Ausstellung: Mellingen brennt

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Gedenkausstellung zum Stadtbrand im September 2005
im Forum Stadtscheune
Vor 500 Jahren brannte das Städtchen Mellingen ab. Rainer Stöckli steuert zu diesem für Mellingen einschneidenden Ereignis eine Gedenkausstellung bei.
Wie schon im Reussbote vom 30. August 2005 nachzulesen war, brannte vor 500 Jahren das Städtchen Mellingen am 1. September 1505 zu rund 75 Prozent ab. Deshalb wurde Rainer Stöckli beauftragt, eine Gedenkausstellung zu diesem für unsere Stadtgeschichte einschneidenden Ereignis zu gestalten. Diese Schau, welche am 11. September eröffnet wird, umfasst drei Teile.
Das Hauptaugenmerk wird in dieser Ausstellung auf den Brand von 1505 gelehnt. Wir sehen Bilder über den Brand, die teils wenige Jahre nach diesem Ereignis in Chroniken geschaffen wurden. Fast wie ein Krimi hört sich die Geschichte über den Brandstifter Ruedi Stalder an. Wir vernehmen, wie nach dieser Katastrophe in der ganzen Eidgenossenschaft eine Welle der Hilfsbereitschaft entstand. Dank dieser Spenden konnte der Wiederaufbau zügig an die Hand genommen werden. Weitere Schautafeln sind den Werkstoffen Holz und Stein vor 500 Jahren gewidmet. Auf einer Liste werden 45 Bürger namentlich genannt, welche bereit waren, ihr Haus wieder aufzubauen.
Ein weiteres Thema ist der Wiederaufbau der öffentlichen und kirchlichen Gebäude, nicht zuletzt der Wehrbauten. Denn Mellingen musste recht bald wieder als strategische Siedlung funktionieren. Dass unsere Stadt rund vier Jahre später fast wieder vollständig hergestellt war, verdankte man unter anderem auch zahlreichen auswärtigen Handwerkern und Dienstleistern, die Wesentliches dazu beitrugen, dass man in der Gemeinde innerhalb weniger Jahre wieder ein normales Leben führen konnte.

Die Feuerwehr von heute
Um den Bogen auch in die Gegenwart zu spannen, erklärte sich die Feuerwehr Mellingen-Wohlenschwil bereit, die Entwicklung des Lösch- und Rettungswesens in den letzten hundert Jahren anhand von verschiedenen Geräten, von der einfachen Handspritze bis zum hochmodernen Atemschutzgerät , zu veranschaulichen. In einer praktischen Übung am 30. September um 19 Uhr wird die Feuerwehr vor dem Museum der interessierten Bevölkerung den Einsatz von der rund 100-jährigen mechanischen Spritze bis hin zum Tanklöschfahrzeug demonstrieren. An der Ausstellung wie auch bei der praktischen Übung kann man zudem feststellen, wie stark sich die Bekleidung des Feuerwehrmanns in den letzten hundert Jahren gewandelt hat.
Ein kulturhistorischer Leckerbissen sind die erstmals in der Öffentlichkeit präsentierten Ofenkacheln aus dem 14. Jahrhundert, welche beim Kelleraushub für die Drogerie Busslinger (heute Drogerie Haus) 1944 geborgen wurden. Diese bisher in der Wissenschaft praktisch unbekannten Funde wurden von der Kantonsarchäologie fachmännisch untersucht. Vor allem die fein modellierten Kachelfiguren werden von den Fachleuten als für den Aargau überdurchschnittlich wertvolle kunsthandwerkliche Leistungen taxiert. Einige wenige Exponate dürften sogar aus der Stadtgründungszeit stammen. Diese Funde wurden möglicherweise den Brandschichten von 1420 oder 1380 entnommen. Denn auch damals fielen grössere Teile der Stadt einem Brand zum Opfer.

Reussbote 6. September 2005
Rainer Stöckli

1505 Der Brand von Mellingen

In der Nacht vom 31. August zum 1. September 1505 brannte Mellingen zu rund 75 Prozent ab. Besonders tragisch war, dass dieses Schadenfeuer von einem eigenen Bürger absichtlich gelegt worden war.
Um den Stadtschatz im Rathaus zu rauben, soll Ruedi Stalder eine Scheune in der Unterstadt angezündet haben. So hoffte er, alle Bürger und die vielen Passanten würden zur Brandstätte eilen, damit er ungestört ins Rathaus einbrechen könne.
Doch sein Vorhaben misslang; fluchtartig verliess er die lodernde Stadt.
Wilde Gerüchte verbreiteten sich. Ein Verdächtiger wurde schuldlos niedergestochen und ein weiterer in Baden hingerichtet.
Schliesslich konnte man Ruedi Stalder in Zofingen verhaften. Hier wurde er gerädert, gehängt und verbrannt.

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Diebold Schilling stammte von Luzern und wurde ca. 1470 geboren.
Zwischen 1515 und 1522 dürfte er gestorben sein. Er schuf die schönste Bilderchronik der Schweiz, die er 1513 - also 8 Jahre nach dem Stadtbrand -abschloss.

Das Gemälde über den Mellinger Stadtbrand in der Schilling-Chronik ist die eindrücklichste Abbildung über dieses Ereignis.
Die Abbildung der Stadt dürfte allerdings kaum den damaligen Gegebenheiten entsprochen haben. Denn Mellingen war nie mit derart vielen Türmen bewehrt.


Bild-Nr.: 30000
Bild: Chronik von Diebold Schilling von Luzern
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Das Rathaus

Rainer Stöckli schreibt in seiner Schrift „Mellingen brennt....“ Seite 9:

Unerkannt kehrte Stalder 1505 wieder nach Mellingen zurück in der Absicht, im Rathaus ins sogenannte Gewölbe einzubrechen, um das Geld und die Silberbecher zu stehlen. Denn jeder Einwohner, der sich in Mellingen einbürgern liess, musste der Stadt u.a. einen Silberbecher schenken.

Ausschnitt aus dem Holzstich aus der Chronik von Johannes Stumpf. Grün eingefärbt > das Rathaus.


Bild-Nr.: 30001.1
Bild: Ausschnitt Holzschnitt von Johannes Stumpf, 1548
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Chronik Diebold Schilling

Transkrption des Textes oberhalb des Gemäldes:
"Wie und waenn Mellingen verbran, das stiess einer an, brach in das rathuss, wolt inen dz ir han genomen.
In dem obgeschribnen jar und uff sant Vrenentag ze nacht, alss die, so dann gan Zurzach ze maerckt gefaren und wider gan Mellingen kommen warend, da was ein boesswicht dadannen bürtig. Der wüst, wa die statt von Mellingen ir gelt und silbergeschirr unden in irem rathuss in eim gewelb hattend gegen der Rüss. Der hat ouch im fürgenomen und understuond, in das gewelb zu braechen unnd daruss ze naemen, was dann darinn lag, wüst doch das nit zewaegen ze bringen,

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wan dz er meint, es waerend uff die nacht vil froemder lüten in der statt, damit nieman uff ihn nüt bloess zwiffelt, und also stiess er die statt me denn an eim end an und fieng darmit an, im rathuss unden gegen der Rüss durch die mur ze brächen, und alss im die sach da valt, lüff er ouch zum für. Doch so hatt das für sovil überhand genomen, das jemer die statt schier gantz verbran. Doch hatt man den boesswicht inmass argwaenig gesaehen wandlen, das man inn jemer fieng und nach sinem verdienen und vergicht ouch verbrant und richtet. Doch so was er sunst ouch me dann in eim waeg ein boesswicht."

Diebold Schilling stammte von Luzern und wurde ca. 1470 geboren.
Zwischen 1515 und 1522 dürfte er gestorben sein. Er schuf die schönste Bilderchronik der Schweiz, die er 1513 - also 8 Jahre nach dem Stadtbrand -abschloss.


Bild-Nr.: 30013
Bild: Original: Korporationsgemeinde Luzern, Schilling-Chronik S. 494
Text: Rainer Stöckli / Diebold Schilling
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Der Brand - Chronik von Gerold von Edlibach von Zürich

Leider hat Gerold Edlibach den Brand von Mellingen in seiner Chronik nicht beschrieben, sondern dem Bild nur die folgenden fragmentarischen Notizen beigefügt:

„wie mellingen verbrann und wie es da ergieng und wer es anzünnt und was jnnen ietlichs ortt der eignischaft schankt an iren schaden der jnnen geschechen was anno 1505“

Original: Zentralbibliothek Zürich Ms. A 77 f. 346 r
Die Chronik wurde 1517 abgeschlossen.

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Der Zürcher Gerold Edlibach lebte von 1454 bis 1530.
Er sass lange im städtischen Rat. Seine Chronik mit eigenen Federzeichnungen beschreibt die Geschichte der Eidgenossenschaft zwischen dem Alten Zürichkrieg (1439-1450) und der Reformation.


Bild-Nr.: 30008
Bild: Chronik von Gerold von Edlibach von Zürich
Text: Rainer Stöckli / Gerold von Edlibach
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Der Brand von Mellingen

Dieser Holzschnitt aus der 1548 herausgegebenen Chronik von Johannes Stumpf, der den Brand von Mellingen zeigt, entspricht in keiner Weise dem damaligen Erscheinungsbild des Städtchens.
In der Brandnacht vom 31. August zum 1. September 1505, dem Verenentag, befand sich im Städtchen viel auswärtiges Volk, das per Schiff an den Verenenmarkt nach Zurzach fahren wollte und in Mellingen Zwischenhalt machte.
So hoffte Brandstifter Ruedi Stalder unbemerkt Feuer legen und im Rathaus den Stadtschatz rauben zu können.


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Johannes Stumpf

Er lebte von 1500 bis 1577/78. Er war Pfarrer und Weggefährte Zwinglis.
In späteren Jahren wandte er sich der Geschichtsschreibung zu.
Er gilt als einer der bedeutendsten Historiker des 16. Jahrhunderts.
Besonders wertvoll ist, dass er der Lokalgeschichte grosse Bedeutung zumass.
Die Bildtafel entstammt dem 1548 herausgegebenen Werk „Gemeiner loblicher Eydgnoschaft Stetten, Landen und Völckeren Chronickwirdiger thaaten beschreybung“.


Bild-Nr.: 30009
Bild: Holzschnitt aus Chronik von Johannes Stumpf 1548
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Der Flecken Zurzach

Wie oben erwähnt, befand sich in der Brandnacht in Mellingen viel Marktvolk, dass am kommenden Tag an den Verenenmarkt vom 1. Septemer reisen wollte.


Bild-Nr.: 30006
Bild: Stich von Matthäus Merian 1640
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

1505

1505 Ruedi Stalder

Ruedi Stalder war Mellinger Bürger. Von Beruf war er Bäcker. Sein Vater übte als Zimmermann das Amt eines Werkmeisters (Stadtbaumeister) aus und war ein geachteter Mann.
Ruedi hingegen war – so berichtet die Stumpf-Chronik – ein Tunichtgut.
1499 musste er wegen Diebstahls unsere Stadt verlassen. Er trieb sich als Dieb und Mörder zwischen 1499 und 1504 längere Zeit im Elsass umher.





Bild-Nr.: 30002
Bild: Zitat aus Chronik von Johannes Stumpf, 1548
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Ruedi Stalder zündet die Stadt an

Ruedi Stalder – Die Tat

1505 kehrte Ruedi ins Heimatstädtchen zurück. Böses hatte er im Sinn.
Auf das Bargeld und die Silberbecher im Rathaus hatte er es abgesehen. Er soll – so sagt der Volksmund – eine Scheune voller Getreide im Unterstädtchen angezündet haben. So hoffte er, dass alles Volk zur Brandstätte eilen würde. In diesen Schreckensaugenblicken wollte er in den Tresorraum im Rathaus – Gewölbe genannt – eindringen und Geld und andere Wertgegenstände wegtragen.
Doch die emsig umhereilenden Bürger hinderten ihn am schändlichen Tun.
Das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Fluchtartig musste Stalder das Städtchen verlassen.

Ruedi Stalder – Flucht und Tod

Mit einem gestohlenen Ross floh er. Am Mauritiustag (22.September) wurde er auf dem Jahrmarkt in Zofingen erkannt. Hier wurde er wegen dieser Brandtat und „anderen grausamen Lasteren“ gefangen genommen und zum Tode verurteilt: zuerst gerädert und dann am Galgen gehängt. Seinen Leichnam verbrannte man.
Bei seinem Tode habe er grosse Reue gezeigt. So sei zu hoffen – meint der Chronist-, dass er doch noch einen „christlichen Abschied“ von dieser Welt genommen habe.

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Bild-Nr.: 30005
Bild: Zitat aus Chronik von Johannes Stumpf, 1548
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Messeort Zurzach

Wie oben erwähnt, hielten sich in der Brandnacht viele Marktfahrer in Mellingen auf, um am nächsten Tag, d.h. am 1. September; an den Verenenmarkt in Zurzach zu reisen.


Bild-Nr.: 30007
Bild: Geschichte des Fleckens Zurzach 2004, S. 246
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Die Hinrichtung des Ruedi Stalder in Zofingen

Aus der Chronik von Johannes Stumpf:
"Mittler zeyt hatt Ruedi Stalder, der hauptbösswicht, ein Ross gestolen, das bracht er umm S. Mauritzentag gen Zofingen auff ein Jahrmärckt, daran er begriffen, und auss bekanntnuss des eyngelegten brands zua Mellingen unnd anderer grausamen lasteren, erstlich mit dem Rad gericht, an galgen gestrickt, unnd darnach zuo äschen verbrennt ward."


Bild-Nr.: 30012
Bild: Abbildung aus Chronik von Johannes Stumpf 1548
Text: Chronik von Johannes Stumpf 1548
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Zofingen

Hier in Zofingen wurde Ruedi Stalder zum Tod verurteilt.


Bild-Nr.: 30010
Bild: Abbildung aus Chronik von Johannes Stumpf 1548
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Chronik der Stadt Zofingen

Schilderung der Schandtaten von Ruedi Stalder

Hier wird fälschlich berichtet, Stalder sei 1503 in Zofingen hingerichtet worden.


Bild-Nr.: 30011
Bild: Chronik der Stadt Zofingen 1812
Text: Chronik der Stadt Zofingen 1812 / Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Gut dokumentiert

Dank der guten Quellenlage im Stadtarchiv Mellingen lässt sich auch der Wiederaufbau des Städtchens relativ detailliert nachzeichnen. So liegen eine Liste sämtlicher Spenden von nah und fern sowie ein Verzeichnis jener 45 Bürger, die gewillt waren, ihr Haus wieder aufzubauen, vor.
Ein Glücksfall ist zudem, dass ein Teil der gut geführten Baumeister- und Kirchmeierrödel aus dieser Zeit noch erhalten geblieben sind.


Bild-Nr.: 30045
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

1505

1505 Liste der Spenden an das brandgeschädigte Mellingen

Im ältesten Ratsprotokoll im Stadtarchiv (Bd. 1, f 9-11) wird kurz das Brandgeschehen und die Verurteilung von Ruedi Stalder geschildert. Darauf folgt die Liste der Guttäter.
Hier die Transkription von Blatt 9:
"Als man Zalt von der gepurt Cristi unsers erlöse[r]s ... [1505.] Jahr Uff sannt Fer[e]na tag Zu nacht ward dise statt Mellingen von Ruede staldern, eines burgers sun hie, mit fliss anzündt und gar verbrennt. Demnach in dryen wochen ward der selbig Ruede stalder [in] Zofingen von Diebstals wegen gefanngen unnd umb dises ubel ouch andre mordt unnd diebstal die er on alle pen ver Jach [=ohne dass er

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gefoltert wurde, zugab] daselbs mit urtel nach Keyserlichen rechten Geredert gehenckt und verbrent

Jtem hernach werdent verschriben die brandstüren gaben [=Spenden an die Brandgeschädigten] und schenckern, so diser statt an die brunst [gegeben] worden sind. Und haben geben also Namlich
Unsere Herren von Zurich" 200 Zürcher Gulden
"Unsere herren von Bern" 300 Mütt Korn
"Unsere Herren von Lucern" 100 Gulden und 2 Tannwälder
"Unsere Herren von Ury" 50 Münzgulden
"Unsere Herren von Schwytz" 40 Gulden
"Unsere Herren von Underwalden" 100 Gulden
"Unser Herren von Zug" 100 Gulden
"Unser Herren von Glarus" 50 Goldgulden



Bild-Nr.: 30044
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Spenden der acht regierenden Orte

Mellingen war seit der Eroberung des Aargaus anno 1415 Untertan der 7 regierenden Orte Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus. 1443 stiess auch Uri noch dazu.
Dass diese sogenannten Acht Alten Orte nach dem Brand ihrer Untertanenstadt sich besonders grosszügig verhielten und Mellingen als wichtigen strategischen und wirtschaftspolitischen Ort bei guter Laune behalten wollten, ist begreiflich. Noch heute prangen die Wappen dieser Orte links und rechts des Reichswappens auf der Innenseite des Brückentors.

Spenden der Acht Alten Orte:
• Zug 100 Gulden
• Schwyz 40 Gulden
• Luzern 100 Gulden und 2 Wälder
• Zürich 200 Zürchergulden
• Bern 300 Mütt Korn (ca. 21 Tonnen)
• Uri 50 Münzgulden
• Unterwalden 100 Gulden
• Glarus 50 Goldgulden


Bild-Nr.: 30040
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Spende des Klosters Wettingen an das brandgeschädigte Mellingen

• 2 Mütt Kernen (ca. 150 kg Getreide)
• 3 Saum Wein (ca. 380 Liter)
• 3 Schafe


Bild-Nr.: 30042
Bild: Federzeichnung von Johann Heinrich Murer, um 1635
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Liste der Bürger, die ihr Haus wieder aufbauen wollten

Am 21. Dezember 1505 erklärten sich 45 Bürger bereit, ihr Haus wieder aufzubauen:

Klaus Bächler Sebastian Fuetzer(?) Kleinhans Gingi
Michael Kranz Rudolf Schwab Hans Schremly
Hans Küng Hans Scherer Hans Heinrich Häuptlinger
Hans Frey, Schultheiss Heinrich Koller Rudolf Strub
Hans Hermann Hans Leemann Konrad Spitzli
Hansulrich Wolleb Konrad Widmer Heinrich Rätzer
Heinrich Wirt Petermann Gerung Rudolf Weber
Konrad Murer Hans Indergrueb Hans Wiss
Michael Gebistorf Hans Buttenberg Heinrich Pfister
Peter Schumacher Bernhard Mäder Rudolf Küttinger
Rudolf Gräwly Rudolf Singisen Hans Wagner
Rudolf Vogelsang Jakob Metzger Fridli Zierysen
Hans Ulrich Segesser Ueli Müller Hans Meyer
Peter Holzrüti Ueli Vogelsang Hans Gräminger
Rudolf Sumerer Hans Beringer, Gerber Rudolf (Murer),Hirschenwirt

Die Liste liegt im Stadtarchiv Mellingen.

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Der Wiederaufbau
Die in Mellingen regierenden Orte verordneten, die Bürger sollten ihre Häuser möglichst schnell wieder aufbauen. Es sind nur wenige Beispiele vorhanden, wo dieser Aufforderung nicht unverzüglich Folge geleistet wurde (s. nächstfolgendes Bild).
Die genannten Rechnungen liefern interessante Angaben über den Wiederaufbau der Stadt. Wir vernehmen, woher die Baumaterialien bezogen wurden, vom Bau einer Ziegelhütte im Nordwesten der Stadt und eines Kalkbrennofens in Brunegg. Wir erkennen eindeutig das Bemühen, die Stadt möglichst brandsicher wieder aufzubauen. In den Rödeln finden sich aber auch recht viele Hinweise über auswärtige Handwerker, Fuhrleute und Flösser, die wesentlich dazu beitrugen, dass die Stadt um 1509/10 zum grössten Teil wieder hergestellt war. Trotz dieser auswärtigen Hilfe mussten die Bürger in physischer, psychischer und materieller Hinsicht Gewaltiges leisten und auf sich nehmen, um in derart kurzer Zeit aus diesem Trümmerhaufen wieder eine ansehnliche Siedlung gleichsam aus dem Boden zu stampfen. Von diesen persönlichen Schicksalen wissen wir sehr wenig. Eines ist sicher: Wir müssen uns vor dieser Parforceleistung unserer Vorfahren vor 500 Jahren mit grossem Respekt verneigen.


Bild-Nr.: 30047
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Peter Holzrüti an der Sorbonne in Paris

Peter Holzrüti, der ein Haus im Städtchen besass, war einer der gelehrtesten Mellinger seiner Zeit.
1484 weilte er an der Sorbonne in Paris und wurde dort Vorsteher der deutschen Studentenschaft dieser renommierten Hochschule.
Eine Zeit lang war Peter Holzrüti Schulmeister in Mellingen.
Schliesslich promovierte er zum Doktor der Medizin, wanderte nach Zürich aus und avancierte daselbst im zweiten Jahrzehnt zum Stadtarzt, wo er 1526 verstarb.

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Als Besitzer eines abgebrannten Hauses in Mellingen wurde er 1509 von den Behörden aufgefordert, das Gebäude endlich wieder aufzubauen. Ob Holzrüti dann die Bauarbeiten an die Hand nahm oder auf seine Parzelle verzichtete, ist unbekannt.
Die regierenden Orte hielten nämlich fest, dass nur jene Bürger ihre Bauparzelle behalten durften, wenn sie wieder ein Gebäude errichteten.


Bild-Nr.: 30046
Bild: Stich aus dem 17. Jahrhundert
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Die Bauweise in einer mittelalterlichen Stadt

So dürften auch die mittelalterlichen Häuser in Mellingen ausgesehen haben:
Der Unterbau meist aus Stein, der Oberbau aus Holz oder in Fachwerk, die Dächer mit Schindeln bedeckt und mit Steinen beschwert.

Städte waren wegen ihrer Reihenbauweise besonders feuergefährdet und sind es heute noch. Vor allem in früheren Jahrhunderten fehlten meistens Brandmauern.
So ist bekannt, dass in Mellingen bis ins 20. Jahrhundert hinein die Gebäude im Estrichbereich teilweise durchgängig waren.

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Vor allem im Mittelalter, als die Oberbauten meist aus Holz bestanden und man die Dächer mit Schindeln deckte, war die Feuergefahr besonders akut. Äusserst vorsichtig hatte man mit offenem Feuer umzugehen. Doch für Licht und Wärme musste immer ein Feuer entzündet werden, sei es Holz, Kohle, Unschlitt oder Wachs.
Ein besonderes Augenmerk war auf Bäcker, Schmiede, Schlosser, Wirte – und nicht zuletzt auf die Hausfrauen zu werfen. Letztere heizten den Stubenofen ein, kochten, wuschen mit Aschenlauge und bügelten mit Kohlebügeleisen.


Bild-Nr.: 30020
Bild: Ausschnitt aus: Die Stadt im Mittelalter, Verlag Sauerländer, 1995.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1506 Baumeisterrödel von 1506

Das älteste Ratsprotokoll von Mellingen, das kurz vor dem Stadtbrand begonnen wurde und in welchem eine Liste aller Spenden verzeichnet ist, sowie zwei Baumeisterrödel von 1506, wo sich viele Angaben über den Wiederaufbau der Stadt finden.






Bild-Nr.: 30045.1
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

1505

1505 Schäden am Rathaus

Am Rathaus entstanden beim Brand nur wenige Schäden, weil es aus Stein gebaut war. Noch heute besteht das Rathaus zum grössten Teil aus mittelalterlicher Bausubstanz. Die prächtige Fassade gegen die Grosse Kirchgasse hin wurde 1460 gebaut.


Bild-Nr.: 30004.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Schäden am alten Rathaus

Nicht ganz ungeschoren ging auch das mittelalterliche Rathaus aus dem Brand von 1505 hervor. So führte Meister Lienhard von Lenzburg Maurerarbeiten aus.
Von der eidgenössischen Orten erhielt Mellingen neue Standesscheiben.
Offenbar waren die alten durch die Hitze geborsten.
Unversehrt blieb die 1467 vom Mellinger Werkmeister Hans Widerkehr geschaffene spätgotische Ratsstube. Diese kann heute im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich bewundert werden (s. Bild).


Bild-Nr.: 30024
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Schäden an der Zollstube und am Brückentor

Auch die Zollstube neben dem „Hirschen“ erlitt erheblichen Schaden.
So errichtete man einen neuen Ofen. Die Zollstube befand sich links des Brückentors, in welcher sich im 19. und 20. Jahrhundert ein Verkaufsgeschäft befand. Dieses musste 1928 der Erweiterung des Brückentors weichen.
Neuste archäologische Untersuchungen vermuten, dass die beiden Geschosse über dem Brückentor erst etwa 30 bis 40 Jahre nach dem Brand ihr heutiges Aussehen erhielten.


Bild-Nr.: 30025
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Schaden an der Holzbrücke

Bei der Brücke scheint vor allem das Dach beschädigt gewesen zu sein.


Bild-Nr.: 30026
Bild: Ausschnitt aus dem Stich von Matthäus Merian, 1642.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Schäden an der Kirche

Die Chroniken berichten, dass der Iberg, das Rathaus, die Kirche und die Brücke unbeschädigt blieben.
Die Baumeister- und Kirchmeierrödel belehren uns aber eines anderen. Da in den Baumeisterrödeln meist nur die Arbeiten an öffentlichen Gebäuden erwähnt werden, ist schwer abzuschätzen, welche Stadtteile besonders betroffen waren. Weil wir aber hören, dass alle drei Tore, die Umgebung der Kirche und zum Teil auch das Ratshaus in Mitleidenschaft gezogen wurden, muss angenommen werden, dass der Brand sehr grossflächig war.

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Pfarrhaus und die Kaplaneihäuser der Liebfrauenpfrund sowie der Mittelmesserpfrund (beide Kaplaneien wurden während der Reformation aufgehoben) mussten von Grund auf neu erbaut werden.
Im Pfarrhaus und im Mittelmesserhaus mussten neue Öfen errichtet werden.
Bei der Kirche litt vor allem das Dach. Es mussten der Dachstuhl erneuert und das Dach mit neuen Ziegeln eingedeckt werden. Vermutlich barsten diese ob der grossen Hitze. Wir vernehmen, dass auf dem Kirchhof zahlreiche Ziegelscherben aufgelesen werden mussten. Die Wiederherstellungsarbeiten wurden von Meister Rudolf Hochinger von Baden ausgeführt. Auch das Vorzeichen (der gedeckte Eingang zur Kirche) wurde neu errichtet.


Bild-Nr.: 30022
Bild: Ausschnitt aus dem Aquarell von Mellingen im „Ehrenspiegel des Hauses Österreich“, ca. 1555.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Schäden am Zeitturm

Ein Schlosser von Baden lieferte neue Schlüssel zum Tor des Zeitturms und Konrad Bur war längere Zeit mit Maurerarbeiten beschäftigt.


Bild-Nr.: 30023
Bild: Ausschnitt aus dem Aquarell von Mellingen im „Ehrenspiegel des Hauses Österreich“, ca. 1555.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Wiederaufbau

Die Hilfsmittel beim Wiederaufbau der Stadt waren noch gering. Fuhrwerke und einfach konstruierte Kräne waren wohl die einzigen „technischen“ Hilfsmittel. Das meiste war schwere Handarbeit.

Ausschnitt aus: Jürg Müller, Anna Siegfried, Jürg E. Schneider.
Auf der Gasse und hinter dem Ofen. Eine Stadt im Mittelalter.
Verlag Sauerländer.


Bild-Nr.: 30043
Bild: Jürg Müller, Anna Siegfried, Jürg E. Schneider.Eine Stadt im Mittelalter. Verlag Sauerländer.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Die Verwendung von Holz für für den Bau von Häusern vor 500 Jahren

Während jene Teile der Gebäude, welche vor dem Brand aus Stein bestanden, nur teilweise neu errichtet oder ausgebessert werden mussten, wurden die hölzernen Teile meist ein Raub der Flammen. So benötigte man für Böden, Treppen, Innenwände, für den Riegelbau, für Möbel und nicht zuletzt für die Dachstühle enorm viel neues Holz. Dass nach dem Brand keine Häuser mehr mit Schindeln bedeckt waren, entspricht nicht den Tatsache. Allein in den Baumeisterrech-nungen ist bezeugt, dass über 70'000 Schindeln nach Mellingen transportiert wurden.
Die Stadtbesass selbst nur in Mellingen-Dorf recht viel Wald, der aber für den Wiederaufbau nicht reichte und den man auch zum Teil schonen musste. Denn für das Heizen und Kochen war Holz damals praktisch der einzige Energieträger. Holzschläge sind in unserer Gegend namentlich im Gruemet und Schönhard bezeugt. Holz bezog man auch von den umliegenden Gemeinden. Sehr wertvoll war, dass Luzern den brandgeschädigten Mellingern je einen Wald in Inwil und St. Urban schenkte.


Bild-Nr.: 30075
Bild: Die Stadt im Mittelalter, Verlag Sauerländer 1995.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Riegelmauerwerk in den Gebäuden nach dem Brand

Wenn auch die Abbildung Mellingens in der Stumpfchronik nicht absolut den damaligen Gegebenheiten entsprechen kann, so geben doch die über 10 Gebäude in Riegelmauerwerk (braun gefärbt) einen Hinweis, dass diese Bauweise in Mellingen recht verbreitet war. Diese Riegelbauten und die vielen Dachstühle, welche wohl zum grössten Teil beim Brand zerstört wurden, erfordeten grosse Mengen an Bauholz, das nicht alles aus den eigenen Wäldern bezogen werden konnte.


Bild-Nr.: 30027
Bild: Holzschnitt von Johannes Stumpf, 1548
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Gebäude mit sichtbarem Riegelmauerwerk in der heutigen Altstadt (2007)

Vermutlich wurden nach dem Brand beim Wiederaufbau wesentlich mehr Bruchsteine, Ziegelsteine und Dachziegel verwendet. Deshalb baute man 1506 eine eigene Ziegelei gegen Brugg hin. Ein Grossteil der Aussenwände und zum Teil auch der Innenwände wurde mit Bruchsteinen errichtet. Vor allem in Bürgerhäusern entstanden viele Mauern in Riegelbauweise. Eher selten wurden Backsteine verwendet. Für den Mauerbau benötigte man viele Bruchsteine, Sand und Mörtel. So vernehmen wir in den Baumeisterrechnungen häufig von Arbeiten in Steinbrüchen und Sandgruben. Wo die Steine gebrochen wurden, ist nirgends verzeichnet.

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Doch ist anzunehmen, dass die meisten Steine von den zahlreichen Steinbrüchen in Tägerig, Wohlenschwil, Mägenwil und Dottiken herangeführt wurden. Für die Herstellung von Mörtel verwendete man gelöschten Kalk, Sand und Wasser. Den meisten Kalk baute man in Brunegg am Kestenberg ab. Hier betrieb Mellingen eine eigene Kalkbrennerei. Denn bevor der Kalk gelöscht wurde, musste dieser auf ca. 900 Grad erhitzt werden. Als Kalkbrennmeister fungierte der Mellinger Bürger Peter Murer.
Gebäude mit Riegelbauwerk in der heutigen Zeit:
Links oben: Spittelscheune
Links unten: Bruggerstrasse 28
Rechts oben: Kleine Kirchgasse 46
Rechts Mitte: Scheunengasse 3
Rechts unten: Grosse Kirchgasse 5
Bei Umbauarbeiten in den letzten Jahren stellte sich heraus, dass auch jetzt an vielen Häusern noch Riegelmauern aus früherer Zeit vorhanden sind, die aber heute durch Verputz überdeckt sind.


Bild-Nr.: 30028
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Wiederaufbau - Werkstoff Holz

Wenn auch die Gebäude nach 1505 wohl wesentlich mehr aus Stein, Mörtel und Ziegeln als vorher bestanden, benötigte man trotzdem für Böden, Treppen, Wände, Dachstühle und Möbel sehr viel Holz.
Bezeugt ist auch, dass neben Dachziegeln weiterhin nicht selten Holzschindeln für die Hausbedachung verwendet wurden. Allein in den Baumeisterrechnungen ist bezeugt, dass über 70`000 Schindeln nach Mellingen transportiert wurden. Eine Kombination von Mauer – und Holzbau war der auch in Mellingen recht verbreitete Riegelbau.

Holz aus der Region

Damit die Stadt ihre Wälder in Mellingen-Dorf nicht vollständig plündern musste, waren die Spenden von Luzern hochwillkommen. Holzschläge in unserer Gemeinde sind namentlich im Gruemet und im Schönhard bezeugt. Weiteres Holz bezog man von Lupfig, Lenzburg und Wohlen.

Bild: Hier in der Gegend von Inwil (LU) konnte Mellingen einen Wald nutzen.


Bild-Nr.: 30055
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

1505

Wiederaufbau - Werkstoff Holz

Recht viel Holz erhielt Mellingen als Spende von Luzern aus der waldreichen Gegend um St. Urban.

Blick auf das Kloster St. Urban.


Bild-Nr.: 30056
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Die Reuss als Transportweg

Bis ins 18. Jahrhundert war die Reuss auch für den Personen- und Warenverkehr von grosser Bedeutung.
Von Luzern her verkehrten regelmässig Kursschiffe. Es ist auch nachgewiesen, dass auf der Reuss Holz geflösst wurde, so auch Stämme für den Wiederaufbau der Gebäude.


Bild-Nr.: 30065
Bild: Ausschnitt aus dem Stich von Matthäus Merian, 1640.
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Flösserei auf der Reuss und der Aare

Wie auf dieser alten Aufnahme kann man sich das Flössen auf Aare und Reuss vor 500 Jahren vorstellen.


Bild-Nr.: 30066
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

1505 Flössen auf Aare und Reuss

Das Holz aus der Gegend von St. Urban wurde auf der Aare --> blaue Linie, vermutlich von Murgenthal bis Wildegg und von dort auf dem Landweg --> gestrichelte Linie, nach Mellingen transportiert.
Das Holz aus dem Raum Inwil/Emmen wurde auf der Reuss --> blaue Linie, direkt nach Mellingen geflösst.
Rote Linie = heutige Kantonsgrenzen

Die Holzflösser

Es war für Mellingen ein echter Glücksfall, dass Luzern der Stadt unentgeltlich die Nutzung zweier Tannwälder überliess. Aufgrund der Baumeisterrödel müssen sich diese beiden Wälder in der Nähe von Inwil und St. Urban befunden haben. Der Standort dieser Wälder wurde mit Bedacht so gewählt, konnten doch die Stämme aus der Gegend von Inwil bis Mellingen auf der Reuss geflösst werden.
Auch das waldreiche Gebiet um St. Urban lag relativ ideal. Vermutlich konnten hier die Hölzer in der Gegend von Murgenthal auf der Aare eingewässert und von dort bis etwa Wildegg geflösst werden. Von hier weg wurden sie auf dem Landweg nach Mellingen transportiert.
In den Baumeisterrechnungen finden wir daher öfters Löhne an Flösser von Emmen, Inwil, Dietwil, St. Urban und Aarburg.
1506 bezahlte der Baumeister einem Halter von Dietwil, einem Rickenbach, einen Stüby und einem Herzig für das Herbeiführen von 472 Stämmen aus der Innerschweiz 38 Pfund.

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Die Holzflösser
Es war für Mellingen ein echter Glücksfall, dass Luzern der Stadt unentgeltlich die Nutzung zweier Tannwälder überliess. Aufgrund der Baumeisterrödel müssen sich diese beiden Wälder in der Nähe von Inwil und St. Urban befunden haben. Der Standort dieser Wälder wurde mit Bedacht so gewählt, konnten doch die Stämme aus der Gegend von Inwil bis Mellingen auf der Reuss geflösst werden.
Auch das waldreiche Gebiet um St. Urban lag relativ ideal. Vermutlich konnten hier die Hölzer in der Gegend von Murgenthal auf der Aare eingewässert und von dort bis etwa Wildegg geflösst werden. Von hier weg wurden sie auf dem Landweg nach Mellingen transportiert.
In den Baumeisterrechnungen finden wir daher öfters Löhne an Flösser von Emmen, Inwil, Dietwil, St. Urban und Aarburg.
1506 bezahlte der Baumeister einem Halter von Dietwil, einem Rickenbach, einen Stüby und einem Herzig für das Herbeiführen von 472 Stämmen aus der Innerschweiz 38 Pfund.


Bild-Nr.: 30067
Bild: Atlas de la Suisse Nr. 14. Le Canton d` Argovie, Zürich 1822
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Ziegel- und Kalkbrennöfen im Mittelalter

Nach dem Brand wurden die Häuser vermehrt mit Ziegeln und nicht mehr mit Schindeln gedeckt. Das Erdgeschoss erbaute man vielfach mit Bruchsteinen. Die Verwendung von Backsteinen war noch nicht so geläufig. Deshalb entschloss sich Mellingen unterhalb des Städtchens an der Bruggerstrasse eine Ziegelhütte zu bauen.


Bild-Nr.: 30091
Bild: Die Stadt im Mittelalter, Verlag Sauerländer 1995
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Kalkbrennerei am „Bruneggerberg“

Am Kestenberg – in den Baumeisterrechnungen „Bruneggerberg“ genannt – baute Mellingen Kalk ab und unterhielt hier in Brunegg (Bild) eine eigene Kalkbrennerei.
Der gebrannte Kalk wurde dann nach Mellingen transportiert und „geschwellt“ --> gelöscht, damit er mit Wasser und Sand zusammen zu Mörtel verarbeitet werden konnte.


Bild-Nr.: 30090
Bild: Berta Stöckli
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Ziegelhütten an der Bruggerstrasse und an der Trottenstrasse

1494 bezog Mellingen bei der Restauration der Stadtkirche noch Ziegel aus Bremgarten. Nach dem Brand erbaute man 1506 eine eigene Ziegelhütte (1) nordwestlich des Städtchens an der Landstrasse nach Brugg und bezog Ziegelmodel von Bremgarten.
Man ernannte einen eigenen Stadtziegler.
Neben den Dachziegeln wurden teilweise auch Backsteine gebrannt.
Da aber viele Dächer nach dem Brand mit Ziegeln gedeckt wurden, mussten zusätzlich noch Ziegel von auswärts bezogen werden.

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Um 1570 dürfte die Ziegelhütte (2) ins Gebiet des heutigen Kindergartens Trottenstrasse verlegt worden sein. (Abbruch: Mitte 19. Jahrhundert)
Auch im 19./20. Jahrhundert wurden in der Ziegelei Biland --> Gebiet Firma Meierhofer/Tanklager, in grossem Stil Ziegel und Backsteine hergestellt.
Die Sprengung der Kamine der Ziegelei Biland erfolgte im 2. Weltkrieg. Der Betrieb wurde schon mehrere Jahre vorher eingestellt.


Bild-Nr.: 30080
Bild: Ziegelhütten
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Die Ziegelhütte an der Trottenstrasse

Von ca. 1570 bis Mitte des 19. Jahrhunderts fand sich die Ziegelhütte (siehe schwarzer Pfeil) neben der heutigen Trottenstrasse an der Stelle, wo heute der Kindergarten steht.


Bild-Nr.: 30081
Bild: Ausschnitt aus einer Karte von ca. 1770 /Planarchiv/Staatsarchiv Aargau
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505

Die Ziegelei Biland

Die Ziegelei Biland wurde 1886 im Bahnhofgebiet von Mellingen gebaut.
1943 wurde der letzte Kamin der Ziegelei gesprengt.
Der hier abgebildete Druck stammt aus dem 2. Jahrzehnt des
20. Jahrhunderts. Neben der Argovia war die Ziegelei in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts der grösste Industriebetrieb in Mellingen.
Auf dem ehemaligen Gelände stehen heute die Bauten der Meierhofer AG und auf einem Teil, wo die Tonerde für die Ziegelproduktion gewonnen wurde, finden sich heute die Behälter des Tanklagers.

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Auch der links der Birmenstorferstrasse gelegene idyllische Weiher war einst eine Tongrube, welche nun zum Teil mit Grundwasser gefüllt ist und dem Tanklager als Löschwasserreserve dient.


Bild-Nr.: 30092
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

1505