Die Glocken der Pfarrkirche

Kirchgassen mit Iberg und Altersheim > Grosse Kirchgasse

Kirchenglocken hatten seit dem Mittelalter eine grosse Bedeutung - auch in Mellingen. Sie riefen zu den Gottesdiensten und zum Gebet auf. Die Glocken verkündeten die Uhrzeit und forderten bei einem Brand die Feuerwehrleute zu raschem Handeln auf. Über die Mellinger Kirchenglocken in früherer Zeit ist nur wenig bekannt. Doch der mächtige spätmittelalterliche Glockenturm weist darauf hin, dass hier stets ein beachtliches Geläut hing. 1637 und 1641 wurden sechs neue Glocken gegossen, die bis 1959 ihren Dienst taten. Damals entstand in der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau das heutige Geläut. Dieses wurde am 29. August 1959 geweiht und zwei Tage später von der Schuljugend in den Glockenturm gezogen. Die fünf Glocken haben ein Gewicht von beinahe neun Tonnen. Es ist eines der imposantesten Geläute im Aargau.




Text und Bildauswahl: Rainer Stöckli
Fotos: Viktor Zimmermann, Fotoarchiv Mellingen, Aatg. Denkmalpflege, Gemeinde Schänis, Robert Höhener,
Bildbearbeitung: Madlen Zimmermann

1045 Erste Erwähnung einer Kirche in Mellingen in einer Urkunde

Es ist anzunehmen, dass in Mellingen bereits Jahrhunderte vor der Stadtgründung Glockenklänge durch das untere Reusstal schallten. 1045 ist in Mellingen das erste Mal eine Kirche in einer Urkunde erwähnt


Bild-Nr.: G-Pf-1_11200
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

001

Frauenkloster Schänis

Darin bestätigt der Papst, dass die Kirche in Mellingen im Besitz des Frauenklosters Schänis zwischen Zürichsee und Walensee sei.


Bild-Nr.: G-Pf-2
Bild: © Politische Gemeinde Schänis, Oberdorf 16, 8718 Schänis
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Politische Gemeinde Schänis, Oberdorf 16, 8718 Schänis

002

Der heutige Glockenturm

Vermutlich stand damals ein Kirchlein in romanischem Stil an der Reuss. Der heutige mächtige Glockenturm in gotischem Stil steht wie ein Wächter am Fluss.


Bild-Nr.: G-Pf-3
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

003

Fresken im Innern des Turms

Dank der Fresken aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts im Innern des Turms ist dieser sicher 650 Jahre alt.


Bild-Nr.: G-Pf-4_11738.0
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

004

Holzschnitt von Jos Murer von 1566

Möglicherweise wurde er aber schon bei der Gründung der Stadt um 1240 erbaut. Wenn auch auf dem Holzschnitt von Jos Murer von 1566 die Stadt Mellingen nur in stilisierter Form abgebildet ist, sind die vier Türme bereits recht realistisch dargestellt. Dominant präsentiert sich der wuchtige Glockenturm.


Bild-Nr.: G-Pf-5_39044
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

005

Auch heute erscheint dieser Turm als ruhender Pol der Gemeinde


Bild-Nr.: G-Pf-6
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

006

Blick auf das Städtli in den 20er-Jahren

Er steht an einem idealen Platz, von welchem sich die Klänge der Glocken über die ganze Gemeinde ausbreiten können.


Bild-Nr.: G-Pf-7_03011.4
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

007

Älteste Abbildung der Kirche Mellingens aus dem 15. Jahrhundert

Schriftlich bezeugt sind Glocken in Mellingen aber erst im 15. Jahrhundert. Hier die erste wohl stark stilisierte Abbildung der Kirche mit dem Glockenturm aus dieser Zeit.
Dieses Bild finden wir in einer liturgischen Handschrift im Pfarrarchiv. Neckisch das Mellinger Banner, das aus dem Glockenturm ragt.


Bild-Nr.: G-Pf-8_11220
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

008

Betglocke

Im Stadtrecht, der damaligen Verfassung Mellingens, wird in Zusammenhang mit dem Brandschutz die Betglocke erwähnt: Es wird bestimmt, dass vom Nachmittag bis zur Betglockenzeit und danach die ganze Nacht durch kein neues Holz in den Feuerofen gelegt werden dürfe. Mit der Betglocke wurde meist beim Eindunkeln geläutet. Der Arbeitstag war zu Ende und man verrichtete ein Gebet.


Bild-Nr.: G-Pf-9
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

009

Holzschnitt aus der Chronik von Johannes Stumpf 1548

Der frühbarocke Neubau von Kirchenschiff und Chor richtete man 1675 – getrennt vom mittelalterlichen heute noch erhaltenen Glockenturm - gegen Südosten aus. Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kirchenuhr wohl am Turm. 1538/39 ist auf jeden Fall eine Uhr mit Glockenschlag am Turm bezeugt.
Das alte Geläute umfasste sechs Glocken. Diese wogen aber gesamthaft wesentlich weniger als die neuen fünf Glocken. 1637 schaffte man, nachdem man das Innere der Kirche renoviert hatte, zwei neue Glocken an. Gegossen wurden sie u.a. von Glockengiesser Rossier in Neudorf/Luzern. Diese Kunsthandwerker stammten ursprünglich aus Lothringen.


Bild-Nr.: G-Pf-10_39043.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

010

Johann Jodok Singisen (ca.1557-1644)

Am 21. Dezember 1637 weihte der aus Mellingen gebürtige Abt von Muri, Johann Jodok Singisen, die Glocken ein.
Es waren dies die Dreifaltigkeitsglocke und die Marienglocke. 1641 wurde das Geläut um vier weitere Glocken ergänzt: die Johannesglocke, die Katharinaglocke, die Sebastiansglocke und die Verenaglocke, ebenfalls geschaffen durch die Glockengiesser Rossier in Neudorf/Luzern. Die sechs alten Glocken hatten ein Gesamtgewicht von 3666 Kilogramm.


Bild-Nr.: G-Pf-11_39500
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

011

Die Dreifaltigkeitsglocke

Beim neuen Geläute ist die grösste der Dreifaltigkeit geweihte Glocke schwerer als die sechs alten Glocken, nämlich 4150 Kilogramm.
Das neue Geläute wiegt insgesamt 8970 Kilogramm.


Bild-Nr.: G-Pf-12
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

012

Albert Nüssli

Dank dem Verdienst von Albert Nüssli wurde 1959, als die alten Glocken eingeschmolzen wurden, ein Teil der Johannesglocke und die Sebastiansglocke gerettet.


Bild-Nr.: G-Pf-13
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

013

Ein Ausschnitt des Glockenmantels der Johannesglocke

Von der alten Johannesglocke wird im Ortsmuseum ein Ausschnitt des Glockenmantels aufbewahrt. Wir sehen das doppelte ehemalige Mellinger Kugelwappen, darüber das Reichswappen. Unten die Inschrift MELLINGA.


Bild-Nr.: G-Pf-14
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

014

Die Sebastiansglocke

Ganz erhalten ist die Sebastiansglocke. Sie hat ihren Standort im Freien links des Turmeingangs. Bemerkenswert die lateinische Inschrift am Glockenhals, hier in deutscher Übersetzung: "Heiliger Sebastian, wir bitten Dich, bewahre die Deinen vor der Pest, gegossen im Jahre des Herrn 1641". Vermutlich wurde diese Glocke im Angedenken an das letzte grosse Pestjahr 1629 gegossen, als beinahe die halbe Bevölkerung dahingerafft wurde. Damals starben gegen 190 Einwohner. Auf dem Glockenmantel erblickt man das Abbild des Hl. Sebastian und das vom Reichsadler überragte Doppelwappen der Stadt.


Bild-Nr.: G-Pf-15_11064
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

015

Hier wird die Sebastians-Glocke im August 1959 ausserhalb des Turms nach unten befördert.


Bild-Nr.: G-Pf-16_11058.5
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

016

An der Turmwand sind noch zwei Klöppel des alten Geläuts angebracht.


Bild-Nr.: G-Pf-17
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

017

1959 Glockenweihe mit Bischof und Pfarrer

Von 1956 bis 1989 wirkte Gottfried Baur als Pfarrer der katholischen Kirchgemeinde von Mellingen.
Hier ein Foto neben Bischof Franziskus von Streng anlässlich der Glockenweihe von 29. August 1959.


Bild-Nr.: G-Pf-18_11061.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

018

1956 Der Neubau des Pfarrhauses

Pfarrer Baur brachte frischen Wind in die Pfarrei. So fiel ihm bald auf, dass das über 300jährige Geläut nicht sehr wohlklingend war. Eine Glocke hatte sogar einen Sprung und musste ausser Betrieb genommen werden. Pfarrer Baur schritt zur Tat: Ein neues Geläute musste her. Aber wie sollte dies finanziert werden, nachdem der Neubau des Pfarrhauses 1956 die Kasse stark belastet hatte?


Bild-Nr.: G-Pf-19_06090
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

019

Das Herbstfest

Doch Pfarrer Baur wusste Rat: Mit einem mächtigen Fest sollte ein Grossteil der Kosten erwirtschaftet werden. Der Unermüdliche vermochte die ganze Gemeinde konfessionsübergreifend zu begeistern. Bereits nach einem Jahr im Pfarramt stieg vom 28. bis 30. September 1957 auf dem Platz hinter dem Schulhaus Bahnhofstrasse das legendäre „Herbstfest“ mit zahlreichen Attraktionen. Der Reinerlös ergab den für damalige Verhältnisse grossen Reinerlös von fast 70‘000 Franken.


Bild-Nr.: G-Pf-20
Bild: Logo aus dem Pfarrarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Pfarrarchiv Mellingen

020

Die Kosten für das neue Geläut

Die Kosten der fünf neuen Glocken und die Elektrifikation wurden mit rund 100‘000 Franken veranschlagt. Die Firma Rüetschi vergütete für die alten Glocken 11‘000 Franken. Somit ergab sich ein Finanzbedarf von rund 90‘000 Franken und eine Finanzierungslücke von etwa 20‘000 Franken, welche durch einen Glockenfonds sowie viele grosszügige Spenden und Kirchenopfer gedeckt werden konnte. Die Kirchgemeinde übernahm bloss die Kosten von 10‘000 Franken für den Einzug eines Betonbodens in den Kirchturm und die Reparatur der Kirchenuhr


Bild-Nr.: G-Pf-21_11072.11
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

021

Logo 650 Jahre Glockenguss in Aarau „Rüetschi -So klingt Zukunft. Seit 1367“

So konnte bereits 1958 der Auftrag an die Glockengiesserei Rüetschi in Aarau erteilt werden.


Bild-Nr.: G-Pf-22
Bild: Logo 650 Jahre Glockenguss Aarau, Webseite Rüetschi
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Logo 650 Jahre Glockenguss Aarau, Webseite Rüetschi

022

Am 12. Juni 1959 wurden die Glocken gegossen. Am 17. Juli überprüften Fachleute die Glocken auf dem Firmengelände auf ihre Qualität.


Bild-Nr.: G-Pf-23_11057.5
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

023

Transport der Glocken

Am 28. August transportierten Mellinger Landwirte auf ihren von 16 Pferden gezogenen, mit Blumen geschmückten Wagen die fünf Glocken von Aarau nach Mellingen


Bild-Nr.: G-Pf-24_11059
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

024

Glockentransport mit Ross und Wagen


Bild-Nr.: G-Pf-25_11061
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: FotoarchivMellingen

025

Die Dreifaltigkeitsglocke


Bild-Nr.: G-Pf-26_11060.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

026

Die drei Gespanne auf der Lenzburgerstrasse


Bild-Nr.: G-Pf-27_11061.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team -
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

027

Um 19 Uhr kamen die Glocken auf dem Kirchplatz an.

Hier wurden diese an einem Gestell vor der Kirche aufgehängt.


Bild-Nr.: G-Pf-28_11061.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team -
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

28

Am 29. August weihte Bischof Franziskus von Streng die Glocken


Bild-Nr.: G-Pf-29
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Bereit für den Festakt

Wegen der Glockenweihe auf dem Kirchplatz waren die Kirchgassen für jeden Autoverkehr gesperrt.


Bild-Nr.: G-Pf-30_11061.4
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Fotoarchiv-Team
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Glocken

Alle fünf Glocken wurden an einem Holzgestell auf dem Kirchplatz aufgehängt, um am 29. August 1959 von Bischof Franziskus von Streng geweiht zu werden.


Bild-Nr.: G-Pf-31_11061.4.1
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

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Eine Anekdote ...

Weil die Kirchgassen wegen der Glockenweihe gesperrt waren, wurde das Mellinger Original, der Ladner Franz, als Hilfspolizist mit seiner speziellen Uniform beim Eingang zur Grossen Kirchgasse postiert.
Als dann eine schwarze Limousine trotzdem in die Gasse einfahren wollte, hielt der Ladner Franz den Chauffeur wild gestikulierend zurück. Schliesslich mischte sich der Fahrgast ein und bat den Ladner Franz, bei ihm doch eine Ausnahme zu machen, er sei nämlich der Bischof. So konnte der Oberhirte weiterfahren und recht bald seines Amtes walten.


Bild-Nr.: G-Pf-32_11061.4.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Die Glockenweihe

Er weihte die Glocken mit Weihwasser und Öl. Mit vielen Psalmen wurde an die Aufgaben der Glocken erinnert. In gleicher Weise wandte sich der Bischof in einer Predigt an die Gläubigen von Mellingen.


Bild-Nr.: G-Pf-33_11061.6
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Mit einem Holzhammer brachten der Bischof, andere Geistliche, Ministranten und weltliche Gäste die Glocken zum Klingen.


Bild-Nr.: G-Pf-34_11061.8
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Umrahmt wurde der Gottesdienst mit Beiträgen des Kirchenchors und der Stadtmusik.


Bild-Nr.: G-Pf-35
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Dem Weiheakt wohnten zahlreiche Gäste und viele Hundert Gläubige bei.


Bild-Nr.: G-Pf-36_11063.1
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Das Aufzugsseil hängt bereits aus dem wegen den grossen Glocken erweiterten Schallfenster die Kirchturmmauer hinunter.


Bild-Nr.: G-Pf-37_11058
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Am 31. August zogen die 350 Primar- und Bezirksschüler die fünf Glocken in den Turm

Ein Erlebnis, von dem ältere Mellinger noch heute schwärmen.
Zuerst hievten etwa 70 Schüler der Unterstufe die kleinste Glocke, die Schutzengelglocke, hoch.


Bild-Nr.: G-Pf-38_11062.4
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Glocke für Glocke fand so ihren Weg in den Turm.


Bild-Nr.: G-Pf-39_11062
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Der Blick nach oben....wie weit noch?


Bild-Nr.: G-Pf-40_11062.2
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Bereits ist eine Glocke auf halber Höhe angelangt.

Mehr

Mit viel Power wurden die restlichen Klangkörper in die dunkle Glockenstube befördert. Am 20. September, am Bettag, durfte sich die Bevölkerung das erste Mal darüber freuen, wie die neuen Glocken einen feierlichen Klangteppich über Stadt und Land legen. Das Geläute war bis auf den letzten Rappen bezahlt.


Bild-Nr.: G-Pf-41_11063
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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1959 Glockenaufzug

Am 31. August wurden die Glocken durch die Schuljugend in den Turm gezogen.


Bild-Nr.: G-Pf-42-11062.1
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv-Mellingen

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Glockenaufzug durch die Schuljugend

Am 31. August 1959 wurden die Glocken von der Schuljugend in den Turm gezogen.


Bild-Nr.: G-Pf-43_11062.3
Bild: Fotoarchiv-Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Nun hatte also Mellingen ein prächtiges Geläute. Doch Pfarrer Baur .......

.....schritt zur nächsten Tat:
Er meinte, diese schönen Glocken dürften nicht in einem derart altersgrauen Turm ihr Dasein fristen!
Mit anderen Worten: Der Turm sollte renoviert werden.


Bild-Nr.: G-Pf-44_17538
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Der Zementpfarrer von Mellingen

Um die Kirchgemeinde finanziell nicht allzu stark zu belasten, kam er auf eine glänzende Idee. Er verkaufte kleine Säcklein mit etwas Zement darin, das Stück zu 5 Franken. So setzte er in Kürze viele Hunderte Säcke ab. In der ganzen Schweiz wurde er als „Zementpfarrer von Mellingen“ bekannt. Bereits 1960 konnte die Renovation des Glockenturms abgeschlossen werden.


Bild-Nr.: G-Pf-45_11065
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Ein Jahr später präsentierte sich auch die Aussenfassade der Kirche in strahlendem Weiss


Bild-Nr.: G-Pf-46_17610
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Die einzige noch ältere Glocke der Pfarrkirche hängt im Dachreiter über der Chorwölbung.


Bild-Nr.: G-Pf-48
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Diese Glocke goss 1797 Johann Jakob Brandenberg von Zug.


Bild-Nr.: G-Pf-49
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

49

Es dürfte sich um eine Marienglocke handeln.

Auf dieser Seite sieht man Maria mit Kind.


Bild-Nr.: G-Pf-50
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die Evangeliglocke

Auf dieser Seite sieht man Maria, welche eine Schlange zertritt.
Gemeinhin hiess diese Glocke Evangeliglocke. Heute wird sie bei Eucharistiefeiern während der Wandlung geläutet, übrigens als einzige vom Chor aus noch von Hand.


Bild-Nr.: G-Pf-51
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die kleinste Glocke im Turm ist die Schutzengelglocke

Diese wurde von der Pfarreijugend finanziert – über 6000 Franken.


Bild-Nr.: G-Pf-52
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Auf der einen Seite der Schutzengel mit Kind


Bild-Nr.: G-Pf-53
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Auf der Glocke steht auf Deutsch übersetzt: „Seinen Engeln hat er befohlen, Dich zu behüten.“

Die Glocke hat ein Gewicht von 620 Kilogramm, am unteren Rand einen Durchmesser von einem Meter und den Ton gis. Zum Einsatz kommt sie bei Taufen und die ersten fünf Minuten vor dem Morgengottesdienst am Mittwoch.


Bild-Nr.: G-Pf-54
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

54

Auf der andern Seite ein Engelskopf mit Flügeln.


Bild-Nr.: G-Pf-54.1
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

54.1

Die Hilariaglocke ist der Katakombenheiligen Hilaria gewidmet.


Bild-Nr.: G-Pf-55
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die Gebeine der Heiligen Hilaria

Die Gebeine dieser Heiligen wurden seit 1653 in der Kirche Mellingen aufbewahrt. Deren sterbliche Überreste entnahm man einer Katakombe in Rom, einer unterirdischen Begräbnisstätte, als die Christen im Römischen Reich noch verfolgt wurden. Bis zur Restauration der Kirche 1970 bis 1972 lagen die Gebeine in einer Nische zwischen Altartisch und Kreuzigungsbild auf dem rechten Seitenaltar. Die in kostbare Stoffe eingenähte Figur ist auf diesem Foto ( stark vergrössert) nur undeutlich sichtbar.


Bild-Nr.: G-Pf-56_11034.1.1A
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Auf dem Glockenmantel der Hilariaglocke ist ein schlichtes Kreuz....


Bild-Nr.: G-Pf-57
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die Hilariaglocke

Auf der anderen Seite ist eine lateinische Inschrift angebracht, zu Deutsch: „Heilige Hilaria, bitte für uns! Gott allein die Ehre.“ In einem Zweizeiler wird auch an die edlen Spender gedacht: „Allen die zum Guss mir gaben / mögen Gottes Segen haben.“
Die Hilariaglocke läutet die letzten 4 Minuten vor dem Gottesdienst am Mittwochmorgen. Von Montag bis Freitag erklingen um 15 Uhr nachmittags – zum Gedenken an Jesu Tod – zuerst drei Minuten die Hilariaglocke, darauf drei weitere Minuten die nächst grössere Glocke, die Johannesglocke.


Bild-Nr.: G-Pf-58
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die Johannesglocke

Diese Glocke ist bekanntlich dem Patron der Kirche, Johannes dem Täufer, gewidmet. Bei dieser Gelegenheit weisen wir auf das monumentale Gemälde hin, das bis 1970 das Gewölbe des Kirchenschiffs zierte.
Dieses wurde – für viele Gläubige unbegreiflich – in Zusammenhang mit der Innenrestauration entfernt. Es zeigte Johannes den Täufer, wie er Jesus im Jordan tauft. Geschaffen wurde dieses Bild 1918 vom Luzerner Kunstmaler Georg Troxler.


Bild-Nr.: G-Pf-59_11003.1
Bild: © Aarg. Denkmalschutz_MEL005_1970_30478_Deckenbild
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Aarg. Denkmalschutz_MEL005_1970_30478_Deckenbild

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Die Johannesglocke

Sie wiegt 1200 Kilogramm und hat Ton E.
Sie läutet am Morgen um 6 Uhr, beim Mittagläuten um 11 Uhr, am Nachmittag um 15 Uhr nach der Hilariaglocke und beim Abendläuten um 19 Uhr.


Bild-Nr.: G-Pf-60
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Johannesglocke

Die Johannesglocke verleiht dem Ablauf des Werktags die zeitliche Struktur. In lateinischer Sprache lesen wir „Parate viam Domini“ zu Deutsch „Bereitet den Weg des Herrn“. Auch hier wird an jene gedacht, die den Guss dieser Glocke ermöglichten. -> siehe nächstes Bild


Bild-Nr.: G-Pf-61
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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„Darum war auch ich gegossen / da der Leute Gaben flossen“.


Bild-Nr.: G-Pf-62
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Auf der anderen Seite das Bild des Täufers


Bild-Nr.: G-Pf-63
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Nahaufnahme der Johannesglocke


Bild-Nr.: G-Pf-64
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die Muttergottesglocke

Sie ist 2100 kg schwer und hat den Ton cis. Sie ist in gewissem Sinn die Glocke der Verstorbenen.


Bild-Nr.: G-Pf-65_11061.7
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Mit der Muttergottesglocke wird 30 Minuten vor dem Beerdigungsgottesdienst geläutet.


Bild-Nr.: G-Pf-66
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Die Muttergottesglocke hören wir auch beim sogenannten Endläuten.

Mit dieser Glocke wird also geläutet, wenn jemand am Lebensende angekommen ist.


Bild-Nr.: G-Pf-67
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Man nennt die Muttergottesglocke auch Totenglocke

Dass es bei diesem Klangkörper um die Totenglocke handelt, sehen wir auch an der Beschriftung: „Mortuos plango“, zu Deutsch: “Ich beklage die Toten.“ Darüber Maria mit dem Leichnam Jesu.

Stirbt ein Mann wird dreimal geläutet und zweimal unterbrochen.
Beim Tod einer Frau erklingt die Glocke zweimal und es wird einmal unterbrochen.

Weiter unten werden die Glockenspender erwähnt: „Die Herrlichkeit der Welt vergeht, nur was wir Gutes tun, besteht.“


Bild-Nr.: G-Pf-68
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

68

Auf der anderen Seite ...

..sehen wir Maria mit Kind im Strahlenkranz und die Aufschrift „Salve Regina mater misericordiae“, zu Deutsch „Sei gegrüsst Du Königin, Mutter der Barmherzigkeit.“


Bild-Nr.: G-Pf-69
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

69

Die Dreifaltigkeitsglocke

Sie ist 4120 kg schwer und klingt mächtig und erhaben mit Ton A.
Dies ist das weitausgrösste Exemplar im Geläut der Pfarrkirche und etwa gleich schwer wie die drei Glocken zu Ehren von Hilaria, Johannes und Maria zusammen. Am unteren Rand beträgt der Durchmesser fast zwei Meter. Vor den Sonntagsgottesdiensten wird um 11 Uhr zuerst 9 Minuten mit der Dreifaltigkeitsglocke geläutet, dann mit den vier andern zusammen. Das Gleiche gilt auch vor den Hochzeiten und den Beerdigungsgottesdiensten. Nach jeder Bestattung wird fünf Minuten mit der Dreifaltigkeitsglocke geläutet.


Bild-Nr.: G-Pf-70
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

70

Auf dem Glockenmantel ist die Dreifaltigkeit abgebildet.

Man liest auf Deutsch übersetzt: „Es segne uns Gott der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“


Bild-Nr.: G-Pf-71
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

71

Auf der Rückseite wird an die Spender gedacht: „Irdisch‘ Glück und ewig‘ Leben möge Gott den Spendern geben!“

Links dieses Zweizeilers ist das alte Mellinger Wappen mit Kugel angebracht -> siehe G-Pf-73
Rechts das heutige Löwenwappen -> siehe G-Pf-74


Bild-Nr.: G-Pf-72
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

72

Das Kugelwappen


Bild-Nr.: G-Pf-73
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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Das Löwenwappen


Bild-Nr.: G-Pf-74
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

74

Die Kirchenuhr mit Schlagwerk zierte bis 1911 den oberen Teil der Stirnfront.


Bild-Nr.: G-Pf-75_06078A
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 75

Die Kirchenuhr mit Schlagwerk

Bei der Innen- und Ausserrestauration der Kirche 1911/1912 brachte man eine neue Uhr in einem über den Giebel ragenden Aufbau an, darüber ein Steinkreuz.


Bild-Nr.: G-Pf-76_11009.3A
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

ca. 76

Das gesamte Geläut

Alle Viertelstunden schlägt die Hilaria- und Johannesglocke, die vollen Stunden gibt die Hilariaglocke an.

Das gesamte Geläut hören wir vor dem Gottesdienst am Sonntagmorgen vor halb 11 Uhr sowie am Sonntagabend um 18 Uhr vor dem Italienergottesdienst, dann, wie schon erwähnt, an Hochzeiten und bei Beerdigungen.
Mit allen Glocken wird auch am 1. August mittags vor halb 12 Uhr und am Abend um 20 Uhr geläutet.
Beim Jahreswechsel wird 10 vor 24 Uhr 8 Minuten lang das alte Jahr ausgeläutet und ab 2 nach 24 Uhr 13 Minuten lang das neue Jahr eingeläutet.

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Diese Foto wurde am 29. August 1959 gemacht, als die Glocken eingeweiht wurden.


Bild-Nr.: G-Pf-77_11061.3
Bild: Fotoarchiv Mellingen
Text: Rainer Stöckli
Copyright: Fotoarchiv Mellingen

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Die Glocken im Turm

Oben von links nach rechts die Schutzengel-, die Hilaria- und die Johannesglocke, unten die Dreifaltigkeits- und die Marienglocke. Ganz speziell ist das sogenannte Sonntagseinläuten am Samstagnachmittag um 15 Uhr: Zuerst wird 2 Minuten lang die kleinste Glocke, die Schutzengelglocke, geläutet, dann immer 2 Minuten die nächstgrössere bis zur Dreifaltigkeitsglocke und schliesslich erklingt 3 Minuten lang das ganze Geläut.


Bild-Nr.: G-Pf-78
Bild: Viktor Zimmermann
Text: Rainer Stöckli
Copyright: © Viktor Zimmermann

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