werden.

Das Team ist eine privatrechtliche Unternehmung, das auf Freiwilligenbasis basiert. Da aber auch die Gemeinde von dessen Arbeit profitiert, erhalten die Mitglieder in Anerkennung für die kulturellen Dienste jährlich eine Anerkennungssumme. Zudem werden die Materialkosten von der Gemeinde übernommen.

Als vor 32 Jahren das Fotoarchiv aus der Taufe gehoben wurde, steckte die Informatik noch in den Kinderschuhen. Heute dominiert die digitale Welt immer mehr unser Leben. Um unsere reichen Schätze einem grösseren Kreis bekannt zu machen, hat sich das Team entschlossen, mit einer eigenen Homepage an die Öffentlichkeit zu treten. Um dieses Projekt aufbauen zu können, hat in verdankenswerter Weise die Albert + Ida Nüssli-Stutz-Stiftung eine sehr namhafte Summe zugesprochen. Zudem hat sich die Gemeinde Mellingen bereit erklärt, die jährlich anfallenden Betriebskosten zu übernehmen.

Mit dem derzeit abrufbaren Material ist erst ein Anfang gemacht. Vor allem die Beschriftung alter Fotos bereitet oft Probleme. So hoffen wir, liebe User, auf diese Weise zu weiteren Informationen zu gelangen.

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