Ausstellung: Mellingen brennt
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Gedenkausstellung zum Stadtbrand im September 2005
im Forum Stadtscheune
Vor 500 Jahren brannte das Städtchen Mellingen ab. Rainer Stöckli steuert zu diesem für Mellingen einschneidenden Ereignis eine Gedenkausstellung bei.
Wie schon im Reussbote vom 30. August 2005 nachzulesen war, brannte vor 500 Jahren das Städtchen Mellingen am 1. September 1505 zu rund 75 Prozent ab. Deshalb wurde Rainer Stöckli beauftragt, eine Gedenkausstellung zu diesem für unsere Stadtgeschichte einschneidenden Ereignis zu gestalten. Diese Schau, welche am 11. September eröffnet wird, umfasst drei Teile.
Das Hauptaugenmerk wird in dieser Ausstellung auf den Brand von 1505 gelehnt. Wir sehen Bilder über den Brand, die teils wenige Jahre nach diesem Ereignis in Chroniken geschaffen wurden. Fast wie ein Krimi hört sich die Geschichte über den Brandstifter Ruedi Stalder an. Wir vernehmen, wie nach dieser Katastrophe in der ganzen Eidgenossenschaft eine Welle der Hilfsbereitschaft entstand. Dank dieser Spenden konnte der Wiederaufbau zügig an die Hand genommen werden. Weitere Schautafeln sind den Werkstoffen Holz und Stein vor 500 Jahren gewidmet. Auf einer Liste werden 45 Bürger namentlich genannt, welche bereit waren, ihr Haus wieder aufzubauen.
Ein weiteres Thema ist der Wiederaufbau der öffentlichen und kirchlichen Gebäude, nicht zuletzt der Wehrbauten. Denn Mellingen musste recht bald wieder als strategische Siedlung funktionieren. Dass unsere Stadt rund vier Jahre später fast wieder vollständig hergestellt war, verdankte man unter anderem auch zahlreichen auswärtigen Handwerkern und Dienstleistern, die Wesentliches dazu beitrugen, dass man in der Gemeinde innerhalb weniger Jahre wieder ein normales Leben führen konnte.
Die Feuerwehr von heute
Um den Bogen auch in die Gegenwart zu spannen, erklärte sich die Feuerwehr Mellingen-Wohlenschwil bereit, die Entwicklung des Lösch- und Rettungswesens in den letzten hundert Jahren anhand von verschiedenen Geräten, von der einfachen Handspritze bis zum hochmodernen Atemschutzgerät , zu veranschaulichen. In einer praktischen Übung am 30. September um 19 Uhr wird die Feuerwehr vor dem Museum der interessierten Bevölkerung den Einsatz von der rund 100-jährigen mechanischen Spritze bis hin zum Tanklöschfahrzeug demonstrieren. An der Ausstellung wie auch bei der praktischen Übung kann man zudem feststellen, wie stark sich die Bekleidung des Feuerwehrmanns in den letzten hundert Jahren gewandelt hat.
Ein kulturhistorischer Leckerbissen sind die erstmals in der Öffentlichkeit präsentierten Ofenkacheln aus dem 14. Jahrhundert, welche beim Kelleraushub für die Drogerie Busslinger (heute Drogerie Haus) 1944 geborgen wurden. Diese bisher in der Wissenschaft praktisch unbekannten Funde wurden von der Kantonsarchäologie fachmännisch untersucht. Vor allem die fein modellierten Kachelfiguren werden von den Fachleuten als für den Aargau überdurchschnittlich wertvolle kunsthandwerkliche Leistungen taxiert. Einige wenige Exponate dürften sogar aus der Stadtgründungszeit stammen. Diese Funde wurden möglicherweise den Brandschichten von 1420 oder 1380 entnommen. Denn auch damals fielen grössere Teile der Stadt einem Brand zum Opfer.
Reussbote 6. September 2005
Rainer Stöckli